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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach EM-Aus gegen England Welche Nationalspieler könnten jetzt zurücktreten?
Der Abpfiff in London machte klar: Deutschlands Zeit bei der EM ist vorzeitig zu Ende. Und damit auch die Ära von Joachim Löw. Unklar ist aber noch die Zukunft einiger Nationalspieler.
Dieser Text erschien erstmals am 30.06.2021 und wurde nach dem Rücktritt von Toni Kroos aktualisiert.
Das Aus im Achtelfinale ist eine Enttäuschung, der eine Sieg aus vier EM-Spielen zu wenig. Die deutsche Nationalmannschaft hat im Wembley-Stadion einen schlechten Abend erwischt und trat statt der Reise nach Rom zum Viertelfinale die Rückreise an.
Klar ist: Für Bundestrainer Joachim Löw war das Spiel gegen England das letzte seiner Ära. Weniger klar ist hingegen die Zukunft von vier Weltmeistern. Doch zum Teil lässt sich eine Tendenz erkennen.
Thomas Müller
Sein emotionales Statement am Tag nach dem EM-Aus gab einen guten Einblick in die Gefühlswelt des 31-Jährigen. Da kommt er nach seiner jahrelangen Ausbootung zur EM zurück und wird im K.o.-Spiel gegen England zur tragischen Figur. Ein schwerer Schlag für den Bayer, der zuvor eine herausragende Saison beim FC Bayern spielte.
Vor der EM machte er sich "Nullkommanull Gedanken" über seine DFB-Zukunft. Nun muss er sich diese machen. Eine entscheidende Rolle wird dabei der Mann spielen, der ihn zu seiner Top-Saison führte: Hansi Flick. Müller passte perfekt ins Flick-System beim FC Bayern, bekam alle Freiheiten für sein Spiel als flexibler Raumdeuter.
Und der Offensivspieler dankte es Flick: "Wenn man es sich wie einen Aktienkurs vorstellt, ist der Wert vom Team und mir dramatisch gestiegen, seit Hansi übernommen hat."
Lothar Matthäus ist sich daher in seiner Kolumne bei "Sport Bild" sicher: "Thomas Müller wird nicht von sich aus seine DFB-Karriere beenden. Und Hansi ihn sicher nicht aussortieren." Bastian Schweinsteiger war jedoch anderer Meinung. Der Ex-Teamkollege sagte am Dienstag nach dem Länderspiel: "Ich glaube, für (...) Müller war das heute das letzte Länderspiel.”
Klar ist: Flick wird wohl kaum auf Müller verzichten wollen. Wenn er den Pechvogel wieder aufbauen kann, wird sich dieser die WM in Katar wohl kaum entgehen lassen.
Tendenz: DFB-Ende offen, Verbleib wahrscheinlicher
Mats Hummels
Der Innenverteidiger war der vielleicht beste deutsche Spieler bei der EM, auch wenn er seine Schwächen mit Hereingaben von der Seite hatte. Hummels nutzte die Chance als Rückkehrer und zeigte, dass er immer noch zu den besten Akteuren auf seiner Position zählt. Doch der 32-Jährige offenbarte auch, dass ihm sein Körper ein paar Probleme bereitet: "Das Knie ist eine längere Geschichte bei mir, deshalb kommt das immer wieder." Auch in Dortmund musste Hummels häufiger Pausen einlegen, um keine langfristige Verletzung in Kauf zu nehmen.
Genug Ehrgeiz und Titelhunger hätte Hummels auf alle Fälle. Doch die hohe Belastung in Dortmund mit Bundesliga, Pokal und Champions League könnte bereits genug sein. Wenn dazu noch Länderspiele kämen, wären weniger Pausen möglich. Eine Entscheidung über seine Zukunft hat Hummels noch nicht getroffen. Nach dem England-Spiel sagte er lediglich: "Daran habe ich noch keinen Gedanken verschwendet. Ich will erst einmal ein paar Tage abschalten."
Auch bei ihm war sich Bastian Schweinsteiger sicher, dass es das letzte Länderspiel war.
Tendenz: DFB-Ende möglich
Manuel Neuer
Der deutsche Rekordnationaltorwart war der mit Abstand älteste Spieler im EM-Kader. Und doch wirkt der 35-Jährige nicht so, als würde er körperlich nachlassen. Sein Turnier war zwar nicht sonderlich gut, seine Saison beim FC Bayern hingegen schon. Und der Draht zu Trainer Hansi Flick ist gut.
Vor der EM stellte Neuer klar: "Ich habe mit den Jungs eine Menge Spaß und nicht vor, meine Nationalmannschaftskarriere zu beenden", sagte er auf einer Pressekonferenz: "Ich habe immer Spaß und Freude bei der Nationalmannschaft, es macht mich stolz, dieses Trikot zu tragen. Das gilt auch für die Zukunft, wenn es mir gut geht, wenn mein Körper sagt, dass es weitergeht, geht es weiter. Ich bin 35 Jahre alt, fühle mich aber sehr fit und leistungsfähig."
Tendenz: DFB-Ende unwahrscheinlich
İlkay Gündoğan
Auch der Star von Manchester City könnte an einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft denken. Laut der "Bild" ärgert sich Gündoğan auch über die Diskussionen, ob für ihn ein Platz im Team sei. Bei einer Diskussion mit Mitspielern soll er Gedanken darüber geäußert haben, wer wie lange noch für Deutschland spielt.
Da Hansi Flick aber das Duo Goretzka/Kimmich für das zentrale Mittelfeld favorisieren könnte, müsste Gündoğan sich erst einmal hinten anstellen. Die Frage ist, ob er das mit seinen 30 Jahren noch will. Andererseits hat er noch keinen Titel mit dem DFB gewonnen, da er die WM 2014 verpasste. Der Hunger wäre also noch da.
Tendenz: DFB-Ende offen
- Eigene Beobachtungen
- Pressekonferenzen des DFB
- Sportbild.de: "Treten jetzt vier deutsche Stars zurück?" (Kostenpflichtig)