t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportMehr SportBasketball

Basketball-EM 2022: Um dieses Trio wird Deutschland beneidet


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Heim-EM der Basketballer
Wer der größte deutsche Star ist – und wer es noch wird


01.09.2022Lesedauer: 5 Min.
imago images 1014219534Vergrößern des Bildes
Deutsche Basketball-Nationalspieler: Franz Wagner (li.), Dennis Schröder (Mitte) und Johannes Voigtmann (re.) dürften als gesetzt gelten. (Quelle: IMAGO/Tilo Wiedensohler)
News folgen

Deutschlands Basketballer träumen bei der Heim-EM vom großen Wurf. Wie realistisch ist das – und wer steht überhaupt im Kader? t-online mit dem Überblick.

Die Generalprobe ist schon einmal geglückt. Am vergangenen Sonntag schlug die deutsche Basketball-Nationalmannschaft Europameister Slowenien überraschend mit 90:71. Einen Erfolg, den das DBB-Team sehr bald wiederholen möchte. Bei der am 1. September beginnenden Basketball-EM – oder auch: EuroBasket – trifft die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert nämlich bereits in der Vorrunde erneut auf den Titelverteidiger vom Balkan (Dienstag, 6. September). Zuvor bekommen es die deutschen Korbjäger in der Kölner Lanxess-Arena mit Frankreich (1. September), Bosnien und Herzegowina (3. September), Litauen (4. September) und zum Abschluss mit Ungarn (7. September) zu tun (alle Partien verfolgen Sie im t-online-Liveticker sowie in den Video-Highlights nach Abpfiff).

Muss nach dem Sensationserfolg gegen Slowenien die Marschroute für das Turnier korrigiert werden? Haben die deutschen Basketballer etwa das Zeug, nach 1993 zum zweiten Mal vor heimischem Publikum den EM-Pokal in die Höhe zu stemmen?

Basketball-Experte Voigt: "Nichterreichen der letzten 16 wäre der GAU"

Wohl kaum. Über die Leistungslücke zu Topgegnern, wie Frankreich, Litauen oder auch Titelfavorit Serbien, dürfte auch der Sieg gegen mit angezogener Handbremse spielende Slowenen nicht hinwegtäuschen. Zu sehr wurde der deutsche Basketball durch die freiwilligen Absagen sowie Verletzungen der NBA-Profis Maxi Kleber, Isaiah Hartenstein und Moe Wagner geschwächt.

Das sieht auch André "Dré" Voigt so. Deutschlands wohl profiliertester Basketball-Journalist sagt im Interview mit t-online: "Die Ausfälle tun schon extrem weh. Mit Maxi Kleber von den Dallas Mavericks und Isaiah Hartenstein von den New York Knicks haben sich zwei NBA-Big-Men bewusst gegen eine Teilnahme an den EuroBasket entschieden. Das ist schon verrückt, auf was für ein Potenzial Deutschland da verzichten muss. Würde man mit der besten Kapelle antreten, könnte man das DBB-Team guten Gewissens zu den Medaillenkandidaten zählen."

Voigt sieht das Erreichen des Viertelfinals als realistisch an, sagt aber auch: "Das Nichterreichen des Achtelfinals in Berlin wäre der GAU. Der Sprung unter die letzten 16 muss das Minimalziel sein." Entscheidend dafür dürften vor allem die Partien gegen die als Außenseiter eingeschätzten Gruppengegner Bosnien und Herzegowina und Ungarn sein. "Man sollte sich jedoch davor hüten, Bosnien und Ungarn als Laufkundschaft anzusehen", mahnt Voigt, "gerade Bosnien bringt etwa mit Center Jusuf Nurkic von den Portland Trail Blazers NBA-Starerfahrung mit."

Gegen Slowenien, Frankreich und Litauen, die allesamt in den vergangenen 20 Jahren einen EM-Titel holen konnten, wird das DBB-Team als Außenseiter auf das Parkett treten. Eine Rolle, die der Mannschaft womöglich sogar entgegenkommt. Die geringe Erwartungshaltung sowie die bis zu 19.000 Fans in der Kölner Arena könnten genau die emotionale Rampe bilden, die Deutschland zu einem Achtungserfolg fliegen lässt.

"Trotz aller Ausfälle hat Deutschland ein Top-Spielerreservoir zu bieten, das auf EuroLeague- und NBA-Niveau agiert", betont auch Voigt – und geht sogar noch einen Schritt weiter: "Gerade um das Trio Dennis Schröder, Franz Wagner und Johannes Voigtmann beneiden uns viele europäische Basketballnationen."

Wer sind diese Drei, die den deutschen Basketball tragen sollen. Und von wem werden sie auf dem Parkett dabei noch unterstützt? t-online stellt Ihnen den deutschen EM-Kader vor.

Der Star: Dennis Schröder

NBA-First-Round-Pick, Ex-LA-Laker, zwei Millionen Instagram-Follower: Dennis Schröder ist der unangefochtene Star des deutschen Basketballs. Findet der gebürtige Braunschweiger, der zuletzt bei den Houston Rockets unter Vertrag stand, zeitnah ein neues Team, geht er im Herbst in seine bereits zehnte Saison in der NBA. Dort hat sich der gerade einmal 1,85 m große Point Guard vor allem als "Sixth Man" einen Namen gemacht, also als erster Bankspieler, der ohne viel Anlaufzeit die Spielkontrolle an sich nimmt.

Aus einer solchen Vita ergibt sich schon ganz natürlich eine Führungsrolle in der Nationalmannschaft. "Schröder hat bereits seit Jahren das Selbstverständnis, dass er in der Nationalmannschaft vorweg gehen muss", sagt auch Dré Voigt über den 28-Jährigen. Sportlich sei er ohnehin eminent für das DBB-Team: "Er ist der wohl schnellste europäische Spieler mit dem Ball in der Hand. Gepaart mit seinem Selbstverständnis als Schütze und Vorlagengeber stellt er eine Gefahr für jeden Gegner dar."

Der Lautsprecher: Johannes Voigtmann

Ende Februar packte Johannes Voigtmann seine Koffer. Hier wollte er nicht mehr bleiben, in einem Land, das mitten in Europa einen brutalen Angriffskrieg gestartet hatte. Also fuhr er los, raus aus Russland, über Lettland, Litauen und Polen nach Deutschland. Und ließ seine Karriere beim EuroLeague-Topklub ZSKA Moskau hinter sich. Eine Aktion, die dem Center in Deutschland viel Aufmerksamkeit und Anerkennung einbrachte.

"Johannes Voigtmann ist ein Spieler, der sich schon länger als Lautsprecher mit klarer Meinung und Haltung profiliert", sagt Dré Voigt über den 2,11-m-Hünen aus Eisenach. Ob gegen Corona-Schwurbler oder nun gegen den Krieg Russlands in der Ukraine: Voigtmann bezieht öffentlich Stellung, auch und besonders bei Themen, die außerhalb des Basketball-Parketts liegen. Ein Wesenszug, der ihn zu einem wichtigen Mitglied des DBB-Kaders macht.

Aber auch sportlich weiß der 29-Jährige zu überzeugen. Trotz seiner Körpergröße belässt Voigtmann es nicht dabei, unterm Korb zu agieren. Vielmehr sucht er die Momente, um sich an die Dreierlinie abzurollen und von außen Würfe zu versenken. Eine bemerkenswerte Gabe für einen Center. "Er ist ein unglaublich vielseitiger Big Men, der seit vielen Jahren auf höchstem EuroLeague-Niveau spielt", findet auch Voigt.

Der kommende Fanliebling: Franz Wagner

Es war ein unvergessliches Jahr für Franz Wagner: An Position 8 beim NBA-Draft von den Orlando Magic ausgewählt, durfte der Liganeuling gleich pro Spiel im Durchschnitt über 30 Minuten aufs Parkett, legte dabei durchschnittlich über 15 Punkte auf. Kein Wunder also, dass der gebürtige Berliner sogar lange Zeit im Rennen um die Auszeichnung als Rookie des Jahres war. Am Ende reichte es für den 20-Jährigen, der mit den Magic um seinen älteren Bruder Moe deutlich die Playoffs verpasste, zumindest für den Sprung ins Team der fünf besten Debütanten.

Trotz seines NBA-Raketenstarts sieht Dré Voigt Wagner im DBB-Team jedoch noch längst nicht als Leitwolf an. "Ich gehe davon aus, dass Franz Wagner sich mit Ansagen zurückhalten wird. Er ist ohnehin ein Spieler, der lieber zuhört und von anderen Mitmenschen lernt. Ein sehr kluger Kopf, der eher auf dem Parkett die sportlichen Lösungen inszeniert", so der Basketball-Experte. Diese sportlichen Lösungen müssen für Wagner nicht zwangsläufig der eigene Wurf sein. Auch wenn er seine Heimat früh verließ, um am US-College in Michigan zu studieren und zu spielen, erkennt man in seinem Basketballverständnis immer noch die Philosophie seines Jugendvereins Alba Berlin: viel Bewegung ohne den Ball, schnelle Pässe gegen defensiv in der Zone verteidigende Gegner. Dafür braucht es eine herausragende Antizipation und den Willen zur schnellen Entscheidungsfindung. Beides Attribute, die auf Wagner zutreffen und Deutschland gegen nominell stärkere Gegner entscheidend helfen könnten.

Der DBB-Kader von Bundestrainer Gordon Herbert auf einen Blick

  • Niels Giffey: Forward, 31 Jahre, Zalgiris Kaunas (Litauen), 2,00 Meter
  • Justus Hollatz: Point Guard, 21 Jahre, Basketball Löwen Braunschweig, 1,91 Meter
  • Maodo Lo: Point Guard, 29 Jahre, Alba Berlin, 1,91 Meter
  • Andreas Obst: Shooting Guard, 26 Jahre, FC Bayern München, 1,91 Meter
  • Dennis Schröder: Point Guard, 28 Jahre, zuletzt Houston Rockets (USA), 1,88 Meter
  • Christian Sengfelder: Power Forward, 27 Jahre, Brose Bamberg, 2,06 Meter
  • Daniel Theis: Forward/Center, 30 Jahre, Indiana Pacers (USA), 2,03 Meter
  • Johannes Thiemann: Forward/Center, 28 Jahre, Alba Berlin, 2,05 Meter
  • Johannes Voigtmann: Center, 29 Jahre, zuletzt ZSKA Moskau (Russland), 2,11 Meter
  • Franz Wagner: Guard/Forward, 21 Jahre, Orlando Magic (USA), 2,06 Meter
  • Jonas Wohlfarth-Bottermann: Center, 32 Jahre, Hamburg Towers, 2,08 Meter
  • Nick Weiler-Babb: Shooting Guard, 26 Jahre, FC Bayern München, 1,96 Meter
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
  • Telefongespräch mit André "Dré" Voigt
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website