Nach Sieg gegen Italien Pfiffe gegen Pogba trüben WM-Stimmung bei Frankreich
Nizza (dpa) - Ein überzeugender Sieg gegen Ex-Weltmeister Italien, dazu viele Torchancen und schöne Spielzüge. Eigentlich könnte die Stimmung bei Mitfavorit Frankreich gut zwei Wochen vor dem ersten WM-Auftritt in Russland kaum besser sein.
Doch Pfiffe für den schwachen Fußball-Superstar Paul Pogba sorgten beim 3:1 (2:1) gegen Italien in Nizza für einen Beigeschmack.
"Solche Dinge sind eine Schande. Wir müssen Spieler wie ihn bewundern und froh sein, dass er für Frankreich spielt", sagte Jungstar Kylian Mbappé und sprang dem 104-Millionen-Mann von Manchester United wie auch Europa-League-Sieger Antoine Griezmann zur Seite: "Wir spielen alle im gleichen Trikot."
Pogbas Leistungstief ist das große Thema in der Vorbereitung der Equipe tricolore auf die Endrunde in Russland. Nach einer durchwachsenen Saison in England wusste der Mittelfeldstar auch gegen Italien nicht zu überzeugen. So gab es Pfiffe während des Spiels und bei Pogbas Auswechslung kurz vor Schluss. Das Verhältnis zwischen dem 25-Jährigen und den französischen Fans ist seit jeher schon angespannt. Schon bei der Heim-EM vor zwei Jahren hatte sich Pogba mit einer vulgären Geste beim 2:0 gegen Albanien unbeliebt gemacht.
Dazu kommen Pogbas forsche Töne, die nicht bei allen gut ankommen. Wie auch jüngst in einem Interview bei Canal+: "Ich war der beste Rookie bei der WM 2014. Ich hoffe, dass ich diesmal der beste Spieler sein werde", sagte Pogba und betonte, dass er die Chefrolle im Team übernehmen wolle. Anspruch und Wirklichkeit klaffen aber derzeit bei dem 53-maligen Nationalspieler weit auseinander.
Vielmehr droht ihm bei der WM gar die Reservistenrolle. Denn Bayerns Mittelfeldspieler Corentin Tolisso ist zum Gewinner der Vorbereitung aufgestiegen. Schon beim 2:0 gegen Irland wusste Tolisso zu überzeugen. "Ich habe die Wahl, es gibt einen großen Wettbewerb", sagte Trainer Didier Deschamps und sieht die Situation eher als Luxus-Problem an. Um Pogba mache er sich jedenfalls keine Sorgen.
Ohnehin sind die Sorgen bei Deschamps eher gering, dafür läuft es bereits viel zu gut bei seiner Mannschaft. Insbesondere die Offensivabteilung ist das Prunkstück bei Frankreich. Gegen Italien lief der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé zu großer Form auf und erzielte ein Tor. "Er macht fantastische Dinge", schwärmte Deschamps. Zusammen mit Mbappé und Griezmann, der per Foulelfmeter traf, bildet der Mann vom FC Barcelona ein starkes Angriffs-Trio. Dazu hat Deschamps noch Olivier Giroud in der Hinterhand. Der Chelsea-Stürmer hatte jüngst erst gegen Irland mit seinem 31. Länderspiel-Tor zu Zinédine Zidane in der ewigen Torjägerliste aufgeschlossen.
Angesichts der großen Überlegenheit war die französische Abwehr gar nicht so groß gefordert. Dabei war Raphael Varane nach dem Champions-League-Sieg mit Real Madrid noch gar nicht dabei. Auf der Außenbahn bekam der Stuttgarter Benjamin Pavard wieder die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Er nutzte sie, was seinen Marktwert weiter steigern dürfte. Der Youngster hat gerade erst nochmal betont, dass sein Ziel die Champions League sei. Gut möglich, dass im Sommer der Abschied beim VfB bevorsteht. Doch vorher sei die WM das große Ziel - und die beginnt für Frankreich am 16. Juni gegen Australien.