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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mucke gegen Schneidewind Wuppertaler OB-Kandidaten geben sich vor Stichwahl kampfeslustig
Das Rennen um das OB-Amt in Wuppertal wird denkbar knapp. Bei t-online sprechen Andreas Mucke und Uwe Schneidewind darüber, mit welchen Ambitionen sie in die Stichwahl gehen.
Als am späten Sonntagabend alle 272 Wuppertaler Wahlbezirke ausgezählt waren, stand es endgültig fest: Die beiden OB-Spitzenkandidaten müssen in die Stichwahl. Am 27. September stellen sich also der amtierende Oberbürgermeister von Wuppertal, Andreas Mucke (SPD), und der von CDU und Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam ins Rennen geschickte ehemalige Chef des renommierten "Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie", Uwe Schneidewind, zur Wahl.
Schneidewind mit leichtem Rückenwind: Für ihn stimmten 40,8 Prozent der Wähler, für Andreas Mucke 37 Prozent. Die Stimmanteile der restlichen fünf weiteren Kandidaten lagen im einstelligen Prozentbereich. Und das alles bei einer Wahlbeteiligung von knapp 47 Prozent.
Nun geht das Kopf-an-Kopf-Rennen in die Finalrunde. Schneidewind ist sich sicher: "In der Stichwahl geht es in erster Linie um die Personenfrage: Wen hältst du für den geeigneten OB, wer nimmt all die Herausforderungen an und wer geht mit der Stadt wirklich gut um." Politische Führungsaufgabe eines Oberbürgermeisters sei es, "eine Vision für die Stadt zu haben." Er wolle nicht nur ausführendes Organ einer Verwaltung oder eines Rates sein, so Schneidewind in einem Gespräch mit t-online.
"Alle Kräfte mobilisieren"
Für ihn komme es darauf an, "langfristig Weichen zu stellen für eine strategische Führung, die die Stadt dringend brauche." Und weiter: "Wir werden jetzt noch einmal alle Kräfte mobilisieren, und vor allem den Haustür- und Straßenwahlkampf forcieren," so Schneidewind. Nun sei es wichtig, die weiter zu binden, "die mich bereits gewählt haben und natürlich die zu überzeugen, die den Wechsel an der Spitze und damit einen wirklichen Aufbruch wollen."
Andreas Mucke, seit 2015 an der Spitze von Rat und Verwaltung im Barmer Rathaus, zeigt sich – ob des doch recht knappen Ergebnisses – kampfbereit. Und auch seine Partei, die Wuppertaler Sozialdemokraten seien "bis in die Haarspitzen motiviert und bereit, noch eine Schüppe drauf zu legen", so Mucke gegenüber t-online. Mit seinem bisherigen Abschneiden sei er durchaus zufrieden. Darauf lasse sich gut aufbauen: "Natürlich ist es jetzt vorrangiges Ziel, neue Wählerinnen und Wähler für mich zu gewinnen."
FDP für beide Kandidaten wichtig
Dass es ihm an Visionen für die Stadt fehle, will Mucke nicht stehen lassen: "Denken Sie nur an das Stadtentwicklungskonzept, das wir im Herbst 2019 verabschiedet haben." 90 Jahre lang habe der Stadt ein solches strategisches Konzept gefehlt. Da sei das Pina-Bausch-Zentrum, die Bundesgartenschau, der Grüne Zoo und Wuppertal als digitale Leitkommune. "Wir ruhen uns keineswegs auf dem Geschaffenen aus", zeigt sich Mucke stolz. Aber: "Visionen müssen auch zur Stadt und zu ihren Menschen passen." Zudem sei es wichtig, das Soziale im Blick zu behalten. "Es gibt viele Menschen, die in Armut leben. Auch die müssen wir mitnehmen."
Natürlich schielen beide Kandidaten in Richtung FDP. Der Spitzenkandidat der Liberalen, Marcel Hafke, hat, wenn auch weit abgeschlagen, immerhin 7,4 Prozent der Stimmen für sich einfangen können – Prozentpunkte und Wählerstimmen, die bei der Schlussabrechnung ins Gewicht fallen könnten. Hafke sei zu Recht mit dem Anspruch angetreten, Wuppertal könne mehr, so Schneidewind.
Da gebe es viele inhaltliche Übereinstimmungen. "Viele der Hafke-Wähler wollen den ökonomischen Aufbruch, andere auf keinen Fall ein weiter so", ist sich Schneidewind sicher. Und auch Andreas Mucke hat die liberalen Wähler fest im Blick: "Natürlich will ich die FDP-Stimmen für mich gewinnen, aber auch die Stimmen der anderen ausgeschiedenen Kandidaten und der Kandidatin." So bleibt es spannend – bis zum Schluss.
- Gespräche mit Uwe Schneidewind und Andreas Mucke
- Eigene Recherchen