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Olympiasieg | Robert Harting: "So ein Titel ist viel wert – außer bei uns"


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Olympiasieger kritisiert
"So ein Titel ist extrem viel wert – außer bei uns"

InterviewVon Silas Koeppe

Aktualisiert am 26.01.2023Lesedauer: 4 Min.
Robert Harting: Der 38-Jährige gewann in seiner Karriere zweimal den EM-Titel, dreimal den WM-Titel und wurde auch Olympiasieger.Vergrößern des Bildes
Robert Harting: Der 38-Jährige gewann in seiner Karriere zweimal den EM-Titel, dreimal den WM-Titel und wurde auch Olympiasieger. (Quelle: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON)

Robert Harting ist einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathleten der vergangenen Jahrzehnte. Doch für diesen Erfolg musste er viel opfern.

Der Olympiasieg von Robert Harting ist inzwischen fast elf Jahre her. Im Sommer 2012 triumphierte der deutsche Diskuswerfer bei den Spielen in London und reiste mit der Goldmedaille im Gepäck zurück nach Deutschland.

t-online-Schülerpraktikant Silas war damals gerade vier Jahre alt. An den Olympiasieg Hartings hat er daher keine Erinnerungen. Dafür aber einige Fragen, die er dem langjährigen Leistungssportler im Interview stellte.

t-online: Hallo Robert, danke erst mal, dass du dir die Zeit genommen hast für das Interview. In deiner Karriere hast du einige Titel gesammelt und Erfolge gefeiert – welcher war der wichtigste Meilenstein deiner Karriere?

Robert Harting: Wahrscheinlich ist das der Olympiasieg. Der ist wie eine internationale Währung. Weltmeister oder Europameister sind viele schon geworden, Olympiasieger nicht. Deshalb ist so ein Titel auch extrem viel wert, also eigentlich in jedem Land, außer bei uns. Länder verfolgen meist eine politische Ideologie. Wer gut im Sport ist, fällt auf. Das stützt die Identität der Menschen, und die Sportler werden in vielen Ländern mit Reichtümern überschüttet, weil sie dem Land helfen. Das ist in Deutschland aber etwas anders, hier wird der Titel Olympiasieger nicht so hoch angesehen.

Haben deine Eltern viel Wert auf Sport in der Erziehung gelegt?

Sie waren auch Sportler, daher kam ich schon früh damit in Kontakt. Für sie war Sport auch so ein Wohlfühlort, aber gedrängt haben sie mich nicht. Sie wollten auch gar nicht, dass ich zur Leichtathletik gehe. Ich habe daher mit Fußball angefangen. Ich war offensiver Mittelfeldspieler und Linksaußen, habe auch ganz gut gespielt, aber mit der Zeit habe ich mich nicht mehr so gut mit dem Trainer verstanden. Dann bin ich zum Handball gegangen. Dort war ich nicht mehr Torwart, sondern habe halbrechts im Rückraum gespielt. Das hat Spaß gemacht, bis ein neuer Trainer kam.

Was passierte dann?

Der alte Trainer war ein Freund meiner Eltern. Bei ihm musste ich daher keine Mitgliedsbeiträge zahlen. Das hatte mit dem neuen ein Ende, und er hat mich vor der ganzen Mannschaft bloßgestellt und gefordert, dass ich alles auf einmal nachzahle. Da war ich neun Jahre alt. Danach bin ich nicht mehr zum Handball gegangen und habe mich für die Leichtathletik entschieden.

Dein Bruder ist auch Leistungssportler, wie lief das bei ihm ab?

Das hatte auch damit zu tun, dass ich fünf Jahre älter bin als er. Als ich mit 17 Jahren Vizeweltmeister wurde, hat ihn das, glaube ich, auch angetrieben, selbst Leistungssportler zu werden.

Habt ihr auch gemeinsam trainiert?

Nein. Das ergab keinen Sinn, weil unser Körperbau komplett verschieden war. Dazu war ich bereits in Berlin, während er noch in unserer Heimat Cottbus gelebt hat.

Wie warst du eigentlich damals in der Schule?

Ich war grundsätzlich ganz gut, aber in der Zeit des Abiturs war ich nur noch Durchschnitt. In Cottbus hatte ich noch gute Noten, weil meine Mutter sehr darauf geachtet hat. In Berlin waren andere Dinge für mich wichtiger. Zudem hat mir das Verständnis gefehlt, warum Schule so funktioniert, wie sie funktioniert. Es war zu oft, dass ich das machen musste, was der Lehrer sagte. Ich war aber schon damals ein kreativer Geist und habe gerne meine eigenen Lösungen gesucht.

Wenn du Sportlehrer einer neunten Klasse wärst, was würdest du unterrichten?

Vor allem koordinative Spiele, die den Kindern vielfältig helfen. Die mit Geschwindigkeit und Inhaltsänderungen zu tun haben. Vielleicht mit einem Volleyballnetz auf halber Höhe mal Volleyball spielen.

Was hast du als Schüler neben der Schule gemacht? Welche Hobbys hattest du?

Nur Sport, für mich war kein Platz für andere Sachen. Ich war auf einer Sportschule, ich habe neunmal die Woche trainiert. Die Leute, die im Sommer von der Sportschule gegangen sind, waren dann am See und haben mit 15 ihr erstes Bier getrunken, während ich auf dem Platz stand. Da war ich etwas neidisch. Aber im Nachhinein muss ich sagen: Ich habe nichts verpasst.

Was hast du in deiner Karriere gelernt, was dir auch heute noch hilft?

Einstellung und Disziplin. Davon profitiere ich heute noch. Es gibt immer wieder Momente, in denen sich die Frage stellt: Soll ich aufgeben oder weitermachen? Da sind Disziplin und Einstellung sehr wichtig. Ein älterer Sportler hat mir mal folgendes Motto gesagt: "Einordnen, Unterordnen, Durchsetzen." Ein guter Spruch. Einordnen, wo man gerade ist und was man zu machen hat. Unterordnen, weil es immer jemanden im Raum gibt, der es besser kann als man selbst. Und dann durchsetzen. Das ist das Schwerste.

Was machst du seit deinem Karriereende?

Ich habe eine Agentur, damit habe ich bereits während meiner Karriere angefangen. Wir betreuen Sportler und kümmern uns darum, dass sie über ihre Leistung hinaus Mehrwerte entwickeln. Gerade in finanzieller Hinsicht.

Wie hättest du dich selbst beraten?

Ich hätte inhaltlich nichts anders gemacht glaube ich, weil ich ein meinungsstarker Athlet war. Das war gut in der Zusammenarbeit mit Medien, aber hat mir wirtschaftlich nicht geholfen. Klar, ich hatte auch Sponsoren, aber die Monetarisierung hätte noch besser sein können. Genau dafür braucht ein Sportler einen Angestellten, der sich darum kümmern kann. Das kostet viel Zeit.

Gibst du eigentlich auch deinem Bruder Tipps?

Nein, gar nicht. Das ist auch familiär-geschichtlich bedingt, dass man sich beim anderen einfach raushält. Aber wenn er eine Frage hat, dann helfe ich ihm natürlich sofort.

Mich persönlich würde noch interessieren, welche Sportarten du privat guckst.

Ich finde alles interessant, was in Richtung Unterhaltung geht. Ich gucke gerne American Football in der NFL oder Darts. Sonntagabend sitze ich meist auf der Couch und gucke NFL. Ansonsten bin ich seit so zehn Jahren Fan vom Fußballteam Union Berlin.

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Da gehe ich auch gerne ins Stadion zu einzelnen Spielen. Je nachdem, wie es in den Terminkalender passt.

Nun steht das Stadtderby gegen Hertha an. Wie geht es aus?

So wie oft in letzter Zeit: Union gewinnt.

Die Partie zwischen Hertha BSC und Union Berlin finden Sie ab Samstag um 15:30 Uhr im Liveticker bei t-online.

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