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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuer Ausbruch in Peking Kann das Coronavirus durch Lachs übertragen werden?
Nach einem Ausbruch des Coronavirus in Peking hat China einen mutierten Typ des Erregers aus importiertem Lachs im Verdacht. Doch wie hoch ist das Risiko, sich über Lebensmittel zu infizieren? Und kann die Mutation des Virus gefährlich werden?
Die Hauptstadt soll virenfrei bleiben: Das war seit Monaten das Ziel der chinesischen Staatsführung. Doch nun erlebt Peking wieder einen größeren Ausbruch: Auf dem Großmarkt Xinfadi in Peking wurden seit Donnerstag Dutzende Infektionen entdeckt. Inzwischen gibt es weitere Fälle auf dem Großmarkt Yuquandong im nordwestlichen Stadtteil Haidian und auf dem Honglian-Markt im Stadtteil Xicheng. Die Märkte wurden sofort geschlossen.
In den riesigen Märkten, in denen täglich große Mengen an Meeresfrüchten, Gemüse und Obst verkauft werden, arbeiten Tausende Menschen. Sie sollen nun alle getestet werden. Zahlreiche Wohnviertel in der Region rund um den Xinfadi-Markt wurden abgeriegelt, Kindergärten und Grundschulen sowie weitere Märkte geschlossen. Nun grassiert in China nicht nur die Angst vor einer zweiten Welle. Auch hinsichtlich der Herkunft der neuen Infektionen herrscht Verunsicherung. Zumal es sich laut vorläufigen Untersuchungen bei dem auf Xinfadi entdeckten Virus um einen anderen Typ als den bisher in China gängigen Virusstamm handeln soll.
Behörden: Virus könnte von importiertem Lachs ausgegangen sein
Was bis jetzt von den Behörden bekannt ist, sorgt bei einigen Menschen für Beunruhigung: Laut Medienberichten fanden Ermittler bei einer großflächigen Probenentnahme auf dem Großhandelsmarkt das Coronavirus SARS-CoV-2 auf Schneidebrettern, auf denen importierter Lachs geschnitten worden sein soll.
Noch ist allerdings weder gesichert, ob die Infektionen auf dem Markt tatsächlich von dem Lachs ausgingen. Es könnte auch ein bereits infizierter Mitarbeiter auf das Schneidebrett gehustet haben oder aber an ganz anderer Stelle die Infektionskette ihren Anfang genommen haben.
Zudem gilt auch für den im Verdacht stehenden Lachs: Woher der Fisch stammte, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar. Sicher ist nur, dass China viel Lachs unter anderem aus Norwegen importiert. Als Reaktion auf die von den chinesischen Behörden geäußerte Vermutung haben viele Supermärkte in Peking importierten Lachs aus dem Angebot genommen. Dadurch wiederum rutschten prompt Aktien norwegischer Lachszüchter ab. Doch wie berechtigt ist die Angst, dass sich Menschen über Fisch infiziert haben könnten?
Wie hoch ist das Risiko, sich durch Lachs und andere Lebensmittel anzustecken?
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie beschäftigt Verbraucher und Forscher die Frage, ob der Erreger der Lungenerkrankung Covid-19 auch durch Lebensmittel auf den Menschen übergehen kann.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt diesbezüglich allerdings vorsichtige Entwarnung. Es gebe derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel mit SARS-CoV-2 infiziert haben, schreibt das BfR. Auch für eine Übertragung des Coronavirus durch den Kontakt mit verunreinigten Gegenständen oder Oberflächen gebe es derzeit keine belastbaren Belege.
Auch die Welternährungsorganisation FAO (Food and Agriculture Organization) sieht weiterhin keine Hinweise darauf, dass Tierprodukte zur weltweiten Verbreitung des Coronavirus beitragen. "Fleisch von gesundem Vieh, das gründlich gekocht wird, bleibt ein sicheres Lebensmittel", heißt es von der Organisation. Auch Fisch und Meeresfrüchte, die den nationalen und internationalen Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit entsprechen, würden bislang kein Problem darstellen.
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Kann man sich über Tiefkühlkost mit Sars-CoV-2 infizieren?
Doch wie steht es um das Risiko, sich über tiefgekühltem Lachs oder andere TK-Waren mit dem Erreger zu infizieren? Dazu schreibt das BfR: "Bisher gibt es keine Hinweise zu Infektionsketten von Sars-CoV-2 über den Verzehr von Lebensmitteln, inklusive tiefgekühlter Lebensmittel."
Allerdings seien die bisher bekannten Coronaviren SARS und MERS tatsächlich auch bei niedrigen Temperaturen überlebensfähig. Diese Erreger könnten auch im gefrorenen Zustand bei minus 20 Grad Celsius bis zu zwei Jahre infektiös bleiben. Gleiches könnte auch für das neue Coronavirus gelten.
