Leck an Sojus-Raumkapsel Russland will "Rettungsraumschiff" zur ISS schicken
Das Leck der an der ISS angedockten Sojus-Kapsel könnte diese flugunfähig gemacht haben. Russland erwägt, seine Kosmonauten früher als geplant zurückzuholen.
Wegen der technischen Probleme an der Internationalen Raumstation (ISS) denkt Russland über den Start eines "Rettungsraumschiffes" für seine Kosmonauten nach. Derzeit werde der möglicherweise durch einen Mini-Meteoriten entstandene Schaden geprüft, sagte der Chef des russischen Programms für bemannte Raumfahrt, Sergej Krikalew.
Möglicherweise müsse der eigentlich erst Mitte März geplante Start des nächsten Sojus-Raumschiffes nach vorn gezogen werden, um die Kosmonauten sicher zur Erde zu holen.
An dem derzeit an der ISS angedockten Sojus-Raumschiff MS-22 war in der vergangenen Woche ein Leck entdeckt worden. Aufnahmen der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten, wie in großer Menge weiße Partikel – offenbar die Kühlflüssigkeit – wie Schnee aus dem Raumschiff austraten. Das Leck wurde womöglich durch den Einschlag eines Mini-Meteoriten verursacht.
Geplante Rückkehr der Astronauten ist unklar
Mit der Sojus-Kapsel MS-22 waren am 21. September die beiden russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin zusammen mit dem US-Astronauten Frank Rubio zur ISS geflogen. Sie sollten eigentlich nach Abschluss ihrer Mission im März mit demselben Raumschiff auf die Erde zurückkehren. Nun aber steht womöglich das Leck diesen Plänen entgegen.
Bei der Überprüfung des Schadens solle vor allem festgestellt werden, wie heiß es in der MS-22 werden könne, sagte Krikalew bei einer von der Nasa organisierten Pressekonferenz. "Sobald wir die Ausrüstung einschalten und die Besatzung sich im Inneren befindet, steigen die Temperaturen an."
Eine Einschätzung, wie hoch die Temperaturen steigen könnten, wolle Russland zusammen mit den Spezialisten in Houston klären.
MS-22 könnte unbemannt zur Erde zurückkommen
Falls die Sojus-Kapsel MS-22 für einen bemannten Rückflug nicht genutzt werden könne, dann werde ein anderes Sojus-Raumschiff früher als geplant und ohne Besatzung ins All geschickt, um die betroffenen Kosmonauten zurückzuholen. Die MS-22 seinerseits würde in diesem Fall ohne Besatzung zur Erde zurückkommen.
Derzeit befinden sich noch vier weitere Astronauten an Bord der ISS: die Russin Anna Kikina, die US-Astronautin Nicole Mann und ihr Landsmann Josh Cassada sowie der Japaner Koichi Wakata.
Sie waren im Oktober an Bord einer Raumkapsel des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Multimilliardär Elon Musk ins All geflogen.
Die Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA auf der ISS ist eine der wenigen Kooperationen beider Länder, die nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs nicht eingestellt wurden.
Neue Solarpanele erfolgreich installiert
Bei einem Außeneinsatz an der ISS haben die zwei US-Astronauten neue Solarpanele installiert. Der im YouTube-Kanal der US-Raumfahrtbehörde Nasa live übertragene Einsatz dauerte rund sieben Stunden.
Einen Tag zuvor war die Installation noch wegen vorbeifliegenden Weltraummülls verschoben worden. Es war laut Nasa-Angaben der zwölfte als Spacewalk bezeichnete Außeneinsatz im Jahr 2022 und der 257. insgesamt.
- Nachrichtenagentur dpa
