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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bei Anruf Literatur Wuppertaler Schauspieler lesen Weihnachtsgeschichten vor
Die Corona-Krise hat das Kulturleben lahmgelegt. Doch auch wenn der Bühnenvorhang zu ist, öffnen sich andere Möglichkeiten. Das Wuppertaler Schauspiel-Ensemble hat sich eine Anruf-Aktion ausgedacht.
Seit knapp zwei Wochen klingelt täglich zwischen 16 und 18 Uhr irgendwo in Wuppertal das Telefon, und ein Mitglied des Schauspiel-Ensembles liest eine Weihnachtsgeschichte vor. Will man in den Genuss kommen, muss man sich nur über eine E-Mail-Adresse vorher anmelden. Mit etwas Glück bekommt man ein Rückruf. Und das noch bis zum 23 Dezember.
"Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir in diesen schwierigen Zeiten wieder Kontakt zum Publikum finden, und wie wir zugleich den Menschen in unserer Stadt in dieser Vorweihnachtszeit eine Freude machen können, erläutert Schauspielchef Thomas Braus im Gespräch mit t-online. "Wie kann man in diesen kontaktlosen Zeiten die Bevölkerung überhaupt mit Kunst und Kultur versorgen?" So sei man auf dieses besondere Format gekommen.
"Erreichen viele einsame Menschen"
Die Nachfrage ist überwältigend: Es sei ja nicht immer nur eine Person, die am anderen Ende der Leitung zuhöre. "Oft sind es sogar bis zu 20 Menschen, die, miteinander verbunden, unser kleines literarisches Angebot genießen", so Thomas Braus in einem ersten Fazit der Aktion. Und: Diese vielen positiven Reaktionen mache auch das Ensemble sehr dankbar. Braus: "Wir empfinden es alle in der Zwischenzeit als etwas ganz Besonderes, dass wir so miteinander in Austausch kommen." Zumal man oft spüre, "wie vielen einsame Menschen wir erreichen."
Die alltägliche Theaterarbeit aber bleibe schwierig. "Wir proben, fragen uns aber, wann wir das denn alles mal zeigen werden. Das ist für uns alle nicht einfach." Doch mache es wenig Sinn, "den Kopf jetzt in den Sand zu stecken", so Thomas Braus. Umso ermutigender seien die Stunden am späten Nachmittag, "wenn wir mit unseren literarischen Haubesuchen ein wenig Freude bereiten dürfen."
- Gespräch mit Thomas Braus
- Eigene Recherchen