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Entdecker von Alphonso Davies: Bayern-Neuzugang kann nächster Klyian Mbappé werden


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Craig Dalrymple
Davies-Entdecker: Bayern-Neuzugang kann nächster Mbappé werden

  • David Digili
InterviewVon David Digili

Aktualisiert am 21.11.2018Lesedauer: 5 Min.
Stark am Ball: Davies im Trikot der Vancouver Whitecaps.Vergrößern des Bildes
Stark am Ball: Davies im Trikot der Vancouver Whitecaps. (Quelle: ZUMA Press/imago-images-bilder)
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Alphonso Davies gilt als Zukunftshoffnung des Rekordmeisters. Der Jugendchef seines Ex-Klubs Vancouver Whitecaps erklärt, was den 18-Jährigen so besonders macht, wie ihm seine größte Stärke hilft – und wie der FC Bayern mit ihm umgehen sollte.

Er ist erst 18 Jahre alt, eine der größten Zukunftshoffnungen im Weltfußball – und war dem FC Bayern bereits zehn Millionen Euro wert: Alphonso Davies weilt seit dieser Woche bereits beim Rekordmeister, absolvierte den Medizincheck und kann trainieren. Der Torjäger war noch vor wenigen Tagen für die kanadische Nationalelf in der Nations League gegen St. Kitts und Nevis im Einsatz, stieß nun zu den Münchenern. Die Saison mit seinem Ex-Klub Vancouver Whitecaps in der MLS endete früh, da sich die Mannschaft nicht für die Playoffs qualifizieren konnte – daher konnte Davies bereits jetzt zu seinem neuen Klub. Ab 1. Januar 2019 ist er auch für den FC Bayern spielberechtigt.

Davies gilt als Top-Talent – in der abgelaufenen Spielzeit erzielte der Flügelstürmer acht Tore, bereitete dazu zehn weitere Treffer vor. Bereits mit 15 Jahren feierte er sein Debüt in der MLS, mit 16 Jahren war er bereits A-Nationalspieler Kanadas. Ein raketenhafter Aufstieg – unter dramatischen Vorzeichen: Davies wurde in einem Flüchtlingslager in Ghana geboren, die Eltern waren aus Liberia geflohen, als dort noch Bürgerkrieg herrschte. Mit fünf Jahren kam er mit Familie nach Kanada. Was folgte, war eine Erfolgsgeschichte.


Schon lange dabei: Craig Dalrymple. Der 44-Jährige Brite ist seit vier Jahren Technischer Direktor der Jugendakademie der Whitecaps, begleitete Davies von Anfang an – und war in der abgelaufenen Saison sogar Interimstrainer der Profis, nachdem Vorgänger Carl Robinson im September gehen musste. Im Interview mit t-online.de erklärt Dalrymple seine Rolle in Davies‘ Entwicklung, das Potential des Jugend-Juwels, seine ideale Rolle beim FC Bayern – und warum ihn selbst seine Großmutter entdeckt hätte.

t-online.de: Nach vielen gemeinsamen Jahren: Welche Eigenschaft verbinden Sie als erstes mit Alphonso Davies?

Craig Dalrymple (44): Oh, mir fallen gleich vier ein (lacht): Energie, Positivität, Antrieb, Bescheidenheit. Das sind zwar gleich vier Worte, aber sie alle passen perfekt.

Die Vancouver Whitecaps haben eine beeindruckende Jugendarbeit, mit dem erst 16-jährigen Simon Colyn steht schon das nächste Top-Talent bereit. Ist Davies so etwas wie ein Vorreiter?

Alphonso hat auf jeden Fall die Messlatte sehr, sehr hoch gelegt. Er hat einfach alle Faktoren erfüllt: Identifikation mit dem Klub, seine Entwicklung. Auch seine Fähigkeit, Chancen zu nutzen, seine Fortschritte – Alphonso hat den Weg für andere geebnet. Simon beispielsweise ist ein ganz anderer Spielertyp, körperlich noch lange nicht so weit, aber schon jetzt ein intelligenter Fußballer. Er und eine ganze Reihe anderer Talente nutzen jetzt ihre Gelegenheit, sich bei den Profis festzuspielen.

Welche Rolle hatten Sie in Davies‘ Entwicklung?

In aller Bescheidenheit würde ich sagen: Eine wesentliche Rolle. Der erste Kontakt war ich.

Das müssen Sie genauer erklären.

Ich erhielt Infos und Berichte unserer Scouts, wir hatten unsere Augen und Ohren auf allen Plätzen der Gegend. Ich war der erste Bezugspunkt für Alphonso und seine Familie, und war von Anfang an dabei. Vor seiner Verpflichtung haben wir ihn drei, vier Mal nach Vancouver gebracht, und ich half, ihn zu integrieren, seine Familie willkommen zu heißen und sie auf den Umzug nach Vancouver vorzubereiten.

Sie haben einmal gesagt: „Selbst meine Großmutter hätte sein Talent erkannt“…

Er war einfach schon früh so viel besser als alle anderen. Intelligent, mit dem nötigen Hunger, charakterstark, technisch beschlagen, schnell und kraftvoll. Alles, was er heute auf dem Platz zeigt, hat er schon mit 13 Jahren gemacht.

Sie schwärmen so von ihm – man kann sich vorstellen, dass er Ihnen fehlen wird…

Es vergeht kein Tag, an dem ich ihn nicht als Beispiel anführe, wenn ich mit Spielern aus unserer Akademie, mit Eltern oder Scouts spreche (lacht). Wir können ihn auch weiter als leuchtendes Vorbild nutzen – aber leider ist er nicht mehr da, läuft nicht durch den Flur unserer Klubzentrale oder spielt auf dem Trainingsplatz.

"Er hat etwas Besonderes. Er hat es drauf, den Leuten zu beweisen, dass sie Recht hatten,“ haben Sie über ihn gesagt…

Es ist einfach unglaublich, wie positiv alle über Alphonso sprechen, wie er an seinen Herausforderungen wächst und sich schnell auf Veränderungen einstellen kann. Jedes Mal, wenn er die Gelegenheit bekommt, sich zu beweisen, schafft er es. Das hat er bei uns gezeigt, in der MLS und der Concacaf Champions League und auch für Kanadas Nationalmannschaft. Und ich will noch etwas sagen…

Ja?

Ich bin mir sicher, dass er auch bei den Bayern schnell beweisen wird, dass sie ihn zu Recht verpflichtet haben.

Was ist seine größte noch unbekannte Stärke?

Ich denke, er ist eigentlich ein offenes Buch, seine Stärken sind bekannt. Aber sein wirklich größtes Plus ist sein Charakter. Er behandelt jeden Menschen mit Respekt, ist am Boden geblieben und pflegt eine starke Verbindung zu seiner Familie.

Mit welchem aktuellen Star würden Sie ihn denn vergleichen?

Kylian Mbappé! Besonders, was seine Rolle und seine Position angeht, ist er ihm sehr ähnlich. Er hat die Power und den Antritt und sucht wie Mbappé auch immer den direkten Weg zum Tor. Er kann einen ähnlichen Weg einschlagen.

Den Bayern war Davies einen Millionenbetrag wert – vielleicht keine einfache Situation für einen 18-Jährigen. Ob er mit Druck umgehen kann?

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Druck ist ein persönliches, individuelles Empfinden. Ich denke, dass Alphonso eine sehr positive Lebenseinstellung hat. Außerdem musste er ja schon in der Vergangenheit mit schweren Situationen umgehen: Flüchtlingslager, der Umzug in ein anderes Land, dann gleich noch mal zwei Umzüge, zuletzt hier nach Vancouver. Und das alles als 15-Jähriger, zeitweise ganz allein, ohne seine Familie. Er hat also bereits genug „Drucksituationen“ erlebt.


Sie sind ein großer Fürsprecher davon, jungen Spielern früh Chancen auf Profi-Niveau zu geben. Wenn Sie ein Wörtchen mitreden könnten: Wie sollten die Bayern ihn heranführen: Erst zur U19 – oder gleich zu den Profis?

Das hängt natürlich davon ab, wie er sich direkt einfindet. Er ist so ein liebenswerter Kerl, dass jeder ihm sofort helfen möchte. Alphonso ist aber auch bescheiden genug, auch um Rat und Hilfe zu fragen und nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Das wird ihm dabei helfen, sich auch in München schnell einzugewöhnen. Wenn er das so schafft, wie ich glaube, dann sollte er im Bundesligakader stehen.

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