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Zum journalistischen Leitbild von t-online.WM-Gruppe C Ganz bitter: Bundesliga-Star verdirbt Peru-Comeback
Die Südamerikaner verloren ihr erstes WM-Spiel nach 36 Jahren ohne Teilnahme – zeigten aber eine mitreißende Vorstellung. Dänemark enttäuschte über weite Strecken.
Nach 36 langen Jahren Abwesenheit ist Peru zurück bei der WM – mit einer bitteren Niederlage gegen Dänemark. Denn die Mannschaft um die Ex-Bundesligastars Jefferson Farfan und Paolo Guerrero beeindruckte mit offensivem Tempo-Fußball – war vor dem Tor aber zu leichtfertig und vergab beste Chancen. Dabei schien alles bereitet für eine triumphale Rückkehr. Schon vor Spielbeginn begannen die Festspiele zum Comeback der Kicker in den legendären Trikots mit der roten Schärpe. Tausende peruanische Fans gaben in der Mordowia Arena von Saransk den Ton an, bestimmten die Atmosphäre mit ihren Gesängen. "Das Ergebnis ist hart. Wir haben zwar guten Fußball gespielt, haben angegriffen, aber hatten am Ende nicht das Glück," sagte Farfan nach der Partie. "Gegen Frankreich müssen wir von vorne anfangen."
Dabei gab es im Vorfeld der WM gleich mehrere Brandherde: Erst die Doping-Sperre gegen Guerrero. Dann die Komplott-Vorwürfe von Guerreros Mutter gegen Stürmer-Legende Claudio Pizarro. Dann die Aufhebung der langen Sperre gegen Guerrero. Eine Achterbahn der Gefühle, die sich in Saransk nun entlud.
Denn ergreifende Szenen gab es auch zur Halbzeit, als der völlig aufgelöste Christian Cueva, der kurz vor der Halbzeitpause einen Elfmeter verschoss, von seinen Teamkollegen noch auf dem Platz getröstet wurde. Und auch die Fans peitschten ihre Mannschaft über 90 Minuten nach vorn, übertönten die dänischen Anhänger mit Leichtigkeit. Es half nichts.
Am Ende stand eine mitreißende Vorstellung der Peruaner, die nur aufgrund fehlender Abgeklärtheit mit leeren Händen dastanden. Am Donnerstag treffen die Rückkehrer auf Gruppenfavorit Frankreich. Es könnte am darauffolgenden Dienstag gegen Australien zum Endspiel ums Achtelfinale kommen. Die Dänen hingegen sind mit einem schmeichelhaften Sieg ins Turnier, müssen sich aber besonders in der arg anfälligen Defensive steigern, um weiter Chancen zu haben.
So lief das Spiel:
Peru war von Anfang an bemüht, umgehend einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das führte bei aller Leidenschaft zu einer gewissen Hektik. Dänemark wartete zunächst gelassen ab, räumte hinten humorlos alles weg, anscheinend gewillt, die Inkas sich austoben zu lassen. Es dauerte eine Viertelstunde, dann war auch Dänemark im Spiel.
Von Christian Eriksen, dem dänischen Star von Tottenham Hotspur, war zunächst wenig zu sehen – erst mal gar nichts von Perus Guerrero. Der Mannschaftskapitän, saß bei Spielbeginn auf der Bank. Für ihn spielte der ehemalige Schalker Farfan, er traf den früheren Stuttgarter William Kvist so unglücklich in die Rippen, dass dieser ausgewechselt wurde.
Die Dänen blieben eiskalt
Dänemark hatte auch Glück: Kurz vor der Pause meldete Video-Assistent Felix Zwayer (Berlin) aus dem 513 Kilometer vom Spielort Saransk entfernten Moskau dem Kollegen Bakary Gassama (Gambia): Stopp, das war ein Foul von Poulsen an Christian Cueva. Cueva, in Peru wegen seines angeblich so magischen Ballgefühls "Aladin" genannt, lief vor 40.502 in der Mordwinien-Arena selbst an, jagte den Ball aber wie ein Kicker beim Football weit über den Querbalken (45.+1).
In der 59. Minute war Poulsen da und schob zur Führung der Dänen ein. Der ehemalige Münchner und Hamburger Guerrero kam schließlich in der 64. Minute – und führte sich gleich gut ein: Sein Kopfball aus kurzer Distanz landete aber direkt in den Armen von Schmeichel, dessen Vater Peter 1992 im Endspiel gegen Deutschland Europameister geworden war. Der Torhüter hatte vor allem nach dem Führungstreffer gut zu tun: Peru war überlegen, rannte an, hatte Chancen.
Dänemark kam nur zu wenigen entlastenden Kontern, blieb aber gegen hitzige Peruaner eiskalt. Glück, Schmeichel mit Großtaten wie in der 84. Minute gegen Farfan und Poulsens Treffer reichten in einem am Ende offenenen Schlagabtausch zum knappen Sieg.
- Mit Material vom sid