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So schützen Sie sich in der Küche vor einer Infektion
Obgleich eine Infektion mit dem Coronavirus über Fisch und Lebensmittel vermutlich sehr unwahrscheinlich ist, raten Experten dennoch dazu, bei der Zubereitung und dem Genuss von Speisen bestimmte Hygieneregeln zu beachten.
Die Verbraucherzentrale Hamburg verweist auf folgende Hygieneregeln:
- Wählen Sie Ihre Lebensmittel sorgfältig aus, kühlen Sie diese gegebenenfalls und bringen Sie Ihren Einkauf zügig nach Hause.
- Waschen Sie Ihre Hände vor der Essenszubereitung stets mit warmem Wasser und Seife, auch zwischen den Fingern und unter den Fingernägeln (mit einer Bürste).
- Reinigen Sie Oberflächen und Gerätschaften regelmäßig und gründlich.
- Geben Sie Küchenhandtücher, -lappen und -schwämme alle paar Tage in die Wäsche oder verwenden Sie bei Bedarf Einmal-Papiertücher.
- Waschen Sie Obst, Gemüse und Salat vor dem Verzehr immer mit Trinkwasser und lassen Sie die Lebensmittel nicht lange nass liegen. Die Temperatur des Waschwassers sollte nach Möglichkeit höher sein als die vom Obst oder Gemüse selbst. Schälen kann eventuelle Kontaminationen darüber hinaus wirksam reduzieren.
- Das Erhitzen von Speisen bei Temperaturen von über 60 Grad kann Infektionen ebenfalls verhindern, denn Coronaviren sind hitzeempfindlich.
- Durch Einfrieren hingegen werden die Viren nicht abgetötet. Sie können Kälte gut vertragen und überleben auch bis zu minus 20 Grad Celcius.
Die FAO mahnt zudem, dass es auch unabhängig vom Coronavirus jederzeit gefährlich sei, tierische Produkte zu verzehren, bei denen die Herkunft unbekannt ist oder Fleisch von Tieren zu essen, die aus unbekannten Gründen gestorben sind. Auch rohes Wildfleisch oder ungekochte Gerichte aus Wildtierbestandteilen sollten nicht verzehrt werden. Dabei können eine Menge Infektionen auftreten, die unabhängig vom Coronavirus gefährlich sein können.
Könnte der mutierte Typ des Virus gefährlich werden?
Das in Peking entdeckte Virus unterscheidet sich laut einer vorläufigen Analyse möglicherweise von dem Stamm, der in China bislang weit verbreitet ist. Dies habe die Sequenzierung des Genstamms gezeigt, wie Zeng Guang, Chefepidemiologe des chinesischen Zentrums für Krankheitsprävention und -kontrolle (CDC), nach Angaben der staatlich kontrollierten "Global Times" erläuterte. Laut dem Wissenschaftler sind aber bisher erst zwei Proben untersucht worden, es seien weitere Tests nötig. Ein Vergleich mit Genanalysen aus anderen Ländern soll helfen, die Herkunft des neuen Virustyps in Peking zu ermitteln und so nachzuvollziehen, ob das Virus aus den Herkunftsländern des importierten Lachses stammen könnte.
Sorge angesichts der Mutation des Virus ist allerdings vermutlich unangebracht. Schon Anfang März hatten brasilianische Forscher der Universität Sao Paulo in Zusammenarbeit mit der britischen Universität Oxford bei ihrer Genomsequenz-Analyse des Virus eine interessante Entdeckung gemacht: Ihre Untersuchung zeigte, dass das Virus im Durchschnitt einmal im Monat leicht mutiert. Weltweit sind also schon mehrere Monate mehrere leicht unterschiedliche Virustypen aktiv.
Zwar könnten laut neuen Untersuchungen von US-Forschern der kalifornischen Forschungseinrichtung Scripps Research bestimmte Veränderungen im Virenerbgut den Erreger ansteckender machen. Die Analysen fanden allerdings unter Laborbedingungen statt. Damit ist nicht gesichert, ob die mutierte Virenvariante den Erreger in der Praxis tatsächlich ansteckender macht.
Die leichten Unterschiede bei den Erregern in verschiedenen Patienten haben auch einen positive Seite: Sie könnten helfen, die Übertragungswege des Virus in der Welt besser nachzuvollziehen. Ob diese Rückverfolgung über die die Abstammungslinie im Falle des neuen Ausbruchs von Peking tatsächlich gelingen wird, ist jedoch noch unklar.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Global Times: "Strain in Beijing COVID-19 outbreak not like the type circulating in China: CDC chief epidemiologist"
- Bundesinstitut für Risikobewertung: "Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Gegenstände übertragen werden?"
- Verbraucherzentrale Hamburg
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Informationen zum Coronavirus SARS-CoV-2 / COVID-19"
- Food and Agriculture Organization of the United Nations: "FAQ Coronavirus"
- Scripps Research Institute: "The D614G mutation in the SARS-CoV-2 spike protein reduces S1 shedding and increases infectivity"
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
- Eigene Recherche