Nach Sexismus-Ausstellung Joko und Klaas werden mit altem Vorwurf konfrontiert
Die TV-Ausstellung "Männerwelten", die Joko und Klaas zur Primetime live auf ProSieben zeigten, sorgte für Furore. Der Tenor anfangs: durchweg positiv. Doch plötzlich werden alte Vorwürfe laut.
Am Mittwochabend gab es trotz Coronavirus auf Twitter nur ein Thema: "Männerwelten". Die Aktion von Joko und Klaas auf ProSieben, für die sie die Autorin Sophie Passmann für eine Sexismus-Ausstellung als Moderatorin anheuerten, dominierte mit zwei eigenen Hashtags die Trends in dem sozialen Netzwerk.
Passmann führte durch verschiedene Themenräume. Es wurden unter anderem Penisbilder, sexistische Beleidigungen und Schilderungen von Frauen, die vergewaltigt wurden, gezeigt – die 15-minütige Sondersendung in Folge der gewonnenen "Joko & Klaas gegen ProSieben"-Show war nichts für schwache Nerven. Doch die Kommentare auf Twitter waren voll des Lobes: "ganz großes Danke", "großartige Aktion" und "extrem wichtig" waren nur einige der unzähligen positiven Reaktionen auf das Thema. Auch die Reichweite des Videos – den kompletten Beitrag sehen Sie oben – ist mit jetzt schon über 2,7 Millionen Abrufen enorm.
- Was in "Männerwelten" alles thematisiert wurde? Eine Rückschau
Doch nun gibt es auch Kritik an der Aktion. Es wird unter anderem darauf hingewiesen, dass in dem Beitrag nur weiße, heterosexuelle Frauen vorgestellt wurden. Auch ein bereits acht Jahre zurückliegender Fehltritt des Moderatorengespanns wurde ausgegraben und dem Duo nun vorgehalten. 2012 berührte Joko im Rahmen einer Wette für die Sendung "neoParadise" Brust und Po einer Frau.
Der TV-Grapscher aus dem Jahr 2012
Dieser Grapschvorfall wurde damals von Klaas aus dem Off kommentiert. Erst kam die Aufforderung mit den Worten: "Fass ihr einmal an die Moppelklampen und zweimal an den Arsch. Viel Spaß." Anschließend bewertete der Moderator die Fremdschäm-Situation so: "Der war das so unangenehm. Die stand da und hat sich richtig entwürdigt gefühlt. Die fährt jetzt gleich nach Hause und dann wird die schön heulen unter der Dusche. Die steht jetzt sechs Stunden unter der Dusche."
Joko und Klaas hatten sich damals im Nachhinein für den Einspieler entschuldigt: "Wir haben kein Taktgefühl bewiesen und lustigen Quatsch mit fahrlässigem, beleidigendem Schwachsinn verwechselt." Das ZDF erklärte außerdem, dass es gar keine tatsächliche Berührung gegeben habe – alles sei zum Zwecke eines Gags inszeniert worden. Doch Kritiker monieren nun, acht Jahre später, dass dieser Vorfall in der Sendung "Männerwelten" nicht thematisiert wurde:
Der Schriftstellerin Tara Falsafi schließt sich die Kollegin Sohra Behmanesh mit einem ähnlichen Vorwurf an:
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Unter anderem der Autor und Moderator Micky Beisenherz schaltet sich direkt auf Twitter in die Diskussion ein und erklärt: "Der Mensch ist lernfähig." Er verweist darauf, wie lange dieser Fehltritt bereits zurückliegt und meint: "Ich war der Ansicht, Joko und Klaas hätten gestern Haltung gezeigt. Dann wird dieses alte Fehlverhalten hervorgeholt – für das die beiden sich damals schon entschuldigt hatten – um jetzt genau was zu belegen? Dass die beiden sich die Haltung von gestern nun nicht leisten dürfen?"
Dass es bei einer live im Fernsehen gezeigten Aktion wie der "Männerwelten"-Ausstellung zu einer großen Aufmerksamkeitsspirale kommen würde, war absehbar. Dass sich Joko und Klaas nun aber selbst Vorwürfen ausgesetzt sehen, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Stevie Schmiedel von der Protestkampagne Pinkstinks fragte im "Deutschlandfunk" nun zum Beispiel spitz: "Werden Joko und Klaas dann in Zukunft auf Sexismen in ihren Shows verzichten? Und ProSieben auf 'Germany's next Topmodel'?". Das Moderatorenduo selbst hat sich zu den Anschuldigungen bislang nicht geäußert.
- Deutschlandfunk: "Viel Lob für Beitrag über sexuelle Belästigung von Frauen"
- Twitter: #JKLive und #Männerwelten