DFB-Team in der Einzelkritik

Die Ära Löw ist vorbei. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist im Achtelfinale der EM an England gescheitert. Am Ende hieß es 0:2 aus Sicht von Bundestrainer Joachim Löw und seinem Team. Dabei zeigten die meisten DFB-Aktionen eine durchwachsene Leistung, zwei standen völlig neben sich. Die t-online-Einzelkritik.

Manuel Neuer: Erneut wie gewohnt mit wenigen Ballkontakten. Gute Parade beim Distanzschuss von Sterling (16. Minute), den er zur Ecke klärte. Wichtig als Anspielstation für die deutschen Verteidiger. Verunglückter Pass auf Kimmich (50.), bei beiden Gegentreffern machtlos. Note 3

Robin Gosens: Starker Einsatz, als er den Ball auf der linken Seite im Spiel hielt (5.). Auch sonst hauptsächlich mit Defensivaufgaben betraut. Stark, wie er eine englische Ecke verhinderte (37.). Sorgte offensiv aber wie schon gegen Ungarn für wenig Betrieb. Der Einsatz stimmte, mehr aber auch nicht. Note 4

Antonio Rüdiger: Beschwerte sich nach einer guten Viertelstunde bei Toni Kroos über zu wenig Anspielmöglichkeiten. Half ihm wenige Sekunden später aber wieder kollegial auf die Beine. Sein erster Offensivlauf missglückte (23.), sonst mit wenigen Akzenten. Note 4

Mats Hummels: Konnte in der ersten Hälfte seine offensiven Stärken kaum ausspielen. In der Defensive dagegen mit wichtigen Befreiungsschlägen. Dazu als Kopfballspieler stark gegen die etlichen Standards der Engländer. Sekunden vor dem Pausentee mit einer fantastischen Rettungstat. Bei den Gegentreffern im zweiten Durchgang zu weit weg von seinen Gegenspielern, die Fehler wurden aber vorher gemacht. Note 3

Matthias Ginter: Zunächst gut in den Zweikämpfen. Immer eng am Gegner und mit starker Präsenz in den Duellen. Sah in der 25. Minute die Gelbe Karte für seinen Einsatz gegen Shaw, musste dadurch in den Defensivzweikämpfen gegen den quirligen Sterling aufpassen. Das rächte sich auch im zweiten Durchgang, als die Gegentore auch über seine Seite fielen. Note 4

Joshua Kimmich: Rückte zu Beginn sehr weit ein, sodass die deutsche rechte Seite oft blank war. Die "Three Lions" wussten diesen Platz allerdings nicht zu nutzen. In der Offensive erstmals nach einer guten halben Stunde aktiv, seine Chip-Flanke landete allerdings im Toraus (32.). Im zweiten Durchgang rächte sich dann die rechte, offene Seite. Beim ersten Gegentreffer zu weit eingerückt, auch der zweite fiel so. Note 4

Toni Kroos: Toller Ballgewinn im Mittelfeld (7.), auch sonst giftig und präsent im Zentrum wie in der 18. Minute, als er einen gefährlichen englischen Konter unterband. Generell in Balleroberung und bei den Zweikämpfen der beste deutsche Spieler im ersten Durchgang. Dazu mit guter Übersicht und Pässen. Im zweiten Durchgang dann mit weniger Spielanteilen. Note 3

Leon Goretzka: Zu Beginn guter Antreiber der deutschen Mannschaft, verzeichnete den ersten Abschluss (4.) der Partie. Hatte die große Chance auf das 1:0, wurde aber von Englands Rice kurz vor dem Sechzehner gestoppt (8.). Agierte als Stratege im Mittelfeld und versuchte auch, wenn nötig, das Tempo herauszunehmen (27.). Note 3

Timo Werner: Feierte gegen England seinen ersten Startelfeinsatz. Lauerte immer wieder auf Bälle hinter die Kette des Gegners, um seine Tiefenläufe zu starten, fand im ersten Durchgang aber nicht in die Partie. Hatte die beste deutsche Chance nach 32 Minuten, seinen Abschluss aus spitzem Winkel auf der linken Seite parierte Pickford gut (32.). Konnte sonst aber kaum Torgefahr erzeugen. Musste Mitte der zweiten Hälfte raus. Note 5

Kai Havertz: Guter Körpereinsatz, als er den ersten deutschen Konter einleitete. Harmloser Freistoß (10.), der in der Mauer verpuffte. Sonst aber immer wieder selbst um den Ball bemüht. Super Schnittstellenpass auf Werner, der fast die Führung gebracht hätte (32.). Satter Spannschuss kurz nach der Pause (48.), den Pickford glänzend parierte. Auch sonst an fast allen gefährlichen deutschen Angriffen beteiligt. Allerdings am Ende ohne die nötige Durchschlagskraft. Note 3

Thomas Müller: Trieb seine Mannschaftskollegen wie gewohnt an. Toller Steckpass auf Goretzka, der fast das 1:0 bedeutet hätte (8.). Riskanter Ballverlust in der Offensive, der aber ohne Folgen blieb. Starker Defensiveinsatz gegen Sterling (57.), kam selbst allerdings nie in eine Abschlussposition. Auch sein Freistoß blieb in der Mauer hängen (78.). Kein gutes Müller-Spiel. Tragische Figur, als er in der 81. Minute freistehend vor Pickford vergab. Note 4

Serge Gnabry (ab 69. für Werner): Konnte nach seiner Einwechslung kaum Impulse setzen, kam selten an den Ball. Zudem der Ballverlust vor dem 0:2. Bislang war London für Gnabry immer ein gutes Pflaster. Heute war das Gegenteil der Fall. Note 5

Emre Can (ab 87. für Ginter): Schlug noch ein paar Bälle in den Sechzehner. Mehr nicht. Ohne Note.

Leroy Sané (ab 87. für Gosens): Durfte noch ein paar Minuten mitspielen. Ohne Note

Jamal Musiala (ab 90.+2 für Müller): Eine nette Geste von Löw, dem in England aufgewachsenen Musiala noch ein paar Minuten zu gönnen. Ohne Note