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DFB-Debüt: Robert Andrich – Das ist Nagelsmanns neuer "Zerstörer"


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Überraschender DFB-Debütant
Das ist Nagelsmanns neuer "Zerstörer"


Aktualisiert am 14.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Robert Andrich im Training bei der Nationalmannschaft: Seine erste Berufung kommt zu einem überraschenden Zeitpunkt.Vergrößern des Bildes
Robert Andrich im Training bei der Nationalmannschaft: Seine erste Berufung kommt zu einem überraschenden Zeitpunkt. (Quelle: IMAGO/Marc Schueler)

Robert Andrich zählt schon seit einigen Jahren zu den besten deutschen Sechsern. Seine Berufung in die Nationalelf kommt dennoch etwas überraschend.

Timing ist alles im Leben – eigentlich sollen Binsenweisheiten wie diese Allgemeingültigkeit haben. Dass das allerdings nicht immer so ist, beweist dieser Tage Robert Andrich.

Der defensive Mittelfeldspieler von Bayern 04 Leverkusen wurde für die USA-Reise das erste Mal in die Nationalmannschaft berufen – und das, obwohl er anders als in vergangenen Spielzeiten bei seinem Verein kein Stammspieler mehr ist. Zu einer Zeit, wo ein neuer Bundestrainer auch neuen Spielern die Chance auf die DFB-Elf eröffnete, war Andrich zum Zuschauen verdammt – und erhielt doch den Anruf von Julian Nagelsmann. Während sein steiler Aufstieg eigentlich vorerst gebremst schien, mündet er zeitgleich doch in einem vorläufigen Höhepunkt.

Kontinuierlicher Aufstieg

Aber von Anfang an: Andrich lernte das Fußballspielen in der Jugend von Hertha BSC und unterschrieb auch seinen ersten Profivertrag beim Hauptstadtklub. Durchsetzen konnte er sich im Westend jedoch nicht und trat deshalb im Jahr 2015 den Gang in die 3. Liga zu Dynamo Dresden an. Über den Umweg Wehen Wiesbaden folgte 2018 dann der Wechsel in die 2. Liga zum 1. FC Heidenheim.

Nach nur einer Zweitliga-Saison war er mit seinem Wechsel zu Union Berlin dann zurück in der Hauptstadt – und endlich in der Bundesliga angekommen. Andrich etablierte sich schnell und wurde zum Anker im defensiven Mittelfeld der "Eisernen". Entsprechend folgte nach zwei Jahren der nächste Schritt zu Leverkusen, wo er ebenfalls fester Bestandteil der Mannschaft wurde. Ein kontinuierlicher Aufstieg.

"Schwierigste Phase für mich"

Immer wieder bewegte sich Andrich aufgrund seiner konstant guten Leistungen auch im Dunstkreis der Nationalmannschaft. Doch Jogi Löw und Hansi Flick zogen ihm am Ende doch immer wieder andere Spieler vor.

Mit Beginn der laufenden Saison und der Ankunft von Top-Verpflichtung Granit Xhaka vom FC Arsenal in Leverkusen scheint nun auch der Höhenflug im Klub vorerst beendet. Xhaka darf im Mittelfeld von Trainer Xabi Alonso die spielerischen Fäden ziehen. Hinter ihm soll der argentinische Weltmeister Exequiel Palacios den Abräumer spielen. Für Andrich ist momentan kein Platz.

Erst eins der sieben Bundesliga-Partien durfte Andrich von Beginn an bestreiten, hinzu kommt ein Startelf-Einsatz in der Europa League. "Es ist tatsächlich seit vier Jahren, in denen ich in der Bundesliga spiele, die schwierigste Phase für mich persönlich", gab Andrich deshalb jüngst zu. Es sei nicht einfach für ihn, "weil es für uns als Mannschaft einfach brutal läuft. Wir sind gut im Flow. Und ich warte auf meine Minuten." Wenn es so laufe wie für Spitzenreiter Leverkusen momentan, "hast du als Spieler auch wenig Argumente", so Andrich.

Andrich wollte schon früher zum DFB

Für die Nationalmannschaftshoffnungen kam die Zeit als Bankwärmer eigentlich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Denn die Chance, sich beim neuen Bundestrainer Nagelsmann als neue Option für die DFB-Elf in den Fokus zu spielen, verpasste Andrich.

Und dennoch kam der Anruf. "Aktuell war das wirklich etwas überraschend, aber in den vergangenen ein, zwei Jahren gab es vielleicht den einen oder anderen Moment, in dem ich es mir gewünscht hätte", kommentierte deshalb auch der 29-Jährige selbst den Zeitpunkt seiner Berufung. Aktuell sei es für ihn "nicht so zufriedenstellend". Dennoch betont er selbstbewusst: "Ich bin auch der Meinung, dass ich es mir über die Jahre auch erarbeitet habe."

Naglesmann will einen "Zerstörer"

Doch warum entschied sich Nagelsmann zu diesem Zeitpunkt für ihn? "Wir wollten auf der Sechs noch ein anderes Profil, einen Spieler, der eine Art Zerstörer sein kann", erklärte der Neu-Bundestrainer die Berufung. "Wenn wir am Ende mal ein Ergebnis halten müssen", beschreibt er ein mögliches Einsatzszenario, dann sei es gut, einen Spieler bringen zu können, "der einfach auch das Verantwortungsbewusstsein für das Defensive hat."

Nagelsmann sieht in Andrich also ein Spielerprofil, das Bayern-Coach Thomas Tuchel während der Sommertransferphase mit seinen Rufen nach einer "Holding Six" ins kollektive Fußballgedächtnis brannte. Gemeint ist damit schlicht und ergreifend ein Mittelfeldspieler, der sich anders als etwa Joshua Kimmich, Leon Gorezka oder beim DFB auch İlkay Gündoğan hauptsächlich auf die defensive Stabilität fokussiert und sich weniger ins Spiel nach vorne einschaltet.

"Besser spät als nie"

Dabei spielten zwei Faktoren Andrich wohl in die Karten: Erstens haben Xhaka und Palacios, die ihn in Leverkusen verdrängten, genauso wenig einen deutschen Pass wie die meisten anderen Top-Sechser dieses Profils in Deutschland und Europa. Zweitens präsentiert sich Emre Can, der in der Nationalmannschaft sonst die Rolle des Abräumers übernimmt, aktuell völlig aus der Form – so sehr, dass er sogar als Mannschaftskapitän der Dortmunder mit einer Reservistenrolle vorliebnehmen muss.

Nagelsmann entschied sich also lieber für etwas Neues. So darf sich Andrich zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt doch noch über sein DFB-Debüt freuen – oder wie er es selbst formuliert: besser spät als nie.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • zeit.de: "Andrich, Behrens, Führich: Drei Neulinge und ihr 'Momentum""
  • kicker.de: "DFB-Neuling Andrich: 'Das ist meine schwierigste Phase'"
  • sport1.de: "Eine Seltenheit im deutschen Fußball"
  • sofascore.com: Profil von Robert Andrich
  • fbref.com: Profil von Robert Andrich
  • transfermarkt.de: Profil von Robert Andrich
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