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Rente kürzen, Familienversicherung abschaffen: Ifo-Berechnung zeigt Nutzen


Gegen Fachkräftemangel
Rente runter, Steuervorteil weg: Studie stützt umstrittene Ideen

Von t-online, cho

Aktualisiert am 16.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Ehepaar blickt skeptisch: Derzeit genießen Verheiratete noch viele finanzielle Vorteile. Doch für den Arbeitsmarkt sind sie oft kontraproduktiv.Vergrößern des BildesEhepaar blickt skeptisch: Derzeit genießen Verheiratete noch viele finanzielle Vorteile. Doch für den Arbeitsmarkt sind diese Anreize oft kontraproduktiv. (Quelle: Fabio Camandona/getty-images-bilder)

Es kursieren viele Vorschläge, wie man mehr Deutsche zum Arbeiten bewegt. Das Ifo-Institut hat berechnet, was Einschnitte bei Rente und Steuern wirklich bringen.

Höheres Renteneintrittsalter, größere Abschläge bei vorzeitigem Ruhestand, Abschaffung des Ehegattensplittings – Ideen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, gibt es einige. Und sie sind in der Regel umstritten. Aber wären sie überhaupt wirksam?

Dieser Frage hat sich nun das Ifo-Institut gewidmet. Nach Einschätzung der Münchner Ökonomen könnten Änderungen bei Rente, Steuern und Sozialabgaben in Summe so viele Menschen zu längerer Berufstätigkeit bewegen, dass das einem Gewinn von etwa 1,2 Millionen Vollzeitjobs entspräche. Den größten Effekt hätte dabei die Anhebung des Rentenalters von 67 auf 69 Jahre. Die Berechnungen im Überblick.

Höheres Renteneintrittsalter

Es ist unbeliebt bei den Rentenversicherten – aber in regelmäßigen Abständen wird eine Anhebung des Renteneintrittsalters gefordert. Hintergrund ist, dass die Lebenserwartung gestiegen ist und damit auch die Rentenbezugsdauer. Das stellt die gesetzliche Rentenversicherung vor Finanzierungsprobleme. Laut Ifo-Berechnungen könnte allein die Anhebung des Rentenalters von 67 auf 69 Jahre einem Gewinn von 473.000 Vollzeitjobs entsprechen.

Höhere Abschläge

Wer mindestens 35 Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt hat, kann ab 63 Jahren mit Abschlägen in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Dabei wird die Rente für jeden Monat, den Arbeitnehmer früher als vorgesehen aus dem Erwerbsleben ausscheiden, um 0,3 Prozent gekürzt. Zu wenig, meinen viele Ökonomen. Angemessen wäre stattdessen ein Abschlag von 0,5 Prozent. Laut Ifo könnte das einen Beschäftigungsgewinn von knapp 180.000 Vollzeitjobs bedeuten.

Ende der Rente mit 63

Wer sogar auf 45 Beitragsjahre kommt, kann ab einem bestimmten Alter sogar abschlagsfrei in Frührente gehen. Diese sogenannte Rente mit 63 gibt es für heutige Arbeitnehmer zwar nicht mehr mit 63 Jahren, trotzdem wird sie deutlich stärker genutzt als von der Politik erwartet. Lesen Sie hier, ab welchem Alter Sie diese abschlagsfreie Frührente nutzen können.

Die Abschaffung der Rente mit 63 würde den Berechnungen zufolge einem Gewinn von 157.000 Vollzeitbeschäftigten entsprechen.

Abschaffung der Familienversicherung

In der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung können sich Ehepartner beitragsfrei mitversichern lassen. Das bringt Familien zwar eine nette Ersparnis, führt aber auch dazu, dass insbesondere Frauen weniger Anreiz haben, selbst arbeiten zu gehen. Die Abschaffung der beitragsfreien Mitversicherung könnte laut Ifo ebenfalls viele Menschen zu mehr oder längerer Berufstätigkeit bewegen, im Umfang von etwa 150.000 Vollzeitstellen.

Abschaffung des Ehegattensplittings

Geben Verheiratete oder eingetragene Lebenspartner eine gemeinsame Steuererklärung ab, profitieren sie vom sogenannten Ehegattensplitting. Der Steuervorteil ist umso größer, je höher die Einkommen auseinanderklaffen. Lesen Sie hier mehr dazu, wie das Ehegattensplitting funktioniert.

Kritiker bemängeln, dass das Splittingverfahren dazu führe, dass es für den weniger verdienenden Partner – in der Regel die Frau – in manchen Konstellationen keinen Sinn ergebe, überhaupt arbeiten zu gehen. Eine Abschaffung wird es mit der aktuellen Bundesregierung allerdings nicht geben. Stattdessen sollen die Steuerklassen 3 und 5 gestrichen werden. Lesen Sie hier, was das für Paare bedeutet.

Die Abschaffung des Ehegattensplittings würde dem Ifo-Institut zufolge so viele Menschen zu mehr beziehungsweise längerer Berufstätigkeit motivieren, dass das etwa 200.000 Vollzeitstellen entspräche.

Kinderbetreuung gegen Fachkräftemangel

Auch jenseits von Rente, Steuer und Sozialversicherung gäbe es der Studie zufolge eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu bekämpfen: 400.000 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze würden demnach Beschäftigungsgewinne von etwa 58.000 Vollzeitäquivalenten erwarten lassen.

"Das Steuer- und Abgabensystem in Deutschland kann definitiv so umgebaut werden, dass der Arbeitskräftemangel gemildert wird", sagt Volker Meier, einer der Autoren. Bei älteren Arbeitnehmern und Frauen, die vergleichsweise früh aus dem Arbeitsleben ausscheiden und/oder teilzeitbeschäftigt sind, schlummere das größte Potenzial.

Verwendete Quellen
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