Vor erstem WM-Einsatz "Doktor Gnadenlos": Hohe Erwartungen an Schiedsrichter Brych
Moskau (dpa) - Vor seinem eigenen großen Auftritt genoss Felix Brych im Moskauer Luschniki-Stadion schon einmal die WM-Atmosphäre.
Auf der Tribüne verfolgte der deutsche Referee mit den anderen Unparteiischen die erneute Show von Portugals Cristiano Ronaldo beim 1:0 über Marokko - nun ist er erstmals selbst beim Turnier in Russland gefordert. Beim brisanten Vorrundenspiel der Schweiz gegen Serbien darf sich der Schiedsrichter des Jahres 2017 beweisen, um mit einer guten Leistung eine Empfehlung für den Traum vom ersten K.o.-Runden-Duell abzugeben.
Das Europa-Duell wird vorab angeheizt, da viele Schweizer albanische Wurzeln haben und die Beziehung Albaniens zu Serbien höchst angespannt ist. Die Erwartungen an Brych sind hoch. "Einer der besten Schiedsrichter der Welt wurde ausgewählt, um für Gerechtigkeit zu sorgen", kündigte das serbische Portal "TV B92" an.
Vom Schweizer Boulevard wurde der 42 Jahre alte Münchner schon vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland im vergangenen November als "Doktor Gnadenlos" vorgestellt. "Bei Schweizern sieht Schiri Brych Rot", titelte der "Blick" - weil der Referee während einer Bundesligapartie 2009 einmal zwei Eidgenossen vom Platz gestellt hatte.
Die Episode ist inzwischen ebenso vergessen wie das von Brych gegebene Phantom-Tor von Leverkusens Stefan Kießling vor knapp fünf Jahren. Dass der Unparteiische bis zum neunten Turniertag auf seinen ersten WM-Einsatz in Russland warten musste, ist keine Geringschätzung. Stattdessen dürfte die Schiedsrichter-Kommission um den früheren Star-Referee Pierluigi Collina Brych noch für weitere anspruchsvolle Duelle auswählen. Bei der WM in Brasilien leitete er zwei Vorrundenspiele.
Unterstützung erhält Brych bei seiner Russland-Premiere von den deutschen Video-Assistenten Felix Zwayer und Bastian Dankert. Der Berliner Zwayer ist Chef des Video-Teams, dem auch der Rostocker Dankert angehört. Für beide ist es jeweils der siebte Einsatz in Russland.
Seit dem 3. Juni hält sich der Münchner Brych mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp in der russischen Hauptstadt auf. Jeweils vormittags steht im Stadion von Lokomotive Moskau ein rund 90-minütiges Training an. Dabei werden unter Anleitung von früheren Schiedsrichtern wie Jorge Larrionda aus Uruguay mit russischen Nachwuchsteams verschiedene Themen wie Abseits oder Handspiel geübt. Nachmittags geht es für das Schiedsrichter-Team gemeinsam ins Stadion oder zur Reha und Massage. Spiele auf dem Rasen dürften aber auch für Brych der Lieblingszeitvertreib in Russland sein.