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TV-Streit zwischen DAZN und DFL – ist am Ende Sky der große Verlierer?


TV-Streit in der Bundesliga
Das wäre das Ende von Sky


Aktualisiert am 27.09.2024 - 09:04 UhrLesedauer: 4 Min.
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Reporter Sebastian Hellmann: Ob Sky auch in der kommenden Saison das Topspiel der Bundesliga zeigt, ist alles andere als sicher. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Axel Kohring/imago)

Der Neustart der TV-Rechteauktion ist für die DFL Chance und Risiko zugleich. Noch ist unklar, wer aus dem Streit als Gewinner hervorgehen wird. Ein Platzhirsch steht massiv unter Druck.

Noch ist alles, wie man es kennt. Freitags und sonntags läuft die Bundesliga bei DAZN, am Samstag bei Sky. Bereits im vierten Jahr in Folge werden die Spiele im deutschen Oberhaus auf diese Weise zwischen den Rechteinhabern aufgeteilt. Und bis zum Ende der Saison wird das auch so bleiben. Ab der Spielzeit 2025/2026 müssen sich Fans der deutschen Fußball-Beletage aber eventuell auf andere Sehgewohnheiten einstellen.

Dass Ende September 2024, also weniger als ein Jahr vor der neuen Saison, immer noch keinerlei Klarheit darüber herrscht, wer denn kommende Spielzeit welche Partien zeigt, liegt am Streit zwischen dem Streamingdienst DAZN und der Deutschen Fußball Liga (DFL) um die TV-Rechte bis einschließlich der Saison 2028/2029. Dieser war bereits Mitte April 2024 eskaliert.

Der große Kampf um Paket B

Streaminganbieter DAZN fühlte sich diskriminiert, weil sein Angebot für das Rechtepaket B abgelehnt wurde, obwohl es "das finanziell attraktivste und überzeugendste" gewesen sei. Das Gebot soll sich auf 400 Millionen Euro pro Saison – also 1,6 Milliarden Euro insgesamt über vier Jahre – belaufen haben. Die DFL akzeptierte allerdings die von DAZN abgegebenen Finanzgarantien nicht – und das äußerst kurzfristig. Deshalb soll Paket B trotz eines niedrigeren Angebots (angeblich 320 Millionen pro Spielzeit) an Sky gegangen sein. Daraufhin rief DAZN das Schiedsgericht an, bekam teilweise Recht – und darf sich durch die Neuansetzung der Auktion als Sieger fühlen. Wann diese stattfindet, will die DFL zeitnah bekannt geben.

Dass es überhaupt zum Streit kam, wirft auf den zweiten Blick auch kein gutes Licht auf das Bundeskartellamt, welches die Leitplanken für die Rechtevergabe setzt. Die Behörde ist sich in der Auseinandersetzung allerdings keiner Schuld bewusst. "Die Umstände der Streitigkeit zwischen DFL und DAZN sind einzelfallabhängig und speziell", sagte Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt auf Anfrage von t-online. Da Fall sei beim Schiedsgericht "gut aufgehoben".

Jenes umstrittene Rechtepaket B ist, das lässt sich mit Sicherheit sagen, das wichtigste der ganzen Auktion. Es umfasst die Einzelspiele am Samstag um 15.30 Uhr sowie die Einzelbegegnungen am Freitagabend und die Relegation – insgesamt satte 196 Partien pro Saison. Neu ist dabei, dass die Freitagsspiele, bisher in Paket D, nun ebenfalls in Paket B gewandert sind (siehe Grafik), wodurch dieses noch einmal eine erhebliche Aufwertung erfahren hat.

Doch nicht nur aufgrund der Menge an Partien ist das Paket so lukrativ. Der Besitz dieses Pakets entscheidet möglicherweise auch über die Vormachtstellung im deutschen Sport-Pay-TV. Denn schon jetzt scheint klar zu sein: Sollte es an DAZN gehen, würde Sky nach etlichen Jahren das wichtigste Sportrecht des Samstags verlieren. Da würde auch der abermalige Erwerb der 2. Bundesliga oder des "Tipico Topspiels" um 18.30 Uhr am Samstagabend nicht darüber hinwegtäuschen.

Überspitzt gesagt: Der Verlust der Rechte wäre das vorläufige Ende von Sky als Platzhirsch im Bundesliga-Geschäft. Hinter dem Bieten von DAZN steht, unabhängig von der Attraktivität des Pakets für den Sender, auch Kalkül. Man selbst würde erstmals den bei Fans beliebten Bundesliga-Samstag erschließen, während der größte Konkurrent in die Röhre schaut. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen.

Spekulationen über die Erlöse der DFL

Ob DAZN aber wirklich den Zuschlag erhält, bleibt abzuwarten. Das Kuriosum an der aktuellen Gemengelage ist, dass beide Interessenten nun vom im April abgegebenen Angebot wissen – und jetzt neu justieren. Stärker unter Druck stehen dürfte dabei Sky, wurde dieses doch bereits bei der Rechtevergabe der begehrten Champions League ausgestochen. Diese wird mittlerweile von DAZN und Prime Video übertragen.

Einige Experten gehen nun stark davon aus, dass Sky sein Angebot deutlich verbessern wird und entsprechend auch DAZN nachlegt. Sollte es so kommen, stünde die DFL nach dem imageschädigenden Streit fast schon als Gewinner da, würde sie für Paket B doch mehr als die kolportierten 400 Millionen aus der ursprünglichen DAZN-Offerte einstreichen.

Ob das allerdings ausreichen würde, um die Einnahmen des bisherigen Rechtezyklus von 1,1 Milliarden pro Saison zu egalisieren, darf doch stark bezweifelt werden. Möglicherweise könnte das Rechtepaket C (alle 33 Samstagsspiele um 18.30 Uhr plus der Supercup vor der Saison), das bislang noch gar nicht zur Ausschreibung gestanden hat, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Zwar ist es mit 34 Spielen das kleinste aller vier Livepakete. Bei 18 von 33 Spielen und damit mehr als der Hälfte wären allerdings wohl die Zugpferde Bayern München und Borussia Dortmund beteiligt. Von der Struktur her ist dieses Paket auch eines, das für Prime Video interessant sein könnte. Der Streamingdienst überträgt aktuell 17 Dienstagspartien pro Champions-League-Saison.

Konferenz und Einzelspiele bei zwei Anbietern ist möglich

So oder so: Auch der Verlust des Topspiels wäre ein herber Schlag für Sky. Je nachdem, wie das Feilschen um Paket B ausgeht, könnte Paket C der letzte Strohhalm des wankenden Riesen sein, dessen Mutter Comcast sich beim Verkauf des Unternehmens zuletzt schwertat und diesen vorerst auf Eis gelegt hat.

Und da wäre natürlich noch das bislang kaum thematisierte Rechtepaket A, das nur die Konferenz am Samstag beinhaltet. Man mag sich gar nicht ausmalen, was in den Kommentarspalten der Social-Media-Plattformen los sein wird, sollten Konferenz und Einzelspiele an unterschiedliche Anbieter gehen. Es wäre ein absolutes Novum – und ein Schlag ins Gesicht jener Fans, die sich bereits jetzt über die Aufsplitterung der TV-Rechte aufregen.

Immerhin: Zum ersten Mal seit der Ausschreibung im Jahr 2012 gibt es kein Alleinerwerbsverbot mehr. Das heißt: In der Theorie könnte sich wieder ein Anbieter alle Bundesligaspiele sichern. Angesichts der teuren Paketpreise allerdings ein mehr als unwahrscheinliches Szenario.

Zumindest wird Erwerbern von Pay-Live-Rechten künftig die Möglichkeit gegeben, "eine bestimmte Anzahl an Spielen auch frei empfangbar auszustrahlen – entweder auf eigenen Kanälen/Plattformen oder durch Kooperationen mit anderen, frei empfangbaren Sendern/Streamingdiensten", wie es in einer DFL-Mitteilung heißt.

Mehr Bundesliga im Free-TV ist also absehbar. Angesichts der für viele nervtötenden Situation mit steigenden Abopreisen und undurchsichtiger Rechtesituation ein kleiner Hoffnungsschimmer. Dennoch bleibt die Maxime: Wer alles sehen will, der muss den entsprechenden Preis zahlen. Egal, ob bei Sky oder DAZN.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung der DFL
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