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Zum journalistischen Leitbild von t-online.NBA-Profi Maxi Kleber "Wir dürfen unser Zimmer nicht länger als eine Stunde verlassen"
Nach überstandener Corona-Infektion greift Basketball-Profi Maxi Kleber in der NBA neu an. Im Interview mit t-online spricht der Würzburger über seinen Krankheitsverlauf und den Impffortschritt in den USA.
Er ist längst einer der Stars der Dallas Mavericks: Maxi Kleber. Der deutsche Basketballer hat sich seit seiner Ankunft im Ex-Team von Dirk Nowitzki 2017 zu einem Leistungsträger und Fanliebling entwickelt, wollte in seiner vierten Saison mit den "Mavs" früh für Wirbel in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt, sorgen. Doch die Corona-Pandemie machte auch vor ihm nicht Halt: Kleber erkrankte an Covid-19 und fehlte den schwächelnden Mavericks wochenlang.
Vor dem traditionellen Aufeinandertreffen der besten Spieler der Liga, dem All-Star-Game, erzählt Kleber im t-online-Interview, wie hart ihn das Coronavirus getroffen hat und wie sehr es ihn noch immer beeinträchtigt. Doch der Würzburger blickt auch nach vorne und spricht nicht nur über die rasant fortschreitende Impfkampagne in den USA, sondern auch welche andere deutsche NBA-Star dieses Jahr wohl die Meisterschaft feiern dürfte.
t-online: Herr Kleber, Sie hatten sich kürzlich mit Corona infiziert. Wie verlief die Covid-19-Erkrankung bei Ihnen?
Maxi Kleber (29): Ich habe die ersten zwei Tage, nachdem ich positiv getestet wurde, nichts gespürt. Erst am dritten Tag kamen Fieber und Gliederschmerzen auf. Vor allem mein unterer Rücken hat extrem geschmerzt. Dieses Krankheitsgefühl hat vier, fünf Tage angehalten, in denen ich mich sehr schlapp gefühlt habe. Darauf folgte ein hartnäckiger, schleimiger Husten.
Konnten Sie die körperlichen Symptome daheim auskurieren oder mussten Sie stationär im Krankenhaus behandelt werden?
In meinem Fall hat es sich wie eine leichte Grippe angefühlt, da konnte ich von zuhause aus mit viel Schlaf, viel Wasser trinken und etwas Arznei gegen die Gliederschmerzen und die Infektion ankämpfen. Das tückische an dieser Krankheit ist, dass sie so verschiedene Verläufe nehmen kann.
Wie läuft die Impfkampagne in Dallas an?
Die Impfdosen sind verfügbar, es gibt in der ganzen Stadt etliche Anlaufstellen, an denen man sich impfen lassen kann. Wir sind über die Phase hinaus, in der nur medizinisches Personal geimpft wird, mittlerweile haben auch einige unserer Team-Mitarbeiter ihre Impfungen erhalten.
Wann rechnen Sie mit Ihrer Corona-Impfung?
Wir NBA-Profis hatten kürzlich eine Telefonkonferenz mit unserer Spielergewerkschaft, in der es um dieses Thema ging. Noch habe ich keine klare Antwort auf diese Frage, auch weil wir Sportler auf weitere Impfstoff-Zulassungen warten. Sollten diese bald folgen, bin ich mir sicher, dass auch ich in nicht allzu ferner Zukunft mit einer Impfung rechnen kann.
Die bisherige NBA-Saison ist von der Pandemie gezeichnet, dennoch sind und waren Auswärtsreisen möglich. Wie sicher fühlen Sie und Ihre Mitspieler sich derzeit bei diesen Strapazen?
Ich bin mir des Luxus, dass wir gemeinsam Sport treiben und unseren Job ausüben können, bewusst. Wir können uns wirklich nicht beschweren. Dennoch ist es ein komisches Gefühl, wenn man zu einem Auswärtsspiel reist und zwischen 18 Uhr abends und sechs Uhr morgens sein Hotelzimmer nicht verlassen darf. Jetzt mag man sagen, abends sei das noch zu verkraften. Ja, das stimmt, nur dürfen wir auch tagsüber nicht länger als eine Stunde unser Zimmer verlassen. Das macht wirklich keinen Spaß. Deshalb freue ich mich diese Saison umso mehr über jedes Heimspiel, weil das bedeutet, dass ich mir bei schönem Wetter einfach ein Buch schnappen und mich zuhause auf meinem Balkon aufhalten kann.
Es gab diese Saison einige Kuriositäten durch die Corona-Regelungen: In manchen Bundesstaaten durften sich Auswärtsteams nicht zum Training versammeln, Teammeetings fanden vor den Partien nur via Video-Call statt. Was war die skurrilste Situation, in die Sie bisher in dieser Saison geraten sind?
Wir waren über Weihnachten für ein Auswärtsspiel in Los Angeles und durften das Hotelzimmer überhaupt nicht verlassen. Das heißt, jeder Spieler hat Weihnachten allein auf seinem Zimmer verbracht. Das war sicherlich die extremste Situation. Aber auch Milwaukee, wo wir unser Essen aufs Zimmer bestellen mussten und bis zum Spiel nicht zusammenkamen, ist mir in Erinnerung geblieben. Diese 20 Minuten, die wir üblicherweise als Team zum Essen zusammenkommen, habe ich da sehr zu schätzen gelernt.
Kommen wir zum Sportlichen: In den Partien nach Ihrem Corona-Comeback haben Sie tolle Leistungen gezeigt, besonders gegen die Orlando Magic, wo Sie als bester Verteidiger der Partie ausgezeichnet wurden. Hätten Sie nach der Infektion erwartet, so schnell wieder auf Ihr Leistungsvermögen zu kommen?
Ich spüre noch immer, dass es mir an der Spritzigkeit fehlt, die ich in der Verteidigung benötige. Deshalb muss ich gestehen, dass ich mit meiner Comeback-Leistung noch nicht zufrieden bin. Die Auszeichnung, die mir die Mavericks nach dem Sieg gegen Orlando verliehen haben, hätte ich mir persönlich für die Leistung nicht gegeben. Ein Ansporn, es in den kommenden Partien noch besser zu machen, ist sie dennoch.
Mavericks-Owner Mark Cuban lobte Sie kürzlich als „meist unterschätzten Spieler und Verteidiger der NBA“. Inwieweit würden Sie ihm da zustimmen?
Wenn es im Basketball eines gibt, mit dem ich mich auskenne, dann ist es die Verteidigung. Ich möchte mich auf Marks Lob aber nicht ausruhen, sondern es als Ansporn nehmen, noch härter an mir zu arbeiten.
Wie viele Extraschichten können Sie Ihrem Körper nach der Corona-Infektion zumuten?
Ich gehe momentan lieber einen Schritt zurück und setze eine Übung aus, um später, wenn es darauf ankommt, zwei Schritte nach vorne zu machen. Das heißt jedoch nicht, dass ich es jetzt schleifen lasse. Ich bin auch an trainingsfreien Tagen in der Halle, um meinen Körper in Form zu halten und an meinem Wurf zu arbeiten.
Sonntagnacht findet das Highlight-Spiel der Fans, das Allstar-Game, statt. Viele Stars haben gesagt, sie hätten in der aktuellen Situation keine Lust auf die Partie. Inwiefern können Sie diese Haltung, als Spieler, dem diese Ehre nicht zuteil wird, nachvollziehen?
Die Spieler, denen diese Ehre zuteil wird, sind es gewohnt, dass sie am All-Star-Wochenende von Fans umringt sind. Die Stars genießen diese Nähe, die an normalen Spieltagen so nicht möglich ist, sie wollen den Fans eine Riesen-Show bieten. Ohne Fans fehlt es ihnen also an der gewissen Motivation.
Warum findet das All-Star-Game dann überhaupt statt?
Es gehört zum Konstrukt NBA, mit all seinen Verträgen und Verpflichtungen. Solange die Möglichkeit besteht, dass das All-Star-Game stattfindet, bin ich der Meinung, dass es gespielt werden sollte. Die Ehre, ein NBA-All-Star zu sein, kann den Spielern niemand nehmen – auch nicht Corona.
Was für ein All-Star-Game können wir erwarten?
Diese Frage habe ich mir heute lustigerweise auch schon gestellt. Und ich bin zu der Antwort gekommen: Egal, wie oft die Stars gesagt haben, sie hätten überhaupt keine Lust auf dieses Spiel – sobald sie auf dem Feld stehen, wird diese einzigartige Energie da sein. Das sind alles Profis, die jedes Spiel gewinnen wollen, die kein Larifari kennen. Ich bin mir sicher, dass wir uns alle auf eine großartige Show freuen können.
Kommen wir zurück zu den Mavs: Sportlich läuft es durchwachsen, das Team kratzt an den Playoff-Plätzen. Was hält den Glauben an den erneuten Einzug in die Playoffs aufrecht?
Jedes Team geht in die Saison mit dem Ziel, die Playoffs zu erreichen – egal wie realistisch das sein mag (schmunzelt). Unsere Mannschaft ist so ehrgeizig, dass wir täglich auf das Ziel Meisterschaft hinarbeiten. Auf dem Weg zur Erfüllung dieses Traums sind die Playoffs nur der erste Schritt.
Welche Teams sehen Sie aktuell im Favoritenkreis um die Meisterschaft?
Die Los Angeles Lakers sind das Team, das es zu schlagen gilt. Sie haben sich im Sommer mit Montrezl Harrell und vor allem Dennis Schröder noch einmal klug verstärkt.
Die Überraschung der Saison sind die Utah Jazz, die echt super Basketball spielen. Ihr großes Plus ist Center Rudy Gobert, der defensiv alles dicht macht und den Gegner dazu zwingt, Spielzüge und Würfe abzuändern. Im Osten sind die Brooklyn Nets, die neu zusammengewürfelt wurden, das spannendste Team. Die finden gerade zu sich und ihrem Spiel, offensiv ist die Mannschaft eine Wucht. Die Frage bei ihnen ist jedoch, was in den Playoffs passiert, wenn auch von den Superstars mehr Verteidigung verlangt wird.
Welches Zeug haben die Mavs zum Favoritenschreck?
Das ist eine fiese Frage (lacht). Wir hatten zu Beginn der Saison einige Probleme und massives Krankheits- und Verletzungspech, das hat aufs Gemüt geschlagen. Wir sind gerade in einer Phase, in der unser Selbstbewusstsein zurückkehrt, wir wieder deutlich mehr Spiele gewinnen. Wollen wir im Titelkampf mitmischen, steht noch viel Arbeit vor uns. Erreichen wir die Playoffs, will ich nichts ausschließen. Dann zählt jeder Tag, jeder fitte Spieler.