Grün ohne Sonnenlicht Tipps für schattige Gärten und Balkone
Von wegen Schattendasein: Sonnenarme Gärten und Balkone sind kein Nachteil. Mit den richtigen Pflanzen lassen sich auch schattige Ecken in ein grünes Refugium verwandeln.
Sonne, Sonne und nochmals Sonne: So stellen sich viele Gärtnerinnen die idealen Bedingungen für ihr Paradies vor. Die Realität jedoch sieht meist anders aus: Da werfen Bäume und Gebäude Schatten – stundenweise, in bestimmten Jahreszeiten oder dauerhaft. Auf Nordbalkonen ist direktes Sonnenlicht sowieso Mangelware.
Solche Lagen sind aber kein Grund zum Verzweifeln. "Oftmals geht schattigen Plätzchen der Ruf voraus, man könne dort nichts mit Erfolg pflanzen oder anbauen. Das stimmt so nicht", sagt Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. "Neben vielen Zierpflanzen gedeihen auch zahlreiche Obst- Gemüse- und Kräuterarten an schattigen Plätzen."
Schatten ist auch ein Lebensraum
"Schatten ist in der Natur ein spezieller Lebensraum, der von sehr spezialisierten Pflanzen bewachsen wird", sagt die Gartenbuchautorin Katrin Lugerbauer. "Gewächse aus der Wiese oder aus sonnigen Freiflächen kommen dort nicht klar, sondern mickern, wachsen ganz lange und umfallend zum Licht hin oder verschwinden innerhalb weniger Wochen."
Sie empfiehlt, sich mit dem Standort detailliert auseinanderzusetzen und die Pflanzen entsprechend auszuwählen. "Hilfreich ist es, beim Besuch der Gärtnerei ein Foto vom Standort mitzubringen – am besten mehrere aus verschiedenen Perspektiven, damit besser eingeschätzt werden kann, wie schattig es dort wirklich ist", rät Lugerbauer.
Kein Blütenmeer, aber auffälliger Blattschmuck
Ein buntes Blütenmeer ist an einem schattigen Standort nicht zu erwarten. Aber es gibt ja auch andere optische Highlights. Wagners Tipp: "Für dunkle Stellen im Garten weißblühende Pflanzen oder solche mit panaschierten Blättern verwenden. Sie setzen Akzente und hellen dunkle Ecken auf."
Unter Laubbäumen können Frühblüher wie Krokus, Frühlingsplatterbse und das Kaukasus-Vergissmeinnicht bis etwa Juni für Farbtupfer sorgen, sagt Lugerbauer. "Weiter in den Sommer hinein übernehmen die Blattschmuckpflanzen, da um diese Jahreszeit die Bäume dicht belaubt sind und wenig Licht auf den Boden fällt." Ihr Favorit für vollschattige Standorte sind Funkien.
Für den Schatten geeignet sind nicht nur bekannte Pflanzen wie Frauenmantel und Akelei, sondern auch elegante Schönheiten wie Salomonssiegel und Schaublatt. "Diese herrlichen Blattschmuckstauden mögen etwas feuchtere Böden und werden riesig. Je nach Sorte sind die Blätter rundlich oder geteilt, wie das einer Kastanie", beschreibt Lugerbauer. Wer einen besonderen und trotzdem robusten Bodendecker sucht, dem rät sie zu Elfenblumen oder Japanwaldgras.
Ein weiterer Klassiker für vollschattige Standorte: Farne. Lugerbauer empfiehlt den filigranen, buschig wachsenden Pfauenradfarn (Adiantum pedatum), den tropisch wirkenden Königsfarn (Osmunda regalis) und wintergrüne Schildfarne (Polystichum) mit den klassisch-dunkelgrünen, in einem Bogen überhängenden Farnwedeln.
Auch Küchenkräuter wachsen im Schatten
Bei Essbarem kommt es auf die Schattenart an. "Viele Arten und Sorten gedeihen auch im Schatten", sagt Wagner. "Bei strengen Nordlagen muss man jedoch auf Obst, Gemüse oder Kräuter verzichten, man kann aber hier auch experimentieren." Gut gedeihen aber Schnittlauch, Sauerampfer, Petersilie, Minze, Zitronenmelisse und Süßdolde.
Für den Halbschatten geeignet sind beim Gemüse Rote Bete, Radieschen, Salate, Lauch, Möhren und Kohlrabi. "Vor allem Kohlarten fühlen sich im Halbschatten wohler als an vollsonnigen Standorten", sagt der Experte. Wer Obst anbaue möchte, dem rät er zu Kulturheidelbeere, Johannisbeere, Brombeere, Walderdbeere und Schattenmorelle.
- Nachrichtenagentur dpa
- Literatur: Katrin Lugerbauer: Schattenstauden. Die dunkle Seite Ihres Gartens. Ulmer Verlag, 2017, 168 S., 24.90 Euro, ISBN-13: 978-3800108312