"Willst du uns verarschen?" Abservierter DSDS-Kandidat heimst Goldene CD ein
Vor 5 Jahren versucht ein Schweizer bei DSDS sein Glück und scheitert. Nun traut er sich erneut vor die Jury und haut alle aus den Latschen. Tränen fließen, Dieter leistet Wiedergutmachung. So emotional war das elfte und zugleich letzte Casting.
"Mit deinem Gesang wirst du es nicht weit bringen, du musst hier 'ne Show abziehen – und wenn du brennst, ist mir egal!", sagt Dieter Bohlen zum 19 Jahre alten Marlo Esderts, der zwar sehr gut "entertaint", aber überhaupt nicht singen kann. Die flippige Type, die gern einen Freund hätte, aber leider "auf einem Kuhdorf wohnt", hat dafür eine "unglaubliche Präsenz" und könnte locker als Performer "in New Yorks angesagtesten Clubs" anheuern. Deswegen sieht man ihn auch gerne im Recall.
Je weiter die DSDS-Castings voranschreiten, desto mehr hat man als Zuschauer das Gefühl, dass sich dort wie an einem Sandstrand jede Menge Treibgut ansammelt: "Cute" Menschlein mit schlimmen Zahnruinen, Jüngelchen, bei denen man sich fragt, ob sie ein neuerlicher Böhmermann-Fake sind und Herrschaften, die an grenzenloser Selbstüberschätzung leiden.
"Als müsstest du gleich kotzen beim Singen"
Und dann gibt es jene, die zwar sehr gut singen können und "die Leute sofort in ihren Bann ziehen", aber sobald sie den Mund aufmachen, sehen sie aus wie "aufm Oktoberfest nach 14 Bier." Anastasiia Udod ist so ein Fall: super Stimme, prima Outfit, aber ihre "Bühnenpräsenz": "unheimlich". Dieter hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: "Du hast 'ne ganz irre Ausstrahlung. Und dann dein Ausdruck – als müsstest du gleich kotzen beim Singen."
Das kann man vom 18 Jahre alten Krefelder Cedric Sankoh definitiv nicht behaupten. Der Schüler, dessen Mutter aus Italien stammt, der Vater aus Sierra Leone, beweist mit einer Nummer von Sam Smith großes Talent, genauso wie die 17 Jahre junge Ebru Özbekir. Minimales Problemchen: Ebrus "Fallin'"-Interpretation von Alicia Keys ist zwar technisch auf sehr hohem Niveau, allerdings "fehlt da so dieses Gänsehautding".
Wie man das eventuell hinbekommt, kann Ebru sich ja vielleicht bei Anna Maria Westphal abgucken. Die "positiven Vibes", die die Frohnatur aus Magdeburg rüberbringt, fallen Caro gleich als Erstes auf. Diese pure Authentizität, dazu ihr lebensbejahendes Wesen – und dann singt Anna auch noch, dass einem "ganz warm ums Herzchen wird." Der Poptitan ergriffen: "Dieser Song von Rosenstolz ist wirklich toll. Und auch deine warme Art."
"Willst du uns verarschen?"
Positive Vibes transportiert auch der letzte Kandidat der elften Casting-Folge, ein junger Maurer aus der Schweiz, der sein Glück bei DSDS schon vor fünf Jahren versuchte, aber kläglich scheiterte. Die Mutter des 26-jährigen Michel Truog sagt über ihren Sohn, er habe in den letzten Jahren unglaublich viel geübt.
Ein bisschen aufgeregt singt Michel erst "Quit Playing Games" von den Backstreet Boys, übrigens Dieters "Lieblingsnummer", und legt dann noch einmal "fett" mit "Mercy" von Shawn Mendes nach.
Schweigen in der Jury, Herzklopfen beim Kandidaten, Sekunden fühlen sich in diesem Moment wie Jahre an, schließlich sagt Mousse T.: "Willst du uns verarschen? Das war soooo fett!" Auch Dieter weiß in diesem ganzen Gefühlsstrudel nicht so richtig, was er machen soll: "Entweder heulst du oder du hast Gänsehaut." Oder beides.
"Das war ein einfach spektakulär – Volltreffer", so das Juryurteil. Viermal Ja, Ziel erreicht. Doch dann das: Dieter, der Michel einst ein fettes "Nein" gab, murmelt: "Ich hab hier noch was gutzumachen", und zückt die Goldene CD – Michels Direktticket nach Südafrika. Die aufregungsbedingten Bauchschmerzen des Schweizers: im CD-Schock vergessen. "Du bist ein guter Typ, das kann was werden." Darauf Michel in Tränen aufgelöst: "Mehr geht nicht, ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder auf den Boden schauen soll. Ich bin einfach nur überglücklich."
- DSDS-Sendung vom 10. Februar 2018