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Star Regisseur Roland Emmerich – diese beiden Kinofilme bereut er: "Ärgere mich"


Interview
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"Ärgere mich noch immer"
Roland Emmerich bereut heute zwei Kinofilme

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 07.11.2019Lesedauer: 6 Min.
Roland Emmerich: Sein neuer Film "Midway" erobert gerade die Kinos.Vergrößern des Bildes
Roland Emmerich: Sein neuer Film "Midway" erobert gerade die Kinos. (Quelle: imago-images-bilder)
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Er ist der bekannteste deutsche Regisseur der Welt, feierte zahlreiche Kinoerfolge. Sein neuer Film "Midway" spielt im Zweiten Weltkrieg – und Roland Emmerich befürchtet, dass erneut dunkle Zeiten drohen.

Es ist früh am Morgen in Berlin. Am Gendarmenmarkt herrscht noch eine beruhigende Stille, keine Spur von umherhetzenden Touristen. Die wenigen, die schon auf dem Weg zur Arbeit sind, können nicht ahnen, dass sich hinter den Mauern des nahe liegenden Nobelhotels ein echter Megastar verbirgt. Roland Emmerich, Filmproduzent, Regisseur und Drehbuchautor sitzt dort, bestellt sich einen Cappuccino und wird gleich über seinen neuen Film "Midway", seinen deutschen Lieblingsschauspieler und seine zwei größten Flops sprechen.

Unaufgeregt begrüßt mich Herr Emmerich in einer großzügigen Suite. Als ihm sein Cappuccino mit einem riesigen Berg aufgeschäumter Milch gereicht wird, schnappt er sich die Tasse und schiebt den kleinen Teller, auf dem ein süßer Keks darauf wartet, verspeist zu werden, zur Seite: "Den können Sie gleich wieder mitnehmen." Und dann möchte der 63-Jährige auch bald mit dem Interview anfangen. Sein Motto: "Man muss jede Sekunde nutzen." Ein gutes Motto, wenn man so viel zu erzählen hat.

t-online.de: Herr Emmerich, warum haben Sie einen Film über die Seeschlacht von Midway gedreht?

Roland Emmerich: Warum nicht? Ich wollte den Film schon vor 20 Jahren machen. Aus verschiedenen Gründen hat es damals nicht geklappt. Aber mir ist der Film nie aus dem Kopf gegangen. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich den Film jetzt gemacht habe. Wenn man sich unsere Welt anschaut und sieht, wie Nationalismus und Faschismus aufblühen, erscheint es mir der richtige Moment, an die Menschen zu erinnern, die damals für die Demokratie gekämpft haben und dafür gestorben sind. Und dann fand ich es einfach eine total interessante Schlacht, weil so viele Dinge aus Zufall oder Glück passiert sind. Die Schlacht von Midway wird immer als Wunder bezeichnet.

"Midway – Für die Freiheit" behandelt die wahre Geschichte der Männer und Frauen, die den Lauf der Geschichte entscheidend verändert haben. Im Juni 1942 standen Demokratie und Freiheit auf dem Spiel, nachdem es zum Angriff auf Pearl Harbor kam. Auf den abgelegenen Midwayinseln kommt es zu einem Aufeinandertreffen zwischen der zahlenmäßig geschwächten US-amerikanischen Marine und Luftwaffe und der Kaiserlichen Japanischen Marine. Es kommt zur Luft- und Seeschlacht, die den Wendepunkt des Pazifikkrieges einleiten soll.

War es wichtig, Japan und die USA nicht nur als Feinde, sondern auch als Menschen darzustellen?

Wenn man heute einen Kriegsfilm macht und versucht, sich so weit wie möglich an die Tatsachen zu halten, ist es natürlich klar, dass man auch die Japaner als Menschen zeigen will. Du willst keine Pappfiguren haben, die nur als Kanonenfutter da sind. Für mich war es das erste Mal, dass ich in einer anderen Sprache gedreht habe. Es war das erste Mal, dass ich jemanden hatte, der mir gesagt hat, wie das überhaupt auf einer anderen Sprache rübergekommen ist. Ich hatte eine ganz tolle Dolmetscherin, die mir geholfen hat. Das war mir unglaublich wichtig, dass die Japaner korrekt dargestellt werden.

Macht es Ihnen mehr Spaß, Geschichten zu erzählen, die wirklich passiert sind, oder Geschichten zu erfinden, die niemals passieren können?

Ich weiß nicht, was mir besser gefällt. Es war der erste Film, bei dem ich mich total an die Tatsachen gehalten habe. Ich habe gedacht, warum soll ich da was ändern? Es war aber auch so, dass unglaubliche Sachen passiert sind. Alles in dem Film ist wahr, genau das ist auch die Stärke des Films. Ich würde jetzt nicht sagen, dass jeder Film so sein muss. Für mich ist die Abwechslung das Wichtige. Ich möchte nicht immer das Gleiche machen.

Was unterscheidet "Midway" von anderen Kriegsfilmen?

Ich weiß nicht, ob jemals jemand so etwas Schwieriges gemacht hat. Es ist was anderes, als wenn man an Land dreht. Diese Schiffe gibt es ja gar nicht mehr. Es ist irre schwierig, auf einem Flugzeugträger zu drehen, weil da ein starker Wind ist. Wir mussten mit riesigen Maschinen ständig Wind machen. Es war wahnsinnig laut. Man hat sich fast nicht mehr selber verstanden. Man hat fast nicht mehr denken können. Aber für die Schauspieler war das gut. Die haben dann lauter und anders gesprochen. Sie hatten vielleicht wirklich das Gefühl, auf so einem Aircraft zu sein. Man darf nicht vergessen, es ist alles innen gedreht worden mit Bluescreen und solchen Sachen. Es muss dann halt wie Außen aussehen. Das war natürlich für mich und den Kameramann schwierig. Wir haben endlose Tests gemacht. Irgendwann habe ich dann gesagt, wir brauchen echte reale Hintergründe, sonst wissen wir gar nicht, wie das aussehen wird. So musste man nicht total in die Leere arbeiten.

Woher kommt Ihre Faszination für Explosionen?

Das ist keine Faszination, es ist Zufall, dass in meinen Filmen immer etwas explodiert. Vielleicht kommt es daher, dass ich keine Superhelden mag. Ich habe das noch nie verstanden. Comicbücher, da gehe ich völlig dran vorbei. So musste ich für mich selber ein eigenes Genre erfinden. Ich mochte immer Science-Fiction. Ich mag Desaster-Filme und ich mag auch Kriegsfilme. Das ist jetzt schon mein zweiter Kriegsfilm. Ich mag Geschichte und wenn man einen Zweiter-Weltkriegsfilm macht, dann muss eben hin und wieder etwas explodieren. Aber der Film zerstört nicht nur, er lässt auch sehr viel Zeit für die Charaktere.

War es schwierig, die Rollen richtig zu besetzen?

Ja. Die Leute wissen immer nicht, wie viel schlaflose Nächte und endlose Diskussionen man wegen der Besetzung hat. Wenn man falsch besetzt, kann man als Regisseur nichts mehr machen.

Wer hat bei dieser Entscheidung das letzte Wort?

Ich. Dieser Film wurde unabhängig gedreht. Ich habe mich mit Studios immer hauptsächlich wegen Besetzungen streiten müssen. Alles andere war vorher immer klar. Das Drehbuch war vorbestimmt, das Budget, der Titel und das Veröffentlichungsdatum waren immer gesetzt. Aber bei der Besetzung wollten sie dann immer mitreden. Das hat dann dazu geführt, dass ich sehr stark für meine Besetzung kämpfen musste. Beim ersten Mal bei "Independence Day". Die wollten weder Jeff Goldblum noch Will Smith. Das ging so lange, dass ich gesagt habe: "Okay, dann gehe ich zu Universal. Dann lasst mich ziehen." Und dann haben sie gesagt: "Oh, oh. Wenn der gehen will, dann müssen wir ihm die geben." Das ging hart her.

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Wie kam es dann dazu, dass Will Smith beim zweiten Teil von "Independence Day" nicht dabei war?

Er wollte einen anderen Film machen zu dieser Zeit. Das Studio hat aber darauf bestanden, dass wir "Independence Day 2" am 20. Jahrestag machen. Ich hätte damals Nein sagen sollen zum Studio. Ich hätte den Film nicht machen sollen. Wir hatten ein viel besseres Script mit Will Smith. Es ist dann viel zu schnell gemacht geworden, es ist nicht so gut geworden, wie es hätte sein sollen. "Independence Day 2" war ein Fehler.

Haben Sie sich da im Nachhinein geärgert?

Ja, ich ärgere mich immer noch darüber.

Bei Ihnen ist es so, manche Filme schreiben Geschichte, andere werden zerrissen. Wie fühlt sich so eine Diskrepanz zwischen Meisterwerk und Flop an?

Ich sehe mich als Künstler. Nicht alles wird ein Meisterwerk. Es gibt auch schlechte Arbeiten, das ist einfach so. Ich habe zwei, drei Filme, die nicht so gut geworden sind.

Welche sind das noch?

"Godzilla", da habe ich mir reinreden lassen, oder besser gesagt: Ich wurde dazu überredet.

Haben Sie daraus Konsequenzen gezogen?

Ich gehe jetzt in eine neue Phase in meiner Karriere. Ich bin jetzt bekannt genug, dass ich sagen kann, ich drehe meine eigenen Filme. Ich mache die jetzt völlig unabhängig von allen.

Gibt es deutsche Schauspieler, die Sie besonders gut finden.

Ich finde viele deutsche Schauspieler toll. Es ist nur schwierig, mit denen zu arbeiten. Ich habe mal Armin Mueller-Stahl engagiert für einen Film, den ich produziert habe. Er ist ein fantastischer Schauspieler.

Fühlen Sie sich mehr als Deutscher oder Amerikaner?

Ich bin irgendwie so total dazwischen. Ich habe auch zwei Pässe, einen deutschen und einen amerikanischen. Ich lebe natürlich hauptsächlich in Amerika und in Kanada, weil ich da meine Filme drehe. Ich reise aber auch sehr viel.

Vielen Dank für das Gespräch, Roland Emmerich.

Der Film "Midway" läuft ab dem 7. November 2019 in den deutschsprachigen Kinos.

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