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Sporttourer Honda CBR650F – ein Fahrbericht


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Gewohnt gute Qualität
Die Honda CBR650F ist ein Sporttourer ohne Leistungsloch

Heinz May/SP-X

22.11.2017Lesedauer: 4 Min.
Das neue Bike mit sportlicher Optik kostet knapp 9000 Euro.Vergrößern des Bildes
Das neue Bike mit sportlicher Optik kostet knapp 9000 Euro. (Quelle: Hersteller)
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Die CBR650F kann mit seiner Vielseitigkeit und der gewohnt guten Qualität von Honda punkten. Allerdings kann sie mit der großen Schwester Fireblade nicht mithalten – will sie auch gar nicht. Heinz May (Agentur SP-X) hat sie getestet.

Wer es sportlich und mit Vollverkleidung liebt, der findet in den mittleren Hubraumklassen derzeit nur wenig Auswahl. Aus der einstmals stark umkämpften 600er-Supersportlerliga überlebte aufgrund der Anforderungen von Euro 4 nur die Yamaha R6. Kawasaki bietet die Ninja 650 an. Ansonsten werben lediglich die Einsteigerbikes mit 300 Kubikzentimeter Hubraum und 42 PS um diese Klientel.

Starker Racer mit mehr PS

Somit offeriert Honda mit der CBR650F ein Konzept, das in ein Nischendasein abgerutscht ist. Viel moderner mag da die baugleiche, aber unverkleidete Schwester CB650F erscheinen. Sie ist weitgehend identisch mit der CBR und tritt als Streetfighter an.

Diesen Anspruch kann die CBR nicht erheben, dafür bietet sie die sportliche Optik und damit das Image der stärkeren Racer, was den Kunden knapp 9.000 Euro kostet.

Anders als bei vielen anderen Motorrädern hat die Überarbeitung der CBR650F aufgrund der Anforderungen der Euro-4-Norm offenbar nicht viel Mühe bereitet. Die Honda-Ingenieure veränderten nur das Mapping und öffneten die Auspuffanlage ein wenig, deren Ansaugtrichter nun auch zwei Zentimeter kürzer ausfällt – fertig. Wohl dem, der über so moderne und pflegeleichte Triebwerke verfügt. Viele andere 600er haben das nicht bewältigt.

Und das Schöne daran: Mit nunmehr 91 PS ist der Reihenvierer um vier PS erstarkt. Das spürt man beim ersten Angasen freilich nicht. Die Kraftentwicklung verläuft nach wie vor sehr gleichmäßig bis hin zur maximalen Drehzahl von 11.000 Touren.

Das stärkste Drehmoment von 64 Newtonmeter wird bei 8000 Umdrehungen erreicht, die gesamten 91 PS liegen erst bei 11.000 Touren an. Zu Beginn leise schnurrend, zeigt der Motor ab 7000 Touren Zähne und beißt recht ordentlich zu. Dabeierreicht er aber die Performance des 600ers nicht, die einstmals die CBR600RR auf den Asphalt brannte.

Sporttourer ohne Leistungsloch

Willig dreht er bis 11.000 hoch, wenn auch gegen Ende ein wenig zäher. Zwischendurch hängt die Honda immer gut am Gas, offenbart nirgendwo ein Leistungsloch und lässt sich gut dosieren – auch wenn sie noch nicht mit einem Ride-by-wire ausgestattet ist.

Einzige Ausnahme: Nach dem Kaltstart dreht der Motor ein wenig höher, und die ersten Meter verlaufen ein wenig ruckelig. Das Getriebe wurde ein wenig kürzer ausgelegt, was der Lebendigkeit des Antriebsstrangs zugutekommt. Es lässt sich knackig durchsteppen, lediglich zwischen dem ersten und dem zweiten Gang ist der Schaltweg ein wenig zu weit – bisweilen landet man im Leerlauf.

An dieser Stelle wird schon klar, was die CBR650F nicht ist: ein reinrassiger Sportler. Sie geht das Thema vielmehr moderat an, was auch die Sitzposition verrät.

Zwar montierte Honda den Lenker ein wenig tiefer, dennoch sitzt man eher aufrecht, ohne sich irgendwie über den Tank spannen zu müssen oder schmerzende Handgelenke zu bekommen. Nein, wenn man einen Oberbegriff für die 650er suchen müsste, dann wäre es eher Sporttourer. Denn auch hinter dem Fahrer sitzt es sich recht bequem.

Zu einem Bike, das seine Erfüllung auf der Rennstrecke sucht, passt auch nicht die Tatsache, dass die Federelemente sowohl vorne als auch hinten gar nicht oder nur beschränkt einstellbar sind. Allein das Federbein erlaubt es, die Federbasis zu verstellen.

Vorne kommt eine Showa-Gabel zum Einsatz, die ein wenig mehr Dämpfung als die im Vorgängerbike bietet, was gut zum Charakter des Motorrads passt. Agil wirft es sich in Kurven, bietet allzeit gute Rückmeldung und Handlichkeit.

Kein Wunder: Mit 210 Kilogramm Leergewicht trägt es auch nicht allzu viele Pfunde mit sich herum. Die Bremsen agieren standesgemäß, wiewohl es sich nur um Zweikolbensättel vorne handelt, welche die vorderen 32 Zentimeter großen Scheiben im schicken Wave-Design aber effektiv verzögern.

Gewohnte Honda-Qualität ohne elektronische Helfer

Bei den Armaturen hat sich wenig verändert: Sie sind nach wie vor nüchtern gehalten und bieten auf Knopfdruck einige zusätzliche Informationen wie Verbrauch und Reichweite. Doch um die kleinen Knöpfe zu bedienen, muss man die Handschuhe ausziehen.

Eine Ganganzeige fehlt leider immer noch. Gänzlich unbeleckt ist die CBR650F, was elektronische Helfer angeht: Es gibt weder Traktionskontrolle noch irgendwelche Fahrmodi. Auch ein Schaltassistent wird nicht angeboten.

Stattdessen gibt es die Items, die man von der Marke Honda gewohnt ist: hochwertige Verarbeitung und solide Technik, auf die man sich über viele Jahre verlassen kann. Dafür erhebt Honda einen Preis von 8.990 Euro.

Das ist nicht wenig, vergleicht man ihn etwa mit der Z900 von Kawasaki, die gut 30 PS mehr bereitstellt. Dafür kann man bei der CBR auf die Honda-typischen Eigenschaften wie Wertigkeit und Zuverlässigkeit bauen. Und das ist ja auch was.

Steckbrief Honda CBR650F

  • Motor: Flüssiggekühlter Vierzylinder-Viertaktreihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Hubraum 649 ccm, Leistung 67 kW/91 PS bei 11.000 U/min, Drehmoment 64 Nm bei 8.000 U/min, Sechsganggetriebe, Kette.
  • Fahrwerk: Brückenrahmen aus Stahl, Telegabel Ø 41 mm, nicht einstellbar, Zweiarmschwinge aus Stahl, Federbasis 7-fach einstellbar, Doppelscheibenbremse vorn 320 mm, Zweikolben-Schwimmsättel; hinten 240 mm, Einkolben-Schwimmsattel, ABS.
  • Maße und Gewichte: Radstand 1450 mm, Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt 213 kg, Tankinhalt 17,3 Liter.
  • Messwerte: Höchstens Tempo 197, Beschleunigung 0 – Tempo 100: k.A., Testverbrauch: 5,1 Liter/100 km.
  • Preis: 8.990 Euro.
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