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Freddy Quinn wird 90: Vom Fremdenlegionär zum Schlagerstar


Er wird 90
Freddy Quinn: Vom Fremdenlegionär zum Schlagerstar

Von spot on news, t-online, Seb

27.09.2021Lesedauer: 4 Min.
Freddy Quinn bei einem Auftritt 2015.Vergrößern des Bildes
Freddy Quinn bei einem Auftritt 2015. (Quelle: IMAGO / POP-EYE)

Sechs mal konnte Freddy Quinn Platz 1 der deutschen Singlecharts erreichen. Damit wurde er zu seinem der größten Stars der 50er und 60er Jahre. Jetzt feiert der Sänger seinen 90. Geburtstag.

Mit "Heimweh (Dort, wo die Blumen blüh'n)", seiner ersten Single, konnte er 1956 direkt einen riesigen Erfolg feiern. Bisher hat sich dieser Song von Freddy Quinn über acht Millionen Mal verkauft. Insgesamt gingen über 60 Millionen seiner Alben über die Ladentheke. Damit zählt er zu den erfolgreichsten Musikern Deutschlands. Und obwohl sein letztes Album schon über 20 Jahre zurückliegt, ist seine Musik für seine Fans zeitlos. Nun wird der Barde 90 Jahre alt.

Berichte über ihn könnten durchaus mit "Es war einmal..." beginnen, vor allem seine Biografie, etwa bis zum 25. Lebensjahr, die romanhafte Vita eines Abenteurers. Gleich vorweg: Freddy, der Seemann mit dem unverkennbaren Hamburger Idiom, kommt überhaupt nicht von der Waterkant, sondern aus Österreich. In Wien wurde er auf den Namen Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl getauft.

Sein Vater nimmt ihn mit in die USA, wo der Junge in Morgantown, West Virginia, eingeschult wird. Englisch wird also die zweite Muttersprache. Als seine Mutter in Wien das Sorgerecht erhielt, kam das Kind zurück nach Österreich. Inzwischen hat die Frau Mama, mittlerweile Verlegerin der beiden Zeitschriften "Tierpost" und "Die Glocke", den unvermögenden Rudolf Anatol von Petz geheiratet, der für ihre Blätter Tiergedichte schreibt. Er adoptiert ihren Sohn, der nun mit Nachnamen Nidl-Petz heißt.

Er war beim Zirkus

Während der letzten Kriegsjahre kommt der Junge mit der Kinderlandverschickung nach Ungarn, wo er 1945 vor der einrückenden Roten Armee flüchtet und als 13-Jähriger in Pilsen strandet. Dort stößt er auf US-Soldaten, denen er erzählt, er sei Amerikaner. So landet er mit einem Militärtransport wieder in den USA. Dort erfährt er, dass sein leiblicher Vater Johann Quinn bereits 1943 bei einem Verkehrsunfall gestorben ist.

Die Amerikaner schicken ihn nach Europa zurück, er landet in Antwerpen in einem Erziehungsheim, wo er die Volksschule abschließt und Flämisch und Französisch lernt. 1946/47 findet er nach Wien zurück, versteht sich aber nicht mit seinem Adoptiv- und Stiefvater. Als 16-Jähriger reißt er aus und geht zum Zirkus und lässt sich als Akrobat ausbilden, während ihn der Tierdichter Rudolf von Petz polizeilich suchen lässt.

Er war bei der Fremdenlegion

Später erzählt er dem Schriftsteller Heiner Link: "In Rom holte ich mir ein Visum für Tunesien, Algerien und Marokko... Ich habe mich dann bis Palermo durchgeschlagen, nahm ein Schiff nach Tunis, von dort ging es per Autostopp nach Algerien. Ich landete in der kleinen Stadt Sidi bel Abbès, dem Ausbildungszentrum der französischen Fremdenlegion, und spielte Gitarre in einer Bar, in der auch Legionäre verkehrten... Dort sprach mich ein Ausbilder an, und ich sagte so halb aus Jux, halb aus Ernst, ich wolle in die Fremdenlegion. Der Ausbilder schlug mir vor: 'Du machst das Basistraining mit, nach drei Wochen sehen wir uns wieder, dann entscheidest du, ob du rein möchtest oder wieder raus. Ich bin dann tatsächlich wieder raus. Das ist einzigartig in der Geschichte der Fremdenlegion, und dann ..."

Nach einem Aufenthalt in der Fremdenlegion, macht er sich schließlich auf den Weg nach Hamburg, wird in der Washington-Bar auf St. Pauli als "Frederico Quinn" entdeckt und nimmt 1956 für das Label Polydor die Single "Heimweh" auf, die im Bayerischen Rundfunk als "Schnulze des Jahres" vor offenem Mikrophon zerbrochen wird.

Seine Karriere nimmt Fahrt auf

Es ist der Startschuss für eine große Karriere. "Heimweh" wird ein Nummer-eins-Hit, der meistverkaufte Titel des Jahres. Der Song passt perfekt zu seinem Lebenslauf. Oder ist es eher umgekehrt? Diesen Verdacht hegt der Journalist Elmar Kraushaar, Autor des Buches "Freddy Quinn. Ein unwahrscheinliches Leben" im Berliner "Tagesspiegel": "Des Sängers 'Heimweh' muss sich aus seiner Biografie erklären, Text und Interpretation müssen eins werden mit Freddy Quinn. Schließlich will man mehr, noch mehr Erfolg. Denn ist man nicht mit dem verschütteten 'Heimweh'-Gefühl der Massen mitten im nachkriegsdeutschen Wirtschaftswunder auf eine Goldader gestoßen?"

Tatsächlich gibt später der Komponist und Produzent Lotar Olias, der die meisten Freddy-Songs geschrieben hat, unverblümt zu: "Ich habe einen Monat gebraucht, um Freddys Geschichte in eine für die Presse greifbare Form zu bringen."

Seine großen Hits

Zwischen 1956 und 1966 landet er mehrere Nummer-1-Hits wie "Heimatlos", "Der Legionär", "Die Gitarre und das Meer", "Unter fremden Sternen", "La Paloma", "Junge, komm bald wieder". Und weil alle Freddy so lieben, werden die Songs zu Kinofilmen wie "Freddy unter fremden Sternen", "Freddy, die Gitarre und das Meer, "Weit ist der Weg" und viele mehr.

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Dann, Mitte der 1960er-Jahre, kommen die Beatles und Rolling Stones, und aus ist es mit der Seemannsromantik. Doch nach wie vor ist Freddy der bekannteste Hamburger Seemann. Er singt nun den Song "Wir", in dem er die Jugendbewegung als "Gammler" beschimpft. Später sagt er, dass ihn seine Produzenten dazu gedrängt hätten, das Lied sei "idiotisch" gewesen.

Ärger mit der Justiz

Dann wird es noch einmal grell um ihn, 2004 steht er wegen Steuerhinterziehung vor Gericht, weil er mit Hauptwohnsitz in der Schweiz gemeldet war, aber überwiegend in Hamburg lebte. Freddy zahlt 900.000 Euro zurück, dazu noch 150.000 Euro Strafe und wird zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Durch das Verfahren wird auch bekannt, dass er seit Jahrzehnten mit seiner langjährigen Managerin Lilly Blessmann, die 2008 mit 89 Jahren stirbt, glücklich verheiratet war. Nun lebt er seit Jahren mit einer Dame namens Rosi zusammen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Spot on news
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