Wohnen Zum Küchentrend 2015 gehören Beton und Schiefer
Weiße Küchenfronten waren gestern. Für den aktuellen Küchentrend überraschen die Hersteller mit ungewöhnlichen Materialien. Beton und Stein machen aus der Küche eine rustikal-moderne Kochwerkstatt. Möglich machen es neue Verarbeitungsmöglichkeiten bei den Materialen. So lässt sich honiggleicher Beton nun hauchdünn ausstreichen und Stein wird wie Furnier verarbeitet. So sehen die Küchentrends 2015 aus.
Leicht Küchen nennt sein Modell Concrete, was auch die englische Bezeichnung für Beton ist. Die Fronten bestehen aus MDF-Trägerplatten, die mit Polyester gefüllt sind. Sie werden seidenmatt lackiert. Darauf kommt von Hand eine feine Betonschicht von nur 0,5 bis 1 Millimeter Stärke – eine für diesen Baustoff lange Zeit unmögliche Stärke.
Neuer Beton macht Küchentrend möglich
Möglich ist das mit sogenanntem Hochleistungsbeton. Er kann zu sehr dünnen und damit leichten Platten gegossen werden, die nicht brechen – eine Neuheit. "Dafür wird Zement sehr fein gemahlen und mit anderen Zusatzmitteln ergänzt", erklärt Ulrich Nolting vom Informationszentrum Beton in Erkrath bei Düsseldorf. Das führt zu einem wesentlich höheren Festigkeitsgrad und damit zu neuen Einsatzmöglichkeiten.
Beton wie Honig
Auch andere neue Mischungen kommen im Möbelbau zum Einsatz. So lassen sich neuerdings sehr dichte Oberflächen aus Beton gießen, die nicht mehr wie üblich mit Rüttlern nachbearbeitet und von Luftbläschen befreit werden müssen. "Selbstverdichtender Beton hat in etwa die Konsistenz von Honig", erläutert Nolting. "Er fließt langsam in jede Ecke und in jeden Winkel." Diese Mischungen wie auch sogenannter leichtverdichtender Beton haben andere Rezepturen als herkömmlicher Beton und lassen sich daher entsprechend für andere Formen verwenden. So werden zum Beispiel runde statt gebrochene Gesteinskörnungen und besondere Sande verwendet.
Wird Beton nicht versiegelt, gibt's Flecken
Beton eignet sich laut dem Experten gut für die Küche und dort als Unterlage für die Speisenzubereitung – mit einer Ausnahme. Kommt es in Kontakt mit Lebensmittelsäure zum Beispiel aus Zitrusfrüchten, wird die Fläche zwar nicht beschädigt, aber fleckig, sagt Nolting. "Diese Patina lieben manche und finden das ganz toll." Wer lieber eine Oberfläche hat, auf der sich mit der Zeit keine Gebrauchsspuren des Alltags zeigen, kann das Material beschichten lassen, ähnlich wie das mit Holz gemacht wird.
Holz und Glas passen gut zum aktuellen Küchentrend
Die Betonfronten der Küche namens Horizon Forum Stucco von Zeyko werden zum Beispiel zum Schluss zweifach mit Strapazierlack versiegelt. Das mache den Betonspachtel küchentauglich, erläutert Zeyko-Marketingleiter Tobias Hollerbach. Kombiniert werden die Fronten mit Elementen aus Nussbaum oder lackiertem Glas.
Von wegen grau: Auch braune Küchenflächen sind möglich
"Ich finde besonders spannend, dass Beton auch für den Einsatz im Wohn-, Bad- oder Kochbereich heute in einer großen Auswahl an Farben angeboten wird", sagt Nolting. Das lässt das bislang nur mausgraue bis mattweiße Material ganz anders als gewohnt wirken: Es strahlt Wohnlichkeit und Wärme aus. Concrete von Leicht Küchen ist in den üblichen Grautönen, aber auch in Rostfarben erhältlich. In drei Brauntönen ist Horizon Forum Stucco von Zeyko bestellbar.
Auch Stein gehört zum Küchentrend 2015
Nicht nur Beton, sondern auch Steine werden im designlastigen Küchenbau gerne verwendet, bislang aber nur für die Arbeitsplatte. Neu auf dem Markt sind auch hier erste Modelle mit Steinfronten der Schränke. Strasser Steine produzierte bislang nur Arbeitsplatten, aber mit ST-ONE stellte es kürzlich sein erstes Küchenmöbel vor. Der mit Steinplatten überzogene Korpus besteht aus Ahorn oder Räuchereiche, die Bekantungen sind aus Aluminium in Edelstahloptik. Möglich ist die Produktion aus verschiedenen Steinen in vier Farben. Der Solitär in Kubus- oder Quaderform soll laut Geschäftsführer Johannes Artmayr mit Wandelementen anderer Hersteller kombinierbar sein.
Stein gibt es auch als Furnier
Aber solche hochwertigen Materialien und die aufwendigen Produktionsverfahren für die Küchenmöbel sind teuer und nichts für jeden Haushalt. Weiterhin beliebt sind daher Möbel mit günstigerem Furnier. Das kennt man vom Möbelbau mit Holz: Furnier sind dünne Holzblätter, die auf Span-, MDF- oder Multiplexplatten geleimt werden und das Möbel aussehen lassen, als wäre es komplett aus Massivholz gefertigt. So ähnlich kann man das auch mit Stein machen: Auf Schieferfurnier setzt das Unternehmen Ballerina Küchen, auch die neue Küche Stone von Rempp Küchen ist mit echtem Steinfurnier überzogen.
Lack wie Leder – und das in der Küche!
Mit neuen Produktionstechniken ist heute sowieso fast alles in der Küche möglich – auch das für Küchenmöbel ungewöhnliche Erscheinungsbild von ewe. Die Kollektion Vida des Unternehmens sieht aus, als wären die Fronten mit Leder bezogen. Dabei handelt es sich aber um einen Lack, der nicht nur das Erscheinungsbild von Leder imitiert. Er soll sich auch so anfühlen, aber robust genug für die Nutzung in der Küche sein.
Auch der Dunst verschwindet immer schicker
Dunstabzugshauben sind mittlerweile wahre Hingucker. Manche Modelle wirken wie stylische Lampen, andere Modelle sehen einem Flachbildschirm ähnlich. Solche schräg angebrachten Modelle sind beliebt, weil sie mehr Platz bieten – und man könne besser in die Töpfe schauen, erklärt Stefan Kinkel, Geschäftsführer von Neff. "Mehr und mehr im Trend sind auch Deckenlüftungen." Diese sind kaum auszumachen, es wirkt so, als ob nur Deckenlichter über dem Herd installiert wurden.
Nach Waschmaschinen, Kühlschränken und Backöfen tragen Dunstanzugshauben für den Haushalt nun auch ein Energieeffizienzlabel der Europäischen Union. Seit 1. Januar dürfen neue Geräte nur noch damit in den Handel kommen.
Derzeit gibt es bei den Dunstabzugshauben eigentlich die Klassen A bis G, sie werden mit einer von Rot bis Grün reichenden Skala auf dem Label verdeutlicht. Freiwillig können die Hersteller bereits die Klassen A+ bis F nutzen, die ab 1. Januar 2016 Pflicht werden. Freiwillig können dann A++ bis E genutzt werden. Da der geringere Energieverbrauch nicht zulasten der Funktion gehen soll, werden auch die Beleuchtungseffizienz, die Luftführungseffizienz und der Fettabscheidegrad in Klassen eingeteilt und auf dem Label erwähnt.
"Es ist natürlich ein Marketinginstrument der Händler", sagt Kirk Mangels, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK). Sie können mit gleicher Leistung bei weniger Verbrauch werben. Aber mancher Hersteller fährt die Erwartungen des Verbrauchers an die energieeffizienten Hauben auch runter: Die zu erwartenden Stromkosten seien über das Jahr gesehen nicht groß. Laut Miele erzeugt eine Dunstabzugshaube der Klasse A+ bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde 9,30 Euro Stromkosten pro Jahr, bei einem Gerät der Klasse B 20,10 Euro – wenn beide Modelle täglich 60 Minuten genutzt werden und das Licht 120 Minuten brennt.