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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Detlef Soost "Ich wollte der Michael Jackson aus der DDR werden"
Am 29. August wäre Michael Jackson 60 Jahre alt geworden. Wie würde die Arbeit des "King of Pop" heute aussehen? Im Musical "Beat it" versucht Detlef Soost in einem großen Team diese Frage zu beantworten.
Ich treffe Detlef Soost bei den Proben zu dem geplanten Musical. In jeder Ecke stehen Tänzer, vertieft üben sie ihre Schritte ein, zählen immer wieder den Takt: "One, two, three ...". Unter ihnen ist auch der Choreograf, den viele noch aus seiner Aufgabe bei "Popstars" kennen. An dem Stück über Michael Jackson zu arbeiten, ist für den 48-Jährigen nicht nur eine Aufgabe, sondern vielmehr eine Ehre, die ihm allerdings auch schlaflose Nächte bereitete.
t-online.de: Wie ist Ihre persönliche Bindung zu Michael Jackson?
Detlef Soost: Michael Jackson hat mich zum Tanzen gebracht. Als ich zwölf Jahre alt war habe ich ihn zum ersten Mal im Fernsehen gesehen. Man muss bedenken, dass ich aus dem Osten bin und damals im Kinderheim war. Wir durften eigentlich kein Westfernsehen gucken. Wir haben an einer Antenne rumgedreht und konnten dann plötzlich im ZDF ein Video von ihm sehen.
Was hat dieses Video mit Ihnen gemacht?
Es hat mich so begeistert, dass ich anfangen wollte zu tanzen. Ich wollte ein kleiner Michael Jackson aus der DDR werden. Hört sich jetzt kindisch an, aber das hat mich zu dieser Leidenschaft gebracht. Ich war dann plötzlich in der Schule nicht mehr das Heimkind, sondern das Kind, das so tanzen kann wie Michael Jackson. Ich habe gesehen, es bringt mir Wertschätzung, wenn ich tanzen kann. Das hat mich unheimlich motiviert dranzubleiben. Michael Jackson ist mein Mentor, ohne dass er es jemals wusste.
Sie beide hatten eine schwierige Kindheit – verbindet das?
Michael Jackson hatte eine schwierige Kindheit, genau wie ich. Wenn natürlich auch unter unterschiedlichen Umständen. Vielleicht bindet mich das an ihn. Er zeigt, dass er es geschafft hat, trotz schwieriger Umstände etwas aus seinem Leben zu machen.
Wenn Sie persönlich so mit dem Thema Michael Jackson verbunden sind, setzte Sie die Arbeit an dem Musical dann auch unter Druck?
Ganz ehrlich? Ja! Ich könnte lügen, aber ich bin seit 25 Jahren in diesem Geschäft, ich durfte schon alles choreografieren. Aber hier war es anders. Ich habe davon geträumt, ob es funktionieren wird und wie alles laufen wird. Wenn du so etwas mit in deinen Schlaf nimmst, dann merkt man natürlich schon, dass man unter einem speziellen Druck steht. Ich hatte auch Bedenken, ob der Cast das umsetzen kann, was ich vor meinem geistigen Auge hatte. Ich war wirklich sehr nervös – so nervös, wie ich lange nicht mehr war. Aber nachdem ich zehn Minuten mit den Menschen gearbeitet hatte, war ich erleichtert. Ich habe gemerkt, dass diese Leute einfach Monster sind, im positiven Sinne. Die trainieren, auch wenn sie gar nicht trainieren sollen.
Sie scheinen tatsächlich unermüdlich zu sein. Ist das unter Tänzern Alltag?
Ich habe selten einen Cast erlebt, der so viel Leidenschaft und so viel Power und so viel Lust hat, es richtig zu machen. Die Stimmung hier ist Wahnsinn. Die Künstler sagten direkt zu mir: 'Detlef, wir killen das Ding!' Das sagt man so unter Tänzern, wenn man eine Choreo richtig gut macht. Das ist das Besondere auch an dem ganzen Musical. Der Cast bringt die Michael-Jackson-Leidenschaft und den Spirit rüber.
Was ist außerdem das Besondere an dem Musical?
Es gab in den letzten zehn Jahren viele Michael-Jackson-Interpretationen und natürlich auch davor. Wir zeigen seine Geschichte, wie er zu dem geworden ist, der er war. Menschlich und auch vom Erfolg her, das hängt ja zusammen.
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Welche Herausforderungen gab es dabei?
Die Aufgabe von unserem Choreografen Alex Burgos und mir – ich unterstütze ihn bei drei Songs als Choreograf – war es, herauszuarbeiten, wie Michael Jackson heute 2018 eine Show performen würde, wenn er noch bei uns wäre. Was wären das für Moves? Wie würde das aussehen? Wenn wir uns den Vergleich anschauen von "Thriller" und "Bad" sowie von "Bad" zu "Smooth Criminal", sieht man, dass er sich rein technisch immer weiter entwickelt hat. Heute wäre er bestimmt auch auf einem ganz anderen Level. Ich habe die Choreografie entworfen, nach meinem eigenen kreativen Content, aber immer vor dem Hintergrund: Wie hätte Michael das interpretiert?
Was erwartet die Zuschauer?
Es ist ein Show-Erlebnis. Wer sich für Tanz und Leidenschaft interessiert, der ist in diesem Musical genau richtig. Es ist ein audiovisuelles Erlebnis. Man muss kein Michael-Jackson-Fan sein, um das zu mögen.
Das Musical "Beat it" feiert am 29. August Premiere in Berlin. Bis zum 2. September findet die Aufführung in der Hauptstadt statt. Danach geht es im Oktober auf große Tour durch Deutschland und Österreich.