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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Angst vor Donnerwetter Wie Sie Ihrem Hund bei Gewitter helfen
Die Wolken ziehen sich zusammen, das erste Donnern ist zu hören. Für viele Hunde bedeutet Gewitter Stress. Eine Hundetrainerin gibt Tipps für den Ernstfall.
Gewitter sind wohl für kaum jemanden angenehm. Sie sind laut, nass und ungemütlich. Einige Hunde haben jedoch regelrechte Panik vor Gewittern und flüchten beim ersten Donnergrollen unter das nächstbeste Möbelstück.
Das könnte laut Hundetrainerin Gülay Pohlmann am Gehör und der Wahrnehmung der Hunde liegen: "Geräusche, die Hunde nicht orten können, wie beispielsweise auch Lautsprecher oder Silvesterraketen, wirken für sie bedrohlich. Sie haben außerdem eine andere Selbstwahrnehmung als Menschen. Hunde beziehen alles auf sich und sind daher in ihrer Angst gefangen, weil sie sich die Geräusche nicht erklären können."
Anzeichen von Angst beim Hund
Rennt ein Hund kopflos durch die Wohnung oder versucht, sich unter Möbeln zu verstecken, ist die Angst sehr sichtbar. Doch auch subtilere Verhaltensweisen deuten laut Hundeexpertin Pohlmann auf Angst hin: "Zum einen gibt es das sogenannte Stresshecheln. Dabei gehen die Mundwinkel nach hinten, die Zunge bleibt im Maul. Was aussieht, als würde das Tier grinsen, ist ein eindeutiges Zeichen von Unwohlsein."
Aufgerissene Augen sowie Speichelfluss sind weitere Anzeichen von Angst. Sucht der Hund vermehrt nach Blickkontakt und blinzelt, sind dies sogenannte Calming Signals (Beruhigende Signale): Er möchte sein Gegenüber beschwichtigen.
Die Anzeichen von Angst können von Hund zu Hund variieren. Während einige laut werden und durch die Wohnung rennen, werden andere sehr ruhig und ziehen sich zurück. Auch vermehrtes tiefes Gähnen mit einer Lautentwicklung und sogenanntes Stressstrecken könnte auf Unsicherheit hinweisen. Diese Anzeichen sind sehr subtil, man sollte sein Tier also gut beobachten.
Ist die Angst so stark ausgeprägt, dass ein Hund sich einkotet oder -pinkelt, rät Pohlmann dringend dazu, einen Hundetrainer aufzusuchen: "In solchen Fällen ist meistens etwas mit der Sozialisierung schiefgelaufen. Hunde sollten ihre Besitzer als Rudelführer ansehen, sich bei ihnen sicher fühlen und an ihrem Verhalten orientieren. Bei extremer Angst ist das nicht gegeben und ein Training kann helfen."
Ein Gewitter steht an: Wie bereite ich meinen Hund vor?
Pohlmann rät dazu, dem Gewitter möglichst wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Bleibt man selbst ruhig, überträgt sich das auch auf den Hund. Wichtig ist es, dem Hund Nähe zu geben – wie etwa Kontaktliegen, den Hund also nah bei sich zu haben.
"Man sollte den Hund nicht streicheln und ihm übermäßig gut zureden", so Pohlmann. "Das ist eine menschliche Reaktion auf Angst, die mit den Bedürfnissen von Hunden nicht übereinstimmt. Besser ist es, einfach die Hand auf die Brust des Hundes zu legen oder ihm ein enges Shirt anzuziehen. Das gibt dem Tier Stabilität und Sicherheit."
Auch kann es helfen, Fenster und Türen gegen den Lärm zu schließen und dem Hund eine Rückzugsmöglichkeit wie eine Box zu geben. Ruhige, klassische Musik laufen zu lassen sowie ein paar Tropfen Lavendelöl im Raum zu verteilen, kann beruhigend wirken.
Langfristige Lösungen für Hunde bei Gewitter
Um das eigene Tier langfristig an Gewitter zu gewöhnen und damit für Entspannung zu sorgen, ist das richtige Training wichtig. Hundecoach Pohlmann empfiehlt, Entspannungssignale zu etablieren und zu trainieren.
Dabei soll in ruhigen Situationen geklickert oder ein bestimmtes Wort benutzt werden. Nach einiger Zeit verbindet der Hund das Signal dann mit Entspannung. Nutzt man dieses bei einem aufkommenden Gewitter, weiß der Hund, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.
Auch die positive Konditionierung bei kleinen Reizen wie Regen oder einem entfernten Gewitter kann helfen. "Es hilft dem Hund, ihm auch in weniger stressigen Situationen Futter anzubieten, sich selbst zu freuen und gelassen zu sein", so Pohlmann. Dadurch wird vermittelt, dass man selbst keine Angst hat, laute Geräusche nichts Schlimmes sind und manchmal sogar mit einem Snack einhergehen.
- Interview mit Hundecoach Gülay Pohlmann