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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ausbreitung von Covid-19 Unterschied: Pandemie oder Epidemie?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Ausbreitung des Coronavirus zur Pandemie erklärt. Was bedeutet das? Und was ist der Unterschied zu einer Epidemie?
Nachdem sie die Bezeichnung "Pandemie" mit Blick auf das Coronavirus lange vermieden hatte, sieht die WHO darin nun offiziell eine Pandemie. "Pandemien sind weltweite Epidemien, die sich durch die Übertragung von Mensch zu Mensch über weite Regionen erstrecken und in der Regel viele Personen betreffen", sagt Dr. Stefan Moritz, Leiter der Klinischen Infektiologie am Universitätsklinikum Halle.
Große Epidemien der vergangenen Jahre: SARS und Schweinegrippe
Epidemien beschränken sich örtlich nur auf bestimmte Landstriche oder Länder. Pandemien hingegen breiten sich laut der bisherigen Definition durch die WHO länder- und kontinentübergreifend aus. Das war zum Beispiel bei der schnellen Ausbreitung des SARS-Virus über vier Kontinente in den Jahren 2002/2003 der Fall. An der Definition von SARS als Pandemie wird ersichtlich, dass jedoch auch bei Pandemien einige Regionen nicht betroffen sein können.
Düsteres Pandemie-Szenario der Bundesärztekammer
Bekannt wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach Influenza-Epidemien oder Grippewellen: Die folgenreichste Pandemie des vergangenen Jahrhunderts war die der Spanischen Grippe von 1918 bis 1920. Sie forderte geschätzte 20 bis 50 Millionen Tote weltweit. In jüngerer Zeit sorgte der Influenza-Erreger H1N1 der Schweinegrippe für Angst. Der Ausbruch in den Jahren 2009 bis 2010 hatte geschätzte 100.000 bis 400.000 Tote zur Folge.
Zu den Auswirkungen einer Grippe-Epidemie schreibt die Bundesärztekammer: "Bei einer Influenzapandemie führt die fehlende Grundimmunität in der Bevölkerung zu einer erhöhten Zahl von schweren Erkrankungen und Toten." In einem realistischen Szenario müsse mit einer etwa zehnfach höheren Zahl von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen gerechnet werden. Das könne schnell die Funktionstüchtigkeit des Wirtschaftslebens und der öffentlichen Ordnung gefährden sowie zu einer Überlastung der Gesundheitsversorgungsstrukturen führen.
Wichtiger als die Definition: Fakten, Vernunft und Solidarität
Die WHO hat unterdessen klar gestellt, was abseits einer Definition der Covid-19-Verbreitung wichtig ist: "Unser größter Feind ist nicht das Virus. Unsere größten Feinde sind Angst, Gerüchte und Stigma", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus Ende Februar in Genf.
Wichtig seien jetzt Fakten, Vernunft und Solidarität. Zudem sollten allen Menschen weiterhin die Ratschläge der Gesundheitsdienste präsent sein, so Tedros. Dazu gehöre vor allem, sich häufig und gründlich die Hände zu waschen, nur vertrauenswürdige Quellen zu nutzen und sich beim Verdacht einer Infektion von anderen Menschen fernzuhalten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Johns Hopkins University
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP, Reuters
- Robert Koch-Institut: Hygienemaßnahmen
- WHO: Advice for the public
- Eigene Recherchen