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Xavier Naidoo entschuldigt sich: "Ich habe Dinge getan, die ich heute bereue"


Xavier Naidoo überrascht mit Entschuldigung
"Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 20.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Xavier Naidoo bei einem TV-Auftritt (Archivbild): Der Sänger distanziert sich jetzt von Verschwörungstheorien.Vergrößern des Bildes
Xavier Naidoo bei einem TV-Auftritt (Archivbild): Der Sänger distanziert sich jetzt von Verschwörungstheorien. (Quelle: imago-images-bilder)

Er galt als einer der prominentesten Corona-Leugner, nach einem Rechtsstreit durfte er sogar Antisemit genannt werden. Der Sänger Xavier Naidoo verbreitete viele abstruse Thesen. Jetzt kommt die überraschende Wende.

In den vergangenen Jahren war Xavier Naidoo eher bei Schwurblern, Rechten und Corona-Gegnern beliebt als bei Musikfans. Ein Song, den er 2012 veröffentlichte, wurde als homophob kritisiert. Er leugnete Corona, sah die Erde als Scheibe und trat bei den Reichsbürgern auf. Mit dem Krieg in der Ukraine kam jetzt offenbar die Läuterung.

Denn Naidoos Frau Julia ist aus der Ukraine. Der Sänger musste sich in den vergangenen Wochen um die Familie kümmern, holte einige aus dem Land heraus. Das Leid, das durch Putins Angriffskrieg verursacht wird, hat ihm offenbar die Augen geöffnet. "Ich musste mich kritischen Fragen zu Äußerungen von mir in der Vergangenheit stellen. Das war ein Grund für mich, mich zu hinterfragen", sagte er jetzt in einem am späten Mittwochabend veröffentlichten Video auf mehreren Internetplattformen. Die Ereignisse im Osten Europas, der Heimat seiner Frau, seien Grund für ihn gewesen, sich selbst zu reflektieren.

"Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe. Und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe", sagte er. Es sei ihm bewusst geworden, dass er Familie und Fans mit verstörenden Äußerungen irritiert und provoziert habe, für die er sich entschuldigen möchte.

Ein Sammelbecken extremer Ansichten

Naidoo war immer wieder wegen rechtsextremer Lieder und wissenschaftsfeindlicher Thesen in die Kritik geraten. Schon 2009 hatte er die Legitimität des Bundestages infrage gestellt, 2011 behauptete er im Morgenmagazin des ZDF, dass Deutschland noch immer besetzt sei. Er hatte sogar den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler – erfolglos – wegen Hochverrats angezeigt. In dem Lied "Goldwaagen/Goldwagen" spielte er auf eine angebliche Rolle der CIA bei den Terroranschlägen in New York und London an. Er zweifelte die Existenz des Corona-Virus an und wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel anzeigen.

"Ein zentraler Punkt meines Charakters ist die Suche nach Wahrheit. Wer diese sucht, macht sich auf den Weg und wer diesen Weg geht, trifft auf viele Meinungen", führte Naidoo aus. "Hierbei habe ich mich verrannt. Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt", gestand der Mannheimer Musiker. Er habe sich auch mitunter instrumentalisieren lassen. "Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue."

Der Gründer der bekannten Band "Söhne Mannheims" will sich von seiner extremen Vergangenheit jetzt trennen. "Ich distanziere mich von allen Extremen, Rechten und verschwörerischen Gruppen. Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sind mit meinen Werten nicht vereinbar", sagte der 50-Jährige zum Abschluss.

Kritische Stimmen zum Video

Wie nachhaltig der Sinneswandel des Sängers sein wird, muss sich zeigen. Kurz nach der Veröffentlichung seines Videos gab es erste kritische Stimmen im Netz. So schrieb der Verschwörungsexperte Josef Holnburger auf Twitter: "Naidoo sagt, dass er sich "zum Teil instrumentalisieren" hat lassen. Aber er hat selbst rechtsterroristische Kanäle auf Telegram verbreitet. Er hat selbst auch die antisemitischen "Protokolle der Weisen von Zion" dort hochgeladen. Mit seinem Account." Er nennt es fraglich, ob man "massig Antisemitismus, Homophobie und Verschwörungsmythen" in einem dreiminütigen Instagram-Video wieder glattbügeln kann.

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Der Arzt Dr. Christian Kröner, der unter anderem in Talkshows zur Notwendigkeit von Impfungen gesprochen hat, zweifelt ebenfalls an Naidoos Läuterung: "Der ganze Hass und die Aggressionen, die aus gewissen Kreisen während der Pandemie geäußert wurden, sind nicht mit einem 'Sorry' erledigt. Die ganzen Nenas und Liefers und Homburgs. So einfach ist nicht back to business", schrieb er auf Twitter.

Eine Chance geben möchte dem Sänger der profilierte Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume. Auf Berichte, bei Verschwörungstheorien seien auch immer finanzielle Interessen im Spiel, antwortete er auf Twitter: "Dass wir bei Verschwörungsmythen auch immer auf die Geldflüsse schauen müssen, sehe ich auch so. Gleichwohl möchte ich auch Xavier Naidoo nicht vorschnell auf Berechnung reduzieren. Er hat – wie jeder Mensch – eine neue Chance verdient."

Verwendete Quellen
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