WM-Gastgeber Brasilien schwärmt "Dadá Klose" ist ein Mann fürs Universum
Aus Santo André (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg
Sein Ausspruch ist in Brasilien Kult. "Es gibt nur drei Mächte im Universum: Gott im Himmel, den Papst im Vatikan und Dadá im Strafraum." Gesagt hat das Dadá Maravilha, mit bürgerlichem Namen Dario José dos Santos. Nach Pelé (1284 Tore) und Romario (1002) rangiert der frühere Stürmer auf Position drei (926) der ewigen brasilianischen Torschützenliste. In einer einzigen Ligapartie gelangen ihm einmal sogar zehn Treffer - keiner hat das in Brasilien wieder geschafft.
"Wunder-Dadá" ist eine brasilianische Stürmer-Legende, ebenso wie Ronaldo. Eine Macht im Strafraum ist auch Deutschlands Nationalstürmer Miroslav Klose. Als einer der wenigen Nicht-Brasilianer dürfte der 36-Jährige aber dennoch einen ganz besonderen Platz im brasilianischen Fußballgötter-Himmel innehaben.
Klose genießt Kultstatus in Brasilien
Mit seinem Treffer gegen Ghana zum 2:2-Ausgleich zog er mit eben diesem Ronaldo gleich. Beide haben nunmehr 15 WM-Tore auf ihrem Konto. So viel wie kein anderer Fußballer jemals zuvor. Die brasilianischen Medien huldigten den deutschen Nationalspieler und stellten ihn, zumindest in einer anderen Statistik, sogar auf eine Stufe mit Pelé.
Auch Klose hat, wie der aus brasilianischer Sicht beste Fußballer aller Zeiten (die Argentinier sehen das anders), in vier Weltmeisterschaften hintereinander getroffen. 20 WM-Spiele hat Klose für seinen Torrekord gebraucht, Ronaldo hingegen gelang dieses Kunststück sogar in nur 19 WM-Partien. Il Fenomeno war zwar bei vier Weltmeisterschaften dabei, kam aber nur bei drei Turnieren zum Einsatz.
Zeitungen schwärmen von Klose
Das Gesicht des ehemaligen Angreifers der SG Blaubach-Diedelkopf zierte daher in den Tagen nach dem Ghana-Spiel alle großen Zeitungen im Gastgeberland. Natürlich war Kloses Salto dabei das bestimmende Motiv. "Er kam von der Ersatzbank, um in die Geschichte einzugehen", schrieb "O Estado de S. Paulo". Und die "Folha de S. Paulo" huldigte Klose mit einem großen Foto auf der Titelseite und der Überschrift: "Einer für alle".
"Ich wollte ihn gar nicht mehr machen", sagte Klose zu seinem halbwegs missratenen Salto. Eigentlich hatte er sich vor Jahren schon vorgenommen, auf das Kunststück endgültig zu verzichten, um sich nicht noch zu verletzten. "Dann habe ich das Ding noch einmal versucht. Ich bin ein bisschen aus der Übung." Der 36-Jährige gab hinterher offen zu, dass ihn dieser Rekord schon sehr gereizt habe. "Ich will Erster sein, das reizt mich. Das ist doch ganz normal."
Respekt der Kollegen gewiss
Für dieses Ziel hat Klose viel und hart gearbeitet. "Ich wollte unbedingt bei der WM dabei sein." Ihm komme nun zu Gute, dass er von Anfang an auf seinen Körper geachtet habe. Ansprüche auf einen Platz in der Anfangsformation stellt Klose dagegen überhaupt nicht - im Gegenteil. Er ist froh, dass er dabei sein kann und unterstützt die Mannschaft wo er nur kann.
Der Respekt seiner Kollegen ist ihm gewiss. "Absolut top. Respekt", sagte Philipp Lahm. "Wegen uns kann er noch ein, zwei, drei weitere Tore erzielen." Dann hätte er Ronaldo endgültig überholt. Natürlich fehlten in den brasilianischen Zeitungen auch nicht die Twitter-Glückwünsche von Il Fenomeno. "Willkommen im Klub. Ich kann mir gut deine Freude vorstellen. Was für eine schöne WM".
Dadá: "Es gibt kein hässliches Tor"
Ausgerechnet in Recife, wo die deutsche Nationalmannschaft im letzten WM-Gruppenspiel auf die USA trifft (Donnerstag, ab 17.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker), könnte sich Klose nun zum alleinigen Rekordhalter aufschwingen. Hier, im Dress des Sport Club do Recife, das dem Auswärtstrikot der DFB-Elf ähnelt, stellte auch Dadá in den 70er Jahren seinen berühmten Zehn-Tore-Rekord auf. Diese Bestmarke wird Klose wohl nicht knacken.
Aber vielleicht nimmt sich der Nationalstürmer noch einen anderen Spruch des heute 68-jährigen Dadás zu Herzen. Der brasilianische Weltmeister von 1970, der allerdings bei der WM in Mexiko kein einziges Spiel bestritten hat, sagte einmal: "Es gibt kein hässliches Tor. Hässlich ist nur, kein Tor zu erzielen."