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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorziehen auf 2030? "Es ist abenteuerlich, den Kohleausstieg jetzt schon zu beschließen"
Kohle ist einer der wichtigsten Energieträger – noch. t-online-Leser streiten darüber, ob Deutschland den Kohleausstieg vorziehen soll.
Nachdem RWE Anfang der Woche verkündet hatte, bis zum Jahr 2030 die Kohleverstromung beenden zu wollen, jubelten Klimaschützer. Skeptikern hingegen stellt sich die Frage, wie das gelingen kann – besonders angesichts der derzeitigen Mangelsituation.
Unter den t-online-Lesern überwiegt die Skepsis. Die meisten beantworten die Frage, ob Deutschland bereits in acht Jahren auf den konventionellen Energieträger Kohle verzichten soll, mit einem Nein. Nicht wenige befürworten das Vorhaben des Energieriesen RWE jedoch und heben den Aspekt des Klimaschutzes hervor.
"Kohleausstieg erst, wenn ausreichende Energiesicherheit besteht"
Rolf Hornickel schreibt: "Der Kohleausstieg sollte erst vollzogen werden, wenn für Deutschland eine ausreichende Energiesicherheit besteht, vorher auf keinen Fall." Und nicht nur das: Unser Leser ist auch dafür, dass die Politik den Ausstieg aus der Atomenergie überdenken sollte. "Die bestehenden Atomkraftwerke sollten so lange betrieben werden, dass die Versorgung von Deutschland vollkommen gewährleistet ist."
"Alle Reißleinen schnellstens ziehen!"
"Raus, jetzt sofort!", meint hingegen Robert Detzel. "Wir kommen da durch, das ist alles nur eine Gewohnheitssache", glaubt er.
Rahel Kuepper stimmt mit ihm überein: "Bei allen Krisen dieser Welt habe ich am meisten Angst vor der Dynamik der Klimakrise", gibt die 60-Jährige zu. "Daher: alle Reißleinen schnellstens ziehen!", fordert sie.
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"Eine Frechheit, einen Termin in Erwägung zu ziehen"
"Bevor nicht moderne Alternativen zum Kohlestrom in ausreichendem Maß funktionierend und auch wirklich real vorhanden sind, ist es eine Frechheit von unseren Politikern und den Stromkonzernen, einen Termin für Kohleausstieg überhaupt nur in Erwägung zu ziehen", findet Hermann Strucksberg.
"Habt bitte erst neue Energieformen groß genug, zuverlässig und für Normalbürger bezahlbar parat. Wenn sich das Neue dann auch gut bewährt, erledigt sich die olle Braunkohle von alleine", glaubt der t-online-Leser.
"Zur jetzigen Unzeit funktionierende Kraftwerke totzureden weckt bei mir Wut und Sorge. Ihr habt eine große Verantwortung für 83 Millionen Menschen und nicht nur für ein paar verrückte Aktivisten", appelliert er an die Regierenden.
"Turbo beim Ausbau erneuerbarer Energien einlegen"
Birgit Smith entgegnet: "Deutschland sollte den Kohleausstieg unbedingt vorziehen und gleichzeitig den Turbo beim Ausbau erneuerbarer Energien einlegen. Nur so werden das Klima geschützt und die Preise sinken."
Dass das Kohlevorkommen in Lützerath abgebaggert werden soll, kann die t-online-Leserin nicht nachvollziehen. "Stattdessen könnten dort Fotovoltaik- oder Windenergieanlagen entstehen", betont sie.
"Abenteuerlich, Kohleausstieg jetzt schon zu beschließen"
Professor Dr. rer. oec. Kai van de Loo hält ein Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 unter den Gesichtspunkten Sicherheit und Bezahlbarkeit der Stromversorgung für unverantwortlich. Der Lehrbeauftragte für Volkswirtschaftslehre an einer Bochumer Hochschule äußert: "Klimapolitisch wäre der Gewinn des Kohleausstiegs sehr gering und in dem für effektiven Klimaschutz maßgeblich globalen Maßstab marginal."
Auch er meint: "Abschalten kann man die Kohlekraftwerke dann, wenn belastbare Alternativen realisiert sind. Das jetzt schon zu beschließen, ist abenteuerlich. Gleichwohl bleibt es sinnvoll, die Kohleregionen strukturpolitisch schon jetzt darauf vorzubereiten."
"Unbedingt sollten wir früher aussteigen"
Klaus und Maria Estl mailen: "Unbedingt sollen wir früher aus der Kohle aussteigen. Viele Klimaforscher warnen seit Jahren vor den sogenannten Kipppunkten, deren Überschreitung zu einer irreversiblen Erderwärmung führt. Sie sind bald erreicht. Und die Kohle als größter CO2-Emmitent trägt entscheidend dazu bei."
"Gehe davon aus, dass auch dieses Vorhaben nichts wird"
Ilona Walter glaubt nicht an einen Kohleausstieg bis zum Jahr 2030: "Wenn man schaut, was unsere Politiker schon so alles geplant haben, das am Ende doch nicht stattfindet, gehe ich davon aus, dass auch dieses Vorhaben wieder nichts wird. Die momentane Lage wird es sicher auch verhindern."
"Kohle als Notstöpsel anzusehen, wenn nichts anderes möglich ist, ist – wie so oft und wie bei vielen Dingen – nur Wunschdenken", so die Leserin weiter.
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