t-online-Leser zum "One-Love"-Eklat "Fußballer sind keine Politiker"
Die "One Love"-Binde soll Offenheit und Toleranz ausdrücken. Dass die Fifa sie verbietet, empört viele t-online-Leser, einige sehen es aber gelassen.
Dass die Spieler der WM in Katar keine Armbinde mit der Aufschrift "One Love" tragen dürfen, sorgt für großen Unmut, auch unter t-online-Lesern. Doch nicht jeder empört sich über die Entscheidung der Fifa.
"Feige, peinlich und unwürdig"
Christian Fies bezeichnet das Verbot als "feige, peinlich und unwürdig". Seiner Ansicht nach wäre es ein starkes Zeichen, die Armbinde trotzdem zu tragen, selbst wenn man dafür vom Platz gestellt würde. "Dann würde die ganze Welt applaudieren."
Sonia Pfingstmann hingegen heißt es gut, dass die Spieler nun keine Flagge zeigen können: "Fußballer sind keine Politiker", schreibt sie und fragt rhetorisch: "Wo waren alle Kritiker in den letzten zwölf Jahren?" Ihrer Meinung nach bringe es nichts, Armbinden mit Botschaften für einen Monat, den die Spiele dauern, zu tragen, wenn sie danach abgenommen werden.
"Fußball ist und bleibt auch Politik"
"Es ging nie nur um Fußball", entgegnet Sebastian. "Fußball ist und bleibt auch Politik, also eine öffentliche Angelegenheit, da muss man auch konfrontativ Haltung zeigen. Zu schade, dass die DFB-Elf ihr Rückgrat zu Hause gelassen hat; ohne kann man schlecht Haltung zeigen.
Womöglich sind sie mit den Vorstellungen der Kataris einfach konform, wenn es der Karriere hilft. In dem Fall können sie von mir aus gleich da unten bleiben."
Martina Dunajtschik glaubt: "Im Endeffekt hat man das Ziel erreicht, denn es wird darüber diskutiert. Würden sie die Kapitänsbinde einfach so tragen, wäre es eventuell noch nicht einmal irgendjemandem aufgefallen. Aber so ist es in den Medien und bewirkt mehr als das Tragen."
"Fußball-WM, nicht Loveparade"
Carola Blödgen bewundert den Mut von Sportlern, die auf Missstände aufmerksam machen, obwohl es für sie riskanter ist als für unsere Kicker: "Die iranische Mannschaft hat erheblich schlimmere Konsequenzen zu befürchten als die westlichen Mannschaften, die Angst davor haben, die Armbinde zu tragen."
Heiko und Simone Schenk können gut darauf verzichten, die Fußballer mit "One Love"-Aufschriften zu sehen: "Die sind bei der Fußball-WM und nicht auf der Loveparade."
"Die Politisierung des Sports nervt"
In einigen Zuschriften ist zu lesen, in anderen Ländern herrschten nun einmal andere Sitten. Vivian Klein kann das so nicht stehen lassen und wendet ein: "'Andere Ländern, andere Sitten' ist richtig, aber Katar hat sich aktiv dafür beworben, diese fremden Sitten temporär einzuladen." Der Wüstenstaat müsse deshalb auch damit rechnen, mit anderen Weltanschauungen konfrontiert zu werden.
"Ich und viele andere schauen sich das nicht mehr an", erzählt Wolf Kawa. "Das hat aber nichts mit Katar zu tun, sondern mit der Politisierung des Sports, die nur nervt. Man hat das Gefühl, dass dies ein woker Parteitag und kein Fußball mehr ist. Honecker wäre begeistert: 'Sport ist kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck.'"
Ralph Pieper verrät: "Am Anfang stand für mich fest: Boykott Katar. Mittlerweile sage ich: Boykott aller Fußballverbände. Auch nach Katar werde ich keine WM mehr schauen."
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