Weltcup Skispringen Eisenbichler fliegt in Oberstdorf auf Rang drei
Oberstdorf (dpa) - Markus Eisenbichler schwenkte auf dem Podest ausgelassen die Fäuste und stieß einen lauten Jubelschrei aus. Dank des 27 Jahre alten Bayern sind die deutschen Skispringer mit einem Erfolgserlebnis in die Abschiedswochen von Bundestrainer Werner Schuster gestartet.
Eisenbichler flog am Freitag beim Heim-Weltcup in Oberstdorf auf 224,5 und 222,5 Meter und sicherte sich damit Rang drei hinter Überraschungssieger Timi Zajc aus Slowenien und dem Polen Dawid Kubacki.
"Dass es so ausgeht, macht mich natürlich sehr glücklich", sagte Eisenbichler und schickte eine Liebeserklärung an das Skifliegen hinterher: "Da bin ich einfach geil drauf. Auch wenn ich mal krank bin, dass lass ich nicht aus. Skifliegen ist für mich einfach ein Traum!" Schon auf dem Weg zur Siegerehrung winkte er in Richtung der 5500 Zuschauer, die trotz eisiger Kälte auf die Siegerehrung mit ihm warteten.
Schuster sah kurz nach dem Wettkampf schon das große Ganze: "Das tut ihm gut und das tut der ganzen Mannschaft gut", sagte der Coach, der zum Saisonende nach elf Jahren als Bundestrainer abtreten wird. Für den Vierschanzentournee-Zweiten Eisenbichler und die meisten von Schusters anderen Top-Athleten war es zuletzt nicht optimal gelaufen. Der erste von drei Wettkämpfen in Oberstdorf gibt Anlass zur Zuversicht.
Zudem hätte der sportliche Erfolg einen Tag nach Schusters Ankündigung kaum zu einem besseren Zeitpunkt kommen können. Seine Springer haben gezeigt, dass sie mit der auch für sie neuen Nachricht umgehen können.
In einem spektakulären Wettkampf mit weiten Flügen beeinflusste am Ende aber auch der Wind massiv das Ergebnis. Das weiß auch Schuster. "Markus hat einen guten Wettkampf gemacht. Es ist aber noch nicht alles Gold, was glänzt", sagte er. Die Topfavoriten Kamil Stoch und Stefan Kraft, die nach dem ersten Durchgang auf Sieg- und Podestkurs lagen, fielen bei immer mehr Rückenwind deutlich zurück und hatten keine Chancen mehr auf den Sieg.
Neben Podestmann Eisenbichler zeigte sich auch bei weiteren deutschen Springern ein Aufwärtstrend. Die zuletzt gebeutelten Andreas Wellinger (13.) und Karl Geiger (16.) erkannten Fortschritte. "Es war ein Schritt in die richtige Richtung", befand Geiger, der vor sechs Wochen noch Siegspringer in Engelberg war. Wellinger sagte: "Mit 210 Metern macht es schon mehr Spaß, als auf den Vorbau zu hüpfen."
Während das Trio zufrieden war, lösten die Leistungen von Richard Freitag bei Schuster keine Jubelstürme aus. Der Sachse, der im Vorjahr noch furios zu Platz drei bei der Skiflug-WM am gleichen Ort geflogen war, musste sich mit Rang 22 begnügen und haderte mit sich selbst: "Ich bin zu weit hinten. Zurzeit ist es etwas verkrampft, dementsprechend fliegt es sich auch nicht so weit."
Schuster hatte am Donnerstag erklärt, dass er seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag beim Deutschen Skiverband (DSV) nicht verlängert. Während seine Springer weiter an ihrer WM-Form feilen, muss der Sportliche Leiter Horst Hüttel nun einen Nachfolger für den Tüftler und Skisprung-Fanatiker finden.
Als heißester Kandidat wird Schusters österreichischer Landsmann Stefan Horngacher gehandelt. Der Kontrakt des aktuellen Nationalcoaches der Polen endet ebenfalls nach dieser Saison. Der ehemalige Weltklasse-Adler Martin Schmitt kann sich ein Engagement als Bundestrainer aktuell nicht vorstellen. "Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich das für mich ausschließen", sagte der 41-Jährige.
Hüttel äußerte sich in Oberstdorf in Sachen Horngacher, der bereits für den DSV tätig war, zurückhaltend: "Da müssen Sie die Kollegen in Polen fragen. Der Stefan war bei uns im System. Er hat im Moment Vertrag. Mehr kann ich dazu nicht sagen."