Russlandgeschäft belastet Siemens verzeichnet Milliardenverluste
Ukrainekrieg und hohe Abschreibungen: Siemens verzeichnet im dritten Geschäftsquartal einen hohen Verlust. Es gibt aber auch Grund für Optimismus.
Der Technologiekonzern Siemens <DE0007236101> schreibt eines der schlechtesten Quartale seit 2010. Der Rückzug aus Russland ist für das Unternehmen kostspielig, besonders die hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy <DE000ENER6Y0> führen bei dem Technologiekonzern zu einem Milliardenverlust im dritten Geschäftsquartal. Das hat Konsequenzen: Die Münchner senkten am Donnerstag ihren Ergebnisausblick.
Es gibt aber durchaus Grund für Optimismus: Abseits des Russlandgeschäfts kann Siemens auf volle Auftragsbücher blicken. Die Umsatzprognose bestätigte der Konzern daher am Donnerstag. Dennoch fielen die Aktien vorbörslich um mehr als zwei Prozent.
Denn die vollen Auftragsbücher können nicht über den Verlust hinwegtäuschen. Nach Steuern blickt Siemens auf einen Fehlbetrag von rund 1,5 Milliarden Euro, im Vorjahr verbuchte der Konzern noch einen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro. Es ist nach Angaben eines Unternehmenssprechers der erste Verlust seit dem vierten Quartal 2010.
Ausstieg aus dem Russlandgeschäft ist teuer
Siemens hatte auf Siemens Energy wegen der schwachen Entwicklung 2,7 Milliarden Euro abschreiben müssen. Die Belastungen, die sich auf das Russlandgeschäft beziehen, bezifferte der Konzern zudem auf knapp 600 Millionen Euro. Der Ausstieg aus dem russischen Markt, der insbesondere die Zugsparte betrifft, war damit für den Technologiesektor sehr kostspielig: Rund 1,1 Milliarden Euro hat dieser nach Angaben von Finanzvorstand Ralf Thomas das Unternehmen bislang gekostet.
Siemens senkte daher seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2021/22. So erwartet der Konzern ein Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreisallokationen von 5,33 bis 5,73 Euro, nach 8,32 Euro im Vorjahreszeitraum. Zuvor war Siemens von 8,70 bis 9,10 Euro ausgegangen.
Keine Sorge vor Gasengpass
"Es war kein einfaches Quartal", sagte Busch. Siemens zeige jedoch viele Stärken und habe das Momentum beim Wachstum fortgesetzt. Dennoch hat der Konzern mit Lieferkettenengpässen sowie steigenden Arbeits- und Einkaufskosten zu kämpfen.
In China belasteten die coronabedingten Lockdowns die Produktion. Seit Juni verzeichne das Unternehmen hier jedoch eine starke Erholung. Die höheren Kosten durch die Lieferengpässe und steigende Arbeits- und Einkaufskosten will Siemens nun durch Preiserhöhungen und Effizienzsteigerungen auffangen.
Die Sorge vor einem Gasengpass treibt das Unternehmen derweil nicht um. "Derzeit sehen wir nur geringe direkte Auswirkungen auf unsere Fabriken, weil unsere Produktion nicht energieintensiv ist", erläuterte Busch.
Den Strombedarf in Europa decke Siemens zu fast 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Erdgas werde nur in einigen nachgelagerten Bereichen der Produktion genutzt. "Und falls das Gas knapp wird, haben wir vorbeugende Maßnahmen getroffen, um unsere Produktion aufrechtzuerhalten."
- Nachrichtenagentur dpa-AFX