Studie zu Fahrradunfällen Ohne Helm wird's lebensgefährlich
Das Tragen eines Fahrradhelms auf dem Rad hat sich bisher nicht flächendeckend durchgesetzt. Die Gründe sind vielfältig: Zu unbequem, sieht blöd aus, ruiniert die Frisur, man muss ihn immer mitschleppen. Für den Fahrradhelm spricht hingegen ein einziger, aber entscheidender Grund: Er schützt vor den meisten lebensbedrohlichen Kopfverletzungen. Wie eklatant er den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht, hat eine Untersuchung von Unfallforschern ergeben.
95 Prozent aller getöteten Radfahrer trugen keinen Helm, so ein Ergebnis der Analyse, die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) mit dem Institut für Rechtsmedizin München und dem Uniklinikum Münster erstellt hat. 543 Unfälle zwischen 2012 und 2013 mit 117 Toten durchleuchteten die Wissenschaftler. Insgesamt lag die Tragequote bei den untersuchten Radlern nur bei 17 Prozent.
Helm kann Leben retten
Mehr als 50 Prozent der getöteten Radfahrer starben an einem Schädel-Hirn-Trauma. "Viele hätten überleben können", so Siegfried Brockmann, Leiter der UDV. Auch bei Unfällen mit Verletzten zeigt sich die Schutzwirkung des Helms deutlich: Von den Radfahrern mit schweren Kopfverletzungen hatte keiner einen Kopfschutz getragen.
Viele Kopfverletzungen ohne Fremdverschulden
Die häufigste Ursache für Kopfverletzungen ist der Alleinunfall: So verunglücken mehr als die Hälfte aller verletzten Radfahrer allein, also ohne Unfallgegner. Davon betroffen sind vor allem ältere Radfahrer. Schwere Kopfverletzungen entstehen allerdings laut Studie häufig bei Kollisionen mit Fahrzeugen. Schnell fahrende Radfahrer haben übrigens zwar ein höheres Kopfverletzungsrisiko, weisen aber meist nur leichtere Kopfverletzungen auf. Das liegt daran, dass sie häufig einen Helm tragen.
So kann ein Helm schützen
Die Forscher untersuchten typische Unfallszenarien mit Hilfe von Computersimulationen. Stürzt ein Radfahrer auf die Seite und prallt mit dem Kopf auf die Fahrbahn, reduziert ein Helm die auf den Kopf einwirkende Energie um zwei Drittel.
Das Risiko einer schweren Gehirnerschütterung sinkt nach Erkenntnissen der Unfallforscher um etwa 30 Prozent. Beim Sturz über den Lenker und frontalem Kopfaufprall sagen sie eine Minderung des Risikos für eine Hirnblutung (Blutung unterhalb der harten Hinhaut) um mehr als 90 Prozent vorher. Bei einer Kollision mit einem Auto dämpft ein Kopfschutz zwar den Aufprall, hier zeigt allerdings die Schutzwirkung heutiger Helme auch aufgrund der hohen Geschwindigkeiten ihre Grenzen, resümieren die Wissenschaftler.
Tragequote von Helmen steigt
Die Erkenntnis, dass das Tragen eines Helms überlebenswichtig sein kann, verbreitet sich langsam, aber stetig: Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Tragequote über alle Altersgruppen hinweg von 13 auf 15 Prozent (innerorts), das geht aus Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hervor. Vor allem Kinder unter zehn Jahren tragen die schützende Kopfbedeckung: In der Gruppe der Sechs- bis Zehnjährigen liegt die Quote bei 75 Prozent.
So kam die Radhelm-Studie zustande
In zwei Akutkliniken wurden 239 Radfahrer dokumentiert, die Kopfverletzungen davontrugen. Diese reichten von Abschürfungen und Prellungen an der Kopfhaut bis zu schweren Schädel-Hirn-Traumata. Um typische Faktoren zu identifizieren, die das Entstehen von Kopfverletzungen begünstigen, wurden laut den Machern der Studie diesen 304 verunglückten Radfahrern gegenübergestellt, die Verletzungen nicht am Kopf, aber in anderen Körperregionen aufwiesen. Zusätzlich wurde die Datenbank getöteter Verkehrsopfer der Ludwig-Maximilians-Universität München genutzt, die 117 getötete Radfahrer dokumentierte.