Dank Fallrückzieher in der Nachspielzeit Dramatische Schlussphase: England rettet sich spät
Nach 90 Minuten sah es so aus, als hätte die EM in Deutschland eine waschechte Sensation. Doch Englands Aus gegen die Slowakei wurde rechtzeitig verhindert.
England hat es auf dramatische Art und Weise ins Viertelfinale der EM in Deutschland geschafft. Gegen die Slowakei lagen die "Three Lions" lange zurück, das Aus stand bevor. Doch in der fünften Minute der Nachspielzeit glich Jude Bellingham beim Stand von 0:1 mit einem Tor nach Fallrückzieher aus. In der Verlängerung war es dann Harry Kane, der das entscheidende 2:1 erzielte (91.). Für die Slowaken hatte in der 25. Minute Flügelstürmer Ivan Schranz getroffen.
"Jude macht, was Jude macht. Was für ein unglaubliches Tor", sagte Harry Kane über das Tor seines Teamkollegen: "Das war eines der besten Tore in der Geschichte unseres Landes, denke ich." Er gab aber auch zu: "Wir hätten besser spielen können. Aber letztlich geht es um die Ergebnisse. Hoffentlich können wir diesen Schwung weiter mitnehmen."
Im Viertelfinale trifft England nun auf die Schweiz, die am Samstag den Titelverteidiger aus Italien aus dem Turnier geworfen hatte (2:0).
So lief das Spiel
Aller Kritik zum Trotz hatte Englands Trainer Gareth Southgate in der Offensive nicht umgestellt. Erneut beorderte der Coach Phil Foden, Spieler des Jahres in der Premier League, auf den linken Flügel – statt wie von vielen Experten gefordert im zentralen offensiven Mittelfeld. Dort erhielt wieder Bellingham den Vorzug. Der Champions-League-Sieger von Real Madrid, der am Samstag im Mannschaftskreis einen 21. Geburtstag gefeiert hatte, überließ aber häufig Foden das Zentrum und orientierte sich nach rechts. So lag allerdings die linke Seite meist brach.
Einziger Wechsel: Der 19-jährige Kobbie Mainoo rückte für Conor Gallagher im defensiven Mittelfeld ins Team und wurde somit zum jüngsten Spieler in Englands Startelf bei einem großen Turnier seit zehn Jahren. "Diese Spieler haben über einen längeren Zeitraum bewiesen, dass sie die besten sind", sagte Southgate vor dem Anpfiff, als er von den englischen Fans mit Buhrufen begrüßt wurde, "wir haben Anzeichen gesehen, dass die Offensive zusammenfindet."
Sein Gegenüber Francesco Calzona, einst Kaffeeverkäufer, vertraute der Mannschaft des 1:1 gegen Rumänien und sah bereits in der fünften Minute die erste Großchance: David Hancko verfehlte knapp das englische Tor. Wenig später musste Kieran Trippier nach einem Schuss von Lukas Haraslin in höchster Not für seinen geschlagenen Torwart Jordan Pickford retten (12.).
Der Favorit brauchte länger, um sich dem Tor anzunähern. Kanes abgefälschter Kopfball war die erste nennenswerte Offensivaktion (23.). Doch postwendend fiel die verdiente slowakische Führung: Nach einem schlauen Pass von David Strelec überwand Schranz Pickford.
Kurz nach Wiederbeginn bejubelten die Engländer den vermeintlichen Ausgleich. Doch Fodens Treffer wurde nach Videobeweis wegen Abseits aberkannt (50.). Auf der Gegenseite hatte Strelec das 2:0 auf dem Fuß, als er aus 50 Metern knapp das leere Tor verfehlte (55.). Southgate brachte Cole Palmer (66.) und damit eine weitere Offensivkraft gegen immer müder werdende Slowaken.
England war verzweifelt – und löste endlich alle Fesseln. Bellingham und Kane stellten sich nach dem Fallrückzieher gemeinsam zum Jubeln vor die Kurve. Nach Kanes Siegtor verließen sie auch gemeinsam den Platz.
In den Schlussminuten der Verlängerung rannte die Slowakei noch einmal an, kam aber nicht mehr zum Torerfolg.
- Eigene Beobachtungen
- Nachrichtenagentur SID