Vorab-Check des HTC U12+ Dieses Smartphone lässt sich komplett mit einer Hand bedienen
Smartphones werden technisch immer besser, aber echte Innovationen gibt es kaum noch. HTC will das mit dem U12+ ändern – und macht die Technik für immer mehr Menschen bedienbar
2007 war das Jahr, in dem sich der Handymarkt für immer änderte. Auf der damaligen "MacWorld" in San Francisco präsentierte Steve Jobs das erste iPhone. Die Innovation: Der Multi-Touch-Bildschirm. Nutzer bedienten das Smartphone nur mit den Fingern. Andere Geräte besaßen eine Tastatur, die den gesamten unteren Bereich für sich beanspruchte. Das iPhone sah nicht nur ansehnlicher aus, sondern hatte auch mehr Platz für das Display. Schon bald kopierte die Konkurrenz Apples Vorlage.
Der Smartphone-Markt hat sich seitdem weiterentwickelt: Zocker können grafikaufwendige 3-D-Games auf ihren Handys spielen, Handy-Kameras messen sich mit Digitalkameras. Dank LTE ist Highspeed-Internet möglich. Und die Geräte sind wasserfest und staubfest.
Smartphones fehlt es an Innovation, HTC will das ändern
Seitdem ist es still um Innovationen geworden. Heutzutage versuchen Hersteller, sich durch bessere Technik zu übertrumpfen. Der neueste Streich im Bereich Neuerung war ein "Notch", eine Einkerbung im oberen Teil des Geräts. Wie innovativ das ist, darüber lässt sich streiten. Etwas wirklich Neues wie den Multi-Touch-Bildschirm, der die Bedienung von Smartphones grundlegend veränderte, findet sich selten.
Fotos machen oder Apps bedienen – mit einer Hand
Wer beispielsweise die Kamera aufrufen will, muss gegen das Gerät drücken. Das ist vor allem praktisch bei Selfies. Auch Hilfsprogramme wie Google Talk Back können Nutzer mithilfe von Edge Sense leichter aktivieren. Die Software hilft sehgeschädigten Menschen, ihr Smartphone zu bedienen.
Bereits der Vorgänger, das HTC U11 nutzte diese Technik, war aber mehr auf die Kamerafunktionen fokussiert. Erst Updates änderten das. Beim Edge Sense 2 unterstützt das Gerät dank neuer Sensoren mehr Gesten. Beispielsweise können Nutzer jetzt mit einem sanftem Doppelklick den "Edge Launcher" aufrufen. Dabei handelt es sich um ein Rädchen, in dem Anwender gewünschte Apps speichern und mit einer Hand aufrufen können. Zudem sind die Buttons auf dem Display verlegbar. In einem speziellen Einhandmodus können Nutzer jetzt den Bildschirm verkleinern.
In einer App kann man Edge Sense entsprechende Funktionen zuweisen und die Druckempfindlichkeit einstellen. Die Funktion ist mit allen Apps kompatibel. HTC bezeichnet in seiner Vorabvorführung Edge Sense 2 als "Brückenschlag" und betont, dass das Smartphone damit leichter bedienbar sei. In der Testvorführung konnte man mit Edge Sense aber beispielsweise noch nicht in Fotos reinzoomen.
Edge Sense ist nicht alles
Im Bereich der Technik beteiligt sich HTC am Wettrüsten mit der Konkurrenz: Das HTC-Flaggschiff besitzt insgesamt vier Kameras: zwei hinten, zwei vorne. Die Hauptkamera hinten besitzt eine Auflösung von 12 Megapixeln (MP) und eine maximale Blende von 1,75. Die Sekundärkamera hat eine Auflösung von 16 MP und dient als Teleuntersützung für die Hauptkamera. Die Blendenzahl ist 2,6. Bei Blenden gilt: Je kleiner die Zahl, desto mehr Licht kommt in die Kamera.
HTC wirbt zudem mit seiner "Ultrapixel"-Technologie und "HDR Boost 2". Ersteres soll mehr Licht in die Kamera lassen. Tatsächlich wirkten die Nachtaufnahmen im Vergleich mit Bildern einer Google Pixel 2 farbechter. Das Google-Gerät besitzt eine 12,2 MP-Kamera mit einer Blende von 1,8. HDR Boost 2 ist HTCs Antwort auf Googles "HDR+": Das Programm rechnet mehrere Bilder zusammen und soll dabei helfen, fast in Echtzeit realistischere Fotos zu machen.
An der Vorderseite, die zum Benutzer zeigt, sind zwei 8 MP-Kameras mit einer Blendenzahl von 2,0 angebracht. Die Doppelkamera ermöglicht eine 3-D-Gesichtserkennung. Laut HTC ist diese Verschlüsselungsmethode sicherer als eine gewöhnliche Gesichtserkennung. Beim Samsung Galaxy S8 lässt sich diese mit einem Foto austricksen.
Das neue HTC besitzt auch einen zehnfaches digitalen Zoom. Auf Maximal-Zoom gestellt verliert das Foto eindeutig an Qualität. Es wirkt aber immer noch besser, als wenn man ein normal geschossenes Foto manuell vergrößert hätte.
Zum Vergleich: Das HTC U11+ besitzt hinten eine 12 MP-Kamera mit einer Blendenzahl von 1,7. Vorne löst die Kamera mit 8 MP auf, Blendenzahl 2,0. Das Samsung Galaxy S9+ hat hinten zwei 12 MP-Kameras, Blendenzahl 1,5. Vorne eine 8 MP-Kamera mit einer Blendenzahl von 1,7. Wie gut die Kamera des neuen HTC im Endeffekt wirklich ist, lässt sich nicht an MP-Zahlen ablesen, das können nur ausführliche Tests zeigen.
Starkes Comeback: Im Video sehen Sie, was die Kollegen von GIGA vom neuen HTC halten
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Großer Bildschirm und lauter Sound
Mit seinen 6 Zoll ist das neue HTC genauso groß wie der Vorgänger U11+, aber ein bisschen kleiner als das Galaxy S9 (6,2 Zoll). Der Unterschied von umgerechnet einem halben Zentimeter fällt aber kaum auf. Das HTC U12+ besitzt einen Quad-HD-Display, der mit 2880 x 1440 Pixeln auflöst – der gleiche Wert wie beim HTC U11+, aber etwas schlechter als beim Galaxy S9+ (Super AMOLED-Display mit 1440 x 2960 Pixel Auflösung).
Ein weiteres Highlight ist das Soundsystem: Es soll bis zu 50 Prozent lauter sein als das HTC U11. Und wer beispielsweise Konzerte aufnimmt, der kann den Sound auf den entsprechenden Bereich fokussieren. Im Vergleich zum Vorgänger soll dieser aufgenommene Ton dann bis 33 Prozent lauter sein, ohne Qualitätsverlust. Dank vier Mikrofonen kann man auch in Quadro oder Stereo aufnehmen.
Edles Design mit kleinem Makel
Das HTC präsentiert sich in einem Glasdesign und drei Farben: Titanium Black, Flame Red und Translucent Blue. Translucent Blue soll die Hauptfarbe des Geräts werden und ist leicht durchsichtig, ähnlich wie ein Gameboy Color von 1998. Das Glasdesign wirkt edel, dient aber auch als Magnet für Fingerabdrücke. Wer nicht regelmäßig sein Smartphone polieren will, sollte lieber eine Hülle nutzen.
Wie andere aktuelle Geräte auch, kann das neue HTC zwei Nano-SIM-Karten aufnehmen. Die Batterie ist mit 3.500 Milliamperestunden (mAh) gleichauf mit dem Galaxy S9+, aber deutlich kleiner als beim U11+ (3.930 mAh). Der interne Speicher ist 64 oder 128 Gigabyte groß. Wer will, kann ihn per microSD-Karte erweitern. Bis zu zwei Terrabyte sind möglich. Als Betriebssystem dient ein aktuelles Android 8.0 "Oreo".
Fazit
In der ersten Vorabvorführung wirkt das neue HTC wie ein ordentliches Oberklassegerät. Es liegt gut in der Hand, wiegt nicht zu viel und sieht gut aus. Erste Testfotos gelingen ordentlich und der Sound kann einen Raum füllen. Ein willkommenes Feature ist HTC Edge, das eine der Schwächen von großen Smartphones (schwere Bedienbarkeit mit einer Hand) ausgleicht. Interessant wird es dann vor allem, wenn HTC mit Updates die Funktionen von Edge Sense erweitert. Das Gerät soll knapp 800 Euro kosten, Verkaufsstart ist voraussichtlich Mitte Juli.
Wichtigste Daten im Überblick:
- 6 Zoll QHD-Display, 18:9, 2880 x 1440 Pixel Auflösung
- Snapdragon 845 (acht Kerne, bis zu 2,8 Gigahertz Leistung)
- 6 GB Arbeitsspeicher
- 64 bis 128 GB interner Speicher
- Etwa 188 Gramm Gewicht
- Kamera hinten: 12 MP Hauptkamera, Blende f/ 1.75; Sekundärkamera (Tele): 16 MP, Blende f/ 2.6
- Kamera vorne: 2x 8MP , Blende f/ 2.0, HDR Boost 2
- Android 8.0 Ore, auf Android P aufrüstbar
- Akku: 3.500 mAh
- HTC Edge Sense 2
- Anschlüsse: USB 3.1, Type C
- Datenblatt von HTC
- Eigene Recherchen
- Datenblatt des Galaxy S9+
- Datenblatt des Google Pixel 2
- Datenblatt des HTC U11
- Datenblatt des HTC U11+