Beim Europäischen Filmpreis Triumph für polnisches Liebesdrama "Cold War"
Das polnische Liebesdrama "Cold War" ist der große Sieger beim 31. Europäischen Filmpreis. Gleich fünf Trophäen räumte der melancholische Schwarz-Weiß-Film ab.
Große Freude bei dem Team des polnischen Films "Cold War". Die Macher und Schauspieler durften sich bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises nicht nur über die Auszeichnung für den besten Spielfilm des Jahres freuen. Geehrt wurde auch die Hauptdarstellerin. Weitere Preise gab es für Regie, Drehbuch und Schnitt.
Joanna Kulig aus Polen und Marcello Fonte aus Italien wurden zu den besten europäischen Schauspielern gekürt – zwei starke, leidenschaftliche Darsteller. Kulig, die in "Cold War" eine Sängerin spielt, konnte die Auszeichnung allerdings nicht persönlich entgegen nehmen. Sie ist nach den Worten von Pawlikowski im siebten Monat schwanger und darf nicht fliegen.
Pawlikowski hatte bereits 2014 mit "Ida" in der Königskategorie gesiegt und danach einen Oscar geholt. Seinen neuen Film "Cold War" schickt Polen erneut ins Rennen um den Auslands-Oscar. In den deutschen Kinos läuft die Liebesgeschichte um zwei Künstler eines im Kalten Krieg gegründeten Folklore-Ensembles unter dem Titel "Cold War – Der Breitengrad der Liebe" seit Ende November.
Der Italiener Fonte nahm die Ehrung freudestrahlend entgegen. Er spielt in "Dogman" einen Hundefriseur, der in die Machenschaften eines Kriminellen verwickelt wird. Für seine Darstellung hatte Fonte bereits den Preis als bester Schauspieler in Cannes gewonnen.
Deutschland konnte nicht überzeugen
Enttäuschung dagegen bei den Deutschen. Bäumer war für ihr sensible Darstellung von Romy Schneider schon bei den Berliner Filmfestspielen gefeiert, am Ende aber nicht mit einem Preis bedacht worden. In der Kategorie Bester Spielfilm waren die deutschen Filmemacher nach dem Triumph von Maren Ades "Toni Erdmann" vor zwei Jahren dieses Mal erst gar nicht angetreten.
Zwei Trostpreise gab es dennoch: Christoph M. Kaiser und Julian Maas erhielten für Emily Atefs "3 Tage in Quiberon" die Auszeichnung für die beste Filmmusik. André Bendocchi-Alves und Martin Steyer wurden für das Kriegsverbrecher-Drama "Der Hauptmann" mit dem Preis für das Beste Sounddesign geehrt.
Witzige Bemerkungen über den Brexit
Als beste Komödie wurde "The Death of Stalin" des Briten Armando Iannucci ausgezeichnet. Die Produktion sei Ergebnis einer Zusammenarbeit über die Ländergrenzen Europas hinweg. "Ich werde diese erfolgreiche Idee mal in Großbritannien vorschlagen", sagte der Regisseur witzelnd. An die Adresse Russlands, wo der Film verboten ist, sandte Iannucci ein Furzgeräusch.
Auch der britische Hollywoodstar Ralph Fiennes ("Der englische Patient"), der für seinen "Beitrag zum Weltkino" ausgezeichnet wurde, spielte auf den Brexit an. "Kann ich englisch und europäisch sein?", fragte er. "Ich sage leidenschaftlich: Ja!"
Ausgelassenen Schwung verliehen der Gala Flamenco-Einlagen und die wechselnde Präsentatoren aus allen europäischen Himmelsrichtungen. Hingucker des Abends war aber eindeutig die spanische Filmdiva Rossy de Palma ("Fessle mich!", "Madame"), die im ausladenden schwarzen Kleid ihr Talent als Entertainerin bewies.
Immer wieder jedoch erinnerten die Filmemacher auch an die politisch schwierigen Zeiten in Europa. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland würdigte das Werk der von der russischen Justiz belangten Regisseure Kirill Serebrennikow und Oleg Senzow. Serebrennikow stellte im Hausarrest seinen Film "Leto" fertig, der in Sevilla für das beste Szenenbild ausgezeichnet wurde.
Ein Preis fürs Lebenswerk
Die spanische Schauspielerin Carmen Maura wurde für ihr Lebenswerk geehrt. Mit ihrer atemberaubenden Darstellung von Frauen zwischen Passion und Ehrlichkeit gehöre sie zu den beeindruckendsten Schauspielerinnen, so die Europäische Filmakademie (EFA). Maura, die Muse des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar, nahm die Ehrung von Akademie-Präsident Wim Wenders zu Tränen gerührt entgegen. "Schauspielerin zu sein, ist ein Geschenk für mich", sagte sie.
Regisseur Constantin Costa-Gavras wurde mit dem Ehrenpreis des EFA-Vorstands ausgezeichnet. Er sei mit Filmen wie "Z" und "Der unsichtbare Aufstand" der Begründer eines neuen Genres gewesen - der Verbindung von Thriller und politischer Kritik.
- Nachrichtenagentur dpa