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Vor DFB-Pokal-Halbfinale: Forscher bestätigen "Bayern-Bonus"


Mehr als 2000 Spiele untersucht
Wissenschaftler bestätigen den "Bayern-Bonus"

t-online, ik

Aktualisiert am 19.04.2016Lesedauer: 2 Min.
Immer gegen die Kleinen: Underdogs wie Darmstadt 98 haben in Spielen gegen den FC Bayern wohl tatsächlich einen Nachteil.Vergrößern des Bildes
Immer gegen die Kleinen: Underdogs wie Darmstadt 98 haben in Spielen gegen den FC Bayern wohl tatsächlich einen Nachteil. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)
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Ähnlich außer sich wie nach dem Montagsspiel der 2. Liga hatte man Torsten Lieberknecht zuletzt wohl vor drei Jahren erlebt. Damals noch in der Bundesliga beklagte der Trainer von Eintracht Braunschweig mit deftigen Worten die stete Benachteiligung seines "kleinen Piss-Vereins" gegenüber den Großen der Zunft. Eine empirische Studie hat nun tatsächlich einen Beleg für die Aussagen des Fußball-Lehrers geliefert. Mehr noch: Auch den ominösen "Bayern-Bonus" weisen die Wissenschaftler nach.

Durchgeführt wurde die Untersuchung von einem Autoren-Trio um die Wirtschaftswissenschaftler Eberhard Feess von der Frankfurt School of Finance und Helge Müller von der Philipps Universität Marburg. Eines der Haupt-Ergebnisse lautet: Spielt der FC Bayern München gegen eine vermeintlich schwächere Mannschaft, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elfmeter dem schwachen Team fälschlicherweise nicht gegeben wird, drei Mal größer als im statistischen Mittel.

Von einem so starken Bayern-Effekt waren die Wissenschaftler selbst überrascht, wie Müller gegenüber dem "Weser-Kurier" erklärte.

Auch andere Effekte messbar

Grundsätzlich sei die Wahrscheinlichkeit, dass einem schwachen Team im direkten Duell mit einem Top-Team ein berechtigter Strafstoß verweigert wird, demnach etwa 40 Prozent höher als bei Spitzenmannschaften. Empirisch nachweisen konnten die Wissenschaftler zudem einen Vorteil für Heimmannschaften und eine Bevorzugung von Teams, für die etwas auf dem Spiel steht. Etwa im Kampf gegen den Abstieg oder im Rennen um einen Europapokal-Platz.

Verwendet haben die Forscher für ihre Untersuchung einen Datensatz mit sämtlichen Spielen der Bundesliga vom Jahr 2000 bis 2014. 4284 Partien, in denen alle Tor- und Elfmeterentscheidungen in die Kategorien "richtig", "falsch" und "diskutabel" unterteilt wurden. Berücksichtigt wurden schließlich aber nur jene 2268 Begegnungen, in denen ein Klub aus der oberen Hälfte der ewigen Bundesliga-Tabelle einer Mannschaft aus der unteren Hälfte gegenüberstand. Der Fokus der Studie lag schließlich auf den falschen Entscheidungen: zu Unrecht nicht anerkannte Treffer und zu Unrecht nicht gepfiffene Elfmeter.

Bevorzugung geschieht unbewusst

Anlass für die Untersuchung war das Eröffnungsspiel der WM 2014 zwischen Gastgeber Brasilien und Kroatien, in dem der japanische Unparteiische mit mehreren Entscheidungen zugunsten der Selecao für Kopfschütteln gesorgt hatte. Die damalige Vermutung der Forscher, dass stärkere Mannschaften unbewusst bevorteilt werden, konnten sie mit ihrer Studie nun belegen.

Eine Absicht wollen die Forscher den Schiedsrichtern jedoch auf gar keinen Fall unterstellen. Möglicherweise sei es aber hilfreich, wenn sich Schiedsrichter mit den Ergebnissen der Untersuchung vertraut machen, sagte Müller dem "Weser-Kurier".

Videobeweis soll Abhilfe schaffen

Darüberhinaus sprechen sich die Autoren für die Einführung des Videobeweises aus, dessen Testphase vom International Football Association Board gerade beschlossen wurde.

In jedem Fall werde es dann gerechter zugehen, sagte der Ökonom Feess der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der dann aber noch mit einer anderen Fußball-Weisheit aufräumt: "Das gleicht sich nicht aus", so Feess, "das ist eine systematische Verzerrung." Die "kleinen Piss-Vereine" werden das vermutlich nicht gerne hören.

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