"Michael Kohlhaas" Mads Mikkelsen glänzt in der schwerfälligen Literaturverfilmung
Wälder, Wildbäche, steile Felsen und immer wieder der Zoom auf das markante und braun gebrannte Gesicht des dänischen Stars Mads Mikkelsen. Arnaud des Pallières hat sich als erster Franzose an die Neuverfilmung des deutschen Literaturklassikers "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist gewagt. Dabei hat er die Geschichte von Wittenberg in Deutschland nach Frankreich in die Cevennen verlegt und Nebenfiguren hinzugefügt.
Dem Historiendrama à la des Pallières fehlt es weder an Panorama-Aufnahmen noch an guten Schauspielern. Doch selbst der Kämpfernatur Mikkelsen gelingt es nicht, das Spannungspendel zum Ausschlagen zu bringen.
Arnaud des Pallières hat die Kleist-Novelle erstmals als 25-Jähriger gelesen. "Ich dachte sofort an eine Verfilmung, aber ich war zu jung. Ich fühlte mich noch nicht in der Lage dazu", sagte der 52-Jährige. In der Zwischenzeit hat der Regisseur und Drehbuchautor zwölf Filme realisiert. Für Frankreichs Presse gehört das etwas mehr als zweistündige Drama zu den besten Werken des Franzosen. Die Meinung der deutschen Presse nach der Premiere auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes wich davon etwas ab.
Michael Kohlhaas lebt im 16. Jahrhundert und handelt mit Pferden. Auf dem Weg zu einem Markt wird er aufgehalten. Entgegen aller Gepflogenheiten wird ein Passierschein von ihm verlangt. Als Pfand für seine Weiterreise hinterlässt er zwei stattliche Rappen. Als er seine Tiere wieder abholen möchte, findet er sie in einem fürchterlichen Zustand vor. Kohlhaas verlangt Wiedergutmachung. Als seine Klage bei Gericht abgelehnt wird, begibt er sich mit einigen Getreuen auf einen Feldzug gegen die ungerechte Obrigkeit.
Wo liegt die Grenze zwischen Widerstand und Terrorismus?
Wo liegt die Grenze zwischen Widerstand, bewaffnetem Kampf und Terrorismus? Das Thema des Films ist hochaktuell und die Leistung der Schauspieler überzeugt. Trotz einiger Gewalt-Exzesse kommt das Drama nicht in Schwung. Des Pallières hat die Handlung in die Cevennen verlegt, um die Stimmung und den Geist des damals aufkommenden Protestantismus wiederzufinden. So bleibt denn auch der Film in seiner Handlung nüchtern, streng und statisch.
Mikkelsen wurde in Cannes 2012 für seine Rolle im Film "Die Jagd" als bester Schauspieler ausgezeichnet - auch da spielte er hervorragend den Leidenden und den ungerecht Behandelten. Doch der 47-Jährige steht in "Michael Kohlhaas" zu sehr im Fokus: Zu oft wird sein markantes Gesicht herangezoomt. Im Zentrum scheint mehr der Schauspieler als der Pferdehändler zu stehen - die Kamera schwenkt zu gern auf den halbnackten Körper des Helden mit Dreitagebart.
Kinostart "Michael Kohlhaas": 12. September 2013