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"Blade Runner 2049": Ebenbürtige Nachfolge für besten Sci-Fi-Film aller Zeiten


Meinung
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"Blade Runner 2049"
Der neue beste Science-Fiction-Film aller Zeiten?

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

05.10.2017Lesedauer: 4 Min.
Harrison Ford und Ryan Gosling stehen für "Blade Runner 2049" gemeinsam vor der Kamera.Vergrößern des Bildes
Harrison Ford und Ryan Gosling stehen für "Blade Runner 2049" gemeinsam vor der Kamera. (Quelle: 2017 Sony Pictures Releasing GmbH)
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Seit Wochen dominiert ein Phänomen die Kinoszene: "Blade Runner 2049". Die Fortsetzung des Achtzigerjahre-Klassikers startet in den deutschen Kinos. Entspanntes Popcornkino bekommt man nicht, im Gegenteil. In der Weiterführung passiert das Unmögliche! Was es ist, wird in diesem Text nicht verraten. So viel aber: Nach dem Film ist man irritiert und ziemlich geschafft.

Für die Leute von der schnellen Sorte: Ja, der Film ist sehenswert. Allein, weil er ein Stück Filmgeschichte schreiben wird. Es muss jedoch etwas Geduld, viel Liebe fürs Detail und natürlich Hingabe fürs Genre mitgebracht werden. Wenn das vorhanden ist, nimmt einen "Blade Runner 2049" mit auf eine Reise in eine düstere Vision von einer Zukunft, die sich keiner wünscht, aus der man pausenlos weg und doch bleiben will. Auf jeden Fall stellt sich einem die Frage, was von dem Bösen eigentlich schon gerade hier und jetzt passiert. Für die, die etwas mehr Zeit mitgebracht haben, geht es im Folgenden weiter:

Am Anfang war das Interview

Vor Monaten erreichte die t-online.de-Redaktion bereits die Nachricht, es wäre eventuell möglich ein Interview mit Ryan Gosling und Harrison Ford zu führen. Waas?! Gespräche mit Promis sind bei uns gang und gäbe, doch dieses Kaliber sorgte dann doch für Aufregung, Herzklopfen, Glücksgefühle. Aber eine Hürde gab es da noch. Für das Interview konnte man sich zunächst einmal bewerben. Ob man es tatsächlich bekommt, das musste erst abgewartet werden. Wochen vergingen. Kurzer Zwischenstand: Ryan hat schon zugesagt, die beiden gibt es aber nur im Doppelpack und Harrison lässt noch auf sich warten. Na los, Indy, gib dir einen Ruck. Dann die finale Zusage. Hammer.

Licht aus, Blade Runner an

Wieder eine Woche später, drei Tage vor allen anderen dann endlich, endlich, endlich die Pressevorführung. Schließlich geht es bei dem ganzen Glamour um die beiden Superstars, hauptsächlich um den Film. Der ist vermutlich größer als die Schauspieler jemals sein können. Dementsprechend sind auch die Erwartungen. Zwei Stunden und 40 Minuten geballte Sci-Fi-Power der Megalative. Wobei Power nicht Action heißen soll. Bevor der Film aber losgeht, richtet sich Regisseur Denis Villeneuve an die Journalisten. Er habe eine Bitte, man solle die Wendungen im Film nicht verraten, damit die Zuschauer genauso unvoreingenommen sind, wie wir, die wir da sitzen und warten. Tja, und wer will sich schon mit einem Meister anlegen, wir nicht.

Seelenlose Menschen vs. Wesen zweiter Klasse

Aber so viel kann verraten werden: Der Film pirscht sich langsam an, versetzt einen fast unbemerkt in eine bedrückende Stimmung. Dunkle Farben, dröhnende Bässe, wenig Dialoge. In der Zukunft geht es nicht um Worte, es geht um Taten und die haben immer Konsequenzen. Es geht um Wesen zweiter Klasse: die Replikanten. Künstlich erzeugte Menschen, die uns ganz unweigerlich einen Spiegel vorhalten und fragen, was eigentliche einen "echten" Menschen ausmacht. In der Welt, die Ridley Scott vor 35 Jahren entworfen hat und die Villeneuve so eindrucksvoll zu neuem Leben erweckt, wirken nämlich alle wie Gefühllose. Von Officer Ks (Ryan Gosling) Vorgesetzter bis zum Replikantenerschaffer Niander Wallace (Jared Leto): Auf ihre Art sind sie alle Maschinen. Das, was den Menschen ihrer Meinung nach ausmacht, sucht man bei ihnen vergebens: Gefühle, ein Gewissen, eine Seele.

Wo bleibt eigentlich Harrison Ford?

Dagegen stehen K und Rick Deckard (Harrison Ford). Letzterer lässt mit seinem ersten Auftritt übrigens sehr lange auf sich warten. Wie viele Minuten vergehen, ist schwer zu sagen: Im Film "Blade Runner 2049" guckt man nicht einfach auf seine Uhr, da sitzt man und lässt sich mitnehmen in die Zukunft, man schaut auf die Leinwand und ist durchgehend gefangen, in dem unguten Gefühl, dass die Welt tatsächlich einmal so aussehen könnte. Vielleicht nicht mit Replikanten, aber mit Menschen, die als weniger wertvoll behandelt werden, als andere. Dass das in Teilen schon längst so ist, muss nicht gesagt werden. Jedenfalls dauert es lange bis Ford auf die Bildfläche tritt und zu Gosling als K sagt: "Ich hatte einst deinen Job." Stimmt ja in mehrfacher Hinsicht.

Technik, du Wunder

Regen. Aufdringliche überpräsente Werbung. Dreck. Zu viele Menschen. Hochhäuser. Man meint die Szenerie riechen zu können, eindrucksvoll. Das Los Angeles der Zukunft ist ein Schreckensort, in keinem Moment möchte man dort sein oder mit den Figuren tauschen, nicht einmal als – und ACHTUNG jetzt wird doch etwas verraten – nicht einmal als die schöne Rachael plötzlich wieder da steht, keinen Tag gealtert, mit der gleichen Anmut und Verletzlichkeit wie 1982. Technik, du Wunder, was kannst du schöne Sachen machen. Trotzdem möchte man eigentlich weg, aber eigentlich auch nicht.

Lang, länger, "Blade Runner 2049"

Am Ende bleibt man zwar ein wenig zu lange festgehalten im "Blade Runner"-Universum, doch vielleicht muss das so sein, damit sich das richtige Gefühl einstellt. Damit man nicht reingeht, sich in die bequemen roten Sessel fallen lässt und danach wieder seiner Wege geht, vergnügt. Nach diesem Film verlässt man den Kinosaal und denkt sich: Verdammt, was ist da gerade passiert? Und verdammt, wie kann der Film noch einnehmender sein als sein Vorgänger? "Blade Runner 2049" ist wohl eine der besten Fortsetzungen, die es gibt. Weil sie anschließt an das Alte, an dieselbe Atmosphäre aber mit besseren Bildern und einer perfekten Verbindung aus dem 80er-Werk und dem neuen. Früher war alles besser, ja das mag auf Vieles zutreffen, auf "Blade Runner" aber nicht.

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