Waffenschmiede Streit bei Heckler & Koch: Hauptversammlung abgebrochen
Bei Heckler & Koch kommt es zum Eklat: Ein Machtkampf zwischen zwei Großaktionären sorgt für den Abbruch der Hauptversammlung.
Beim Waffenhersteller Heckler & Koch hat ein Machtkampf zwischen zwei Großaktionären zu einem Eklat geführt. Nach einem Antrag des Anwalts eines dieser Anteilseigner wurde die Hauptversammlung in Rottweil abgebrochen.
Grund war, dass die notwendige Anwesenheitspflicht von etwas mehr als 50 Prozent des Grundkapitals nicht erreicht wurde. Daraufhin musste der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Runte die bereits begonnene Versammlung vorzeitig beenden. Nun muss sie binnen drei Monaten nachgeholt werden.
Quartalszahlen mit Gewinneinbruch
Unterdessen gab der größte Hersteller von Handfeuerwaffen Zahlen für das erste Quartal 2024 bekannt: Während der Umsatz um 1,8 Millionen Euro auf 75 Millionen Euro stieg, sackte der Nettogewinn von 10 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf nur noch 2,4 Millionen Euro ab. Die Firma begründete die Entwicklung mit saisonalen Schwankungen: Bei manchen Aufträgen hätten die Abgabetermine und damit die Umsatz- und Gewinneffekte außerhalb des ersten Quartals gelegen.
Bei dem Aktionärstreff gab sich Firmenchef Jens Bodo Koch optimistisch, dass der Wachstumskurs vergangener Jahre fortgesetzt werde. Man werde 2024 im Vergleich zum Vorjahr beim Umsatz zweistellig wachsen und das operative Ergebnis (Ebitda) werde über dem Vorjahreswert liegen, sagte der Manager.
Großaktionäre streiten schon seit 2019
Den Clinch, der am Dienstag eskalierte und zum Abbruch der Hauptversammlung führte, währt schon seit 2019. Vor mehreren Gerichten ziehen beide Seiten seither alle Register. Es geht um den deutschen Investor Andreas Heeschen, der lange Zeit Mehrheitsaktionär des größten deutschen Handfeuerwaffen-Herstellers gewesen war, und um die Luxemburger Finanzholding CDE. Heeschen verpfändete der CDE nach Angaben der Finanzholding ab 2015 schrittweise insgesamt 15 Millionen Aktien für 163 Millionen Euro.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt forderte die CDE die Herausgabe der Aktien. Nach ihrem Rechtsverständnis gingen die Eigentums- und damit Stimmrechte Ende 2019 auf die CDE über. Heeschen sah das anders, er sah sich weiterhin als Eigentümer der Aktien. Es begann ein Rechtsstreit vor dem Landgericht und Oberlandesgericht Frankfurt. Weil Heeschen sich in dieser juristischen Auseinandersetzung an den Bundesgerichtshof (BGH) wandte, gibt es bislang kein rechtskräftiges Urteil.
Investor "verursacht Kosten auf dem Rücken der Gesellschaft"
Wegen dieser nicht final geklärten Rechtsfrage entschied der Aufsichtsratsvorsitzende Runte, bei der Hauptversammlung ein strittiges Aktienpaket über fast 40 Prozent des Grundkapitals nicht zur Abstimmung zuzulassen - also weder der CDE noch Heeschen für das Votum zuzusprechen. Er ging aber davon aus, dass sich Heeschen mit einem anderen, kleineren Aktienpaket trotzdem an der Versammlung beteiligen würde. Weil dieser das nicht tat, waren nur noch 48 Prozent des Grundkapitals bei dem Aktionärstreff vertreten. Daraufhin zog Runte die Notbremse und brach die Hauptversammlung ab.
Vertreter der CDE waren verärgert über das Vorgehen des deutschen Investors. "Es zeigt, dass Herr Heeschen auf dem Rücken der Gesellschaft versucht, seine angeblichen eigenen Ansprüche durchzusetzen, damit Kosten verursacht und unnötig Ressourcen der Gesellschaft bindet", sagte CDE-Vertreter Andreas Gregor der dpa. Er wies darauf hin, dass Heeschen seinen Verpflichtungen aus den Pfandverträgen nicht nachgekommen sei. "Trotz Aufforderung hat er weder die Aktien übertragen noch fristgerecht die Kredite getilgt, die seit Ende Juni 2022 fällig sind."
Bei der Hauptversammlung war Heeschen persönlich nicht dabei. Er hatte über seinen Anwalt Oliver Krauß zwei Aufsichtsratsmitglieder, die für die CDE im Aufsichtsrat sitzen, austauschen wollen. Dafür hätte er aber die Stimmrechte aus dem 40-Prozent-Aktienpaket haben müssen. Das klappte nicht. Daraufhin ließ er die ganze Hauptversammlung platzen.
- Nachrichtenagentur dpa