Gemeinsame Sender-Plattform ARD-Chef wünscht sich ein "europäisches YouTube"
Im Wettbewerb mit US-amerikanischen Internetkonzernen macht der ARD-Chef Ulrich Wilhelm einen ehrgeizigen Vorstoß: Sender, Verlage und Institutionen sollen sich europaweit zusammentun, um eine gemeinsame Videoplattform aufzubauen. Das Projekt steht aber noch am Anfang.
Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm wünscht sich ein europäisches Konkurrenzangebot zu US-amerikanischen Videoplattformen wie YouTube. Im Interview mit dem Handelsblatt sprach der Senderchef über seinen ehrgeizigen Plan, eine Internetplattform für europäische Inhalteanbieter nach dem Vorbild von Konzernen wie Google und Facebook ins Leben zu rufen.
"Was wir brauchen, ist eine europäische digitale Infrastruktur, eine Plattform von Qualitätsangeboten im Netz, an der sich die öffentlich-rechtlichen, die privaten Rundfunkanbieter, die Verlage, aber auch Institutionen aus Wissenschaft und Kultur und viele andere beteiligen können", sagte Wilhelm im Interview mit dem "Handelsblatt".
- Hörspiele, Orchester, Archive: Das steckt alles in 17,50 Euro Rundfunkbeitrag
- "YouTube Originals" aus Deutschland: YouTube wirbt mit eigenen Serien um zahlende Nutzer
- Mehr Geld für ARD und ZDF: KEF Chef: Rundfunkbeitrag müsste erhöht werden
- Umfrage zum Rundfunkbeitrag: Deutsche brauchen keinen Fußball bei ARD und ZDF
Das "europäische YouTube" soll mithilfe von Facebook-ähnlichen Elementen einen direkten Austausch mit den Nutzern ermöglichen sowie eine Suchfunktion bieten. "Es geht nicht darum, die amerikanische Präsenz auszuschalten. Das wäre auch gar nicht leistbar. Es geht darum, eine weitere Option am Markt zu schaffen", sagte Wilhelm der Zeitung.
Deutschland und Frankreich sollen beim Aufbau der Plattform eine federführende Rolle übernehmen. Erste aussichtsreiche Gespräche hätten bereits in Berlin, Paris und Brüssel stattgefunden. Die Entwicklung des Prototyps soll nach Schätzungen des Bayerischen Rundfunks rund 50 Millionen Euro kosten. Es sollen aber keine Rundfunkgebühren dafür aufgewendet werden.
- Interview im Handelsblatt