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Aktien: Sollte ich jetzt in Nebenwerte investieren?


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Empfindliche Aktien
Warum Sie auf Börsenzwerge setzen sollten

  • t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
MeinungEin Gastbeitrag von Jessica Schwarzer

Aktualisiert am 24.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Die Kurse gehen nach oben (Symbolbild): Auch auf kleine und mittelgroße Unternehmen sollten Anleger einen Blick werfen.Vergrößern des Bildes
Die Kurse gehen nach oben (Symbolbild): Auch auf kleine und mittelgroße Unternehmen sollten Anleger einen Blick werfen. (Quelle: nespix/getty-images-bilder)
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Normalerweise versprechen Aktien aus der zweiten Reihe gute Renditen. Seit einiger Zeit läuft es etwas anders. Warum Sie trotzdem in die Kleinen investieren sollten.

Klein, aber fein – das gilt auch an der Börse. Eigentlich heißt es immer, dass Aktien von kleineren und mittleren Unternehmen an der Börse besser laufen als die Aktien der großen Standardwerte. Vergleichen Sie nur die langfristige Entwicklung vom Nebenwerteindex MDax und seinem großen Bruder, dem Dax. So weit, so gut. Doch so einfach ist Börse leider nicht. Es gibt eben auch Phasen, da ist es genau andersherum.

Aktuell erleben wir eine solche Phase. Corona-Krise, Inflation, Zinswende – das ist vielen Börsenzwergen nicht gut bekommen. Auch der Börsenaufschwung der vergangenen Monate wird vor allem von ein paar großen Technologiekonzernen getrieben, alles andere und vor allem die Small und Mid Caps, wie die Nebenwerte im Börsendeutsch auch heißen, hinkt hinterher.

Das zeigt auch der Blick in die USA: Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen kommen auch dort in diesem Jahr kaum vom Fleck. Bisher hat der Nebenwerte-Index Russell 2.000 in Euro nur sechs Prozent zugelegt – neun Prozentpunkte weniger als der S&P 500. Erste Experten sprechen schon vom Nachholpotenzial, von guten Möglichkeiten zum Einstieg. Doch bevor Sie einen ETF auf den Russell 2.000 (davon gibt es einige) oder auch europäische beziehungsweise weltweite Nebenwerte kaufen, sollten Sie wissen, warum die Small und Mid Caps hinterherhinken.

t-online-Kolumnistin Jessica Schwarzer
(Quelle: Michel Passin)

Die Finanzexpertin

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.

Krisenanfälliger und weniger standfest

Es sind vor allem Rezessionsrisiken und steigende Zinsen, die den Russell 2.000 und auch alle anderen Nebenwerteindizes belasten. Nebenwerte reagieren empfindlicher auf Konjunkturschwankungen als die Aktien der großen Weltkonzerne, die in Indizes wie dem S&P 500 hoch gewichtet sind. Eine Überraschung ist die jüngste "Underperformance" deshalb nicht.

Kleinere und mittelgroße Unternehmen haben schwächere Bilanzen, einen höheren Anteil an variabel verzinslichen Krediten und geringere Margen. Das macht sie anfälliger, wenn die Inflation hoch ist und die Zinsen steigen.

Das klingt riskant, riskanter als ein Engagement in die großen Werte aus S&P 500 oder eben dem heimischen Dax. Warum also trotzdem investieren? Eben weil Nebenwerte langfristig besser abschneiden als die großen Standardwerte, allem Risiko zum Trotz. Wie immer an den Kapitalmärkten kassieren Sie nämlich eine Prämie dafür, dass Sie ein bisschen mutiger sind. Doch warum laufen sie überhaupt besser? Ganz einfach: Sie sind wahre Wachstumsmotoren.

Was für die Börsenzwerge spricht

Kleine Unternehmen sind extrem wendig. Auch deshalb weisen sie im Vergleich zu multinationalen Konzernen, also den Schwergewichten am Aktienmarkt, eine viel bessere Ertragsdynamik auf. Sie sind häufig noch in der Wachstumsphase des Unternehmenszyklus. Das bedeutet, dass sie viel innovativer und auch effizienter sein müssen, wenn sie künftig erfolgreich sein wollen. Das führt letztlich dazu, dass sie im Gegensatz zu großen Unternehmen langfristig schneller wachsen. Und das wird an der Börse goutiert.

Für zusätzlichen Schub sorgen mitunter auch Übernahmephantasien: Gerade in Phasen konjunktureller Erholung steigt das Interesse an Zukäufen bei den Schwergewichten, die auf der Suche nach weiterem Wachstum sind. Dabei geraten naturgemäß vor allem kleinere Unternehmen ins Visier, was ihnen zusätzliche Attraktivität verleiht.

Überrendite auf lange Sicht

Auf lange Sicht macht sich die Überrendite der kleineren und mittleren Werte besonders bemerkbar. Leider schneiden die Börsenzwerge nicht immer besser ab als die Riesen. Die Titel können nicht in allen Marktphasen überzeugen und entwickeln sich im Vorfeld und während einer Rezession oft schlechter als der Gesamtmarkt. Das liegt auch an der abnehmenden Risikobereitschaft vieler Investoren während solcher Phasen. Und genau dann können sich spannende Chancen zum Einstieg bieten.

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Natürlich sind wachstumsstarke Werte riskanter als die langfristig relativ stabilen Blue Chips. Es besteht – gerade bei jungen Unternehmen – jederzeit die Gefahr, dass sie mit ihrem Geschäftsmodell scheitern. Deshalb sollten Sie das Risiko breit streuen – am besten und kostengünstigsten geht das via ETF, aber auch Fonds sind einen Blick wert.

Ob aktuell schon der Zeitpunkt zum Einstieg oder zum Nachkaufen gekommen ist, muss jeder Anleger für sich entscheiden. Vielleicht ist es noch ein bisschen zu früh, vor allem dann, wenn Sie eher kurz- bis mittelfristig investieren. Die nächsten Wochen und Monate könnten noch etwas schwierig für die Börsenzwerge werden. Wer aber sehr risikofreudig ist und langfristig investiert, kann über erste Zukäufe nachdenken. Sollte die Rezession nämlich mild und kurz oder sogar ganz ausfallen, schlägt die Stunde der Nebenwerte. Dann werden sie ihr Aufholpotenzial nutzen.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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