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Lucha rechnet mit mehr Corona-Toten in Heimen


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Lucha rechnet mit mehr Corona-Toten in Heimen

Von dpa
17.01.2022Lesedauer: 3 Min.
AltenheimVergrößern des Bildes
Ein Schild weist auf ein Altenheim hin. (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild/dpa-bilder)

Nach Corona-Ausbrüchen mit mindestens 14 Toten in zwei badischen Pflegeheimen rechnet Gesundheitsminister Manne Lucha mit weiteren solchen Fällen im Land. Solange es noch keine allgemeine Impfpflicht gebe, würden sich einzelne Ausbrüche nicht komplett verhindern lassen, sagte der Grünen-Politiker am Montag in einer Sondersitzung des Sozialausschusses des Landtags. Trotz milderer Verläufe der Omikron-Variante werde es auch zu weiteren Todesfällen in Heimen kommen - vor allem bei ungeimpften und nicht geboosterten Bewohnern.

Lucha berichtete von 275 Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen seit Anfang Oktober 2021 im Land mit 270 Todesfällen. Er rief im Ausschuss erneut zur Impfung auf, stellte aber auch klar, dass den Behörden die Hände gebunden seien. "Wenn sich Bewohnerinnen und Bewohner, Betreuer und Beschäftigte gegen eine Auffrischungsimpfung entscheiden, ist das Stand heute leider hinzunehmen", sagte der Minister. Das sei eine bittere Erkenntnis.

Bei einem Corona-Ausbruch in einem Rastatter Pflegeheim waren vor kurzem 13 Menschen gestorben. Keiner von ihnen hatte eine Auffrischungsimpfung. Manche seien keinmal, andere ein- oder zweimal geimpft gewesen. In Gaggenau war ein Bewohner an oder in Verbindung mit Corona gestorben.

Lucha berichtete von deutlichen Unterschieden bei den Impfquoten in den Einrichtungen. Beim Ausbruch in Rastatt seien etwa nur 55 Prozent der Bewohner geboostert gewesen und sogar nur 25 Prozent der Beschäftigten. In Gaggenau hingegen waren zum Zeitpunkt des Ausbruchs 76 Prozent der Bewohner und 61 Prozent der Beschäftigten geboostert. Die Zahlen stünden exemplarisch für die Heterogenität der Impfquoten in den Einrichtungen, sagte Lucha. Diese hingen auch von einer Binnendynamik in den Einrichtungen ab. "Sind ein paar wenige starke Impfskeptiker da, können die die Belegschaft aufwiegeln und es werden Zweifel gestreut."

Sébastien Oser vom Landratsamt Rastatt berichtete zudem von großen Unterschieden innerhalb des Rastatter Heims. In drei von fünf Wohnbereichen lag die Boosterquote ihm zufolge bei 80 Prozent und mehr, in zwei weiteren Wohnbereichen aber bei deutlich unter 50 Prozent. Oser sprach von einer "Dynamik", von der sich der ein oder andere habe anstecken lassen.

Man sei mehrfach auf die Träger zugegangen mit Impfangeboten, aber die Entscheidung liege bei den Betroffenen, so der grüne Minister. "Wenn trotz mehrfacher Ansprache Einrichtungen sich nicht an die mobilen Impfteams, an die Heimaufsicht, an die Gesundheitsämter, an die Kassenärzte, an die betreuenden Ärzte wenden, muss davon ausgegangen werden, dass offensichtlich kein weiterer Unterstützungsbedarf besteht." Die Impfung sei weiterhin freiwillig und liege damit auch in der stationären Langzeitpflege in der Eigenverantwortung der Bewohner oder in der gemeinsamen Verantwortung Angehöriger oder rechtlicher Betreuer. Es mangele nicht am Angebot oder an aktiv aufsuchender Hilfe.

Die SPD im Landtag sieht das anders. Die Ausbrüche in Pflegeheimen seien nicht nur ein Thema allein der Impfunwilligen, sagte die Abgeordnete Dorothea Kliche-Behnke. Es gebe große Unterschiede in der Boosterquote zwischen Baden-Württemberg und anderen Ländern, weshalb die Ausbrüche politisch aufgearbeitet werden müssten. "Es darf nicht bei reinen Appellen bleiben", sagte sie in Richtung Lucha. "Reine Information ist hier zu wenig."

Nach einer Auswertung des Landesgesundheitsamtes hatte zum Jahresende jeder dritte Heimbewohner im Südwesten noch keine sogenannte Booster-Impfung, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde - die Quote der zum dritten Mal Geimpften lag nur bei 68 Prozent. In Rheinland-Pfalz lag die Booster-Quote in den Heimen nach Angaben des SWR bei 85 Prozent. Bei den Beschäftigten lag die Quote der Geboosterten laut LGA noch deutlich unter dem Wert der Bewohner: Nur 37 Prozent der Mitarbeitenden haben bisher eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Kliche-Behnke berichtete von einem Bürger aus ihrem Wahlkreis, der vier Wochen lang darauf drängen musste, bis sein Vater in einem Pflegeheim