"Der Zug ist abgefahren" ARD-Chef sagt Ende des Fernsehens voraus

SWR-Intendant Kai Gniffke hat eine Führungsposition bei der ARD. Doch dem linearen Fernsehen gibt er keine hohen Überlebenschancen.
Er sollte eigentlich hinter dem linearen Fernsehen stehen. Doch SWR-Intendant Kai Gniffke sieht dessen Ende kommen. Der 62-Jährige rechnet im Gespräch mit dem "Spiegel" gnadenlos mit der Zukunft des TVs ab. "Ich habe keinerlei Hoffnung, dass wir durch eine Veränderung des linearen SWR-Programms das Publikum massiv verjüngen. Der Zug ist abgefahren", so der ARD-Chef.
"Generation meiner Kinder wird das nicht mehr schauen"
Weiter sagt er: "Die Generation meiner Kinder wird das nicht mehr schauen." Daher plane Gniffke, die ARD zu einer journalistischen Internet-Plattform umzustrukturieren, die mit den sozialen Medien konkurrieren soll. "Es geht um die Zukunft des Journalismus", so der SWR-Intendant.
Wie "Bild" berichtet, gibt es Gegenwind aus der Politik. Die müsste den Plänen Gniffkes zustimmen. Sachsen-Anhalts CDU-Landeschef Sven Schulze macht klar, dass er gegen eine solche Reform ist: "Eine Umwidmung der ARD zu einer Digital-Plattform werden wir im Landtag nicht unterstützen."
"Rechtsrahmen unterscheidet sich erheblich"
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor hat rechtliche Bedenken. "Der Rechtsrahmen der alten ÖRR-Realität im Kabelfernsehen und die neue Realität der digitalen Medienwelt im Internet unterscheiden sich erheblich", so der Politiker.
Wie es mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk weitergeht, bleibt offen. Auch WDR-Intendant Tom Buhrow fordert eine Reform von ARD und ZDF. Im November überlegte er öffentlich, ob man wirklich noch zwei Sender brauche. "Mein fester Eindruck ist: Deutschland scheint uns in zehn Jahren nicht mehr in dem Umfang zu wollen – und auch finanzieren zu wollen wie heute", so der 64-Jährige bei einer Veranstaltung in Hamburg.
- spiegel.de: "ARD-Intendanten Buhrow und Gniffke über ihre Reformpläne: 'Wenn wir das tun, wird es Halligalli geben'" (kostenpflichtig)
- bild.de: "Keinerlei Hoffnung: Neuer ARD-Boss sagt TV-Aus voraus" (kostenpflichtig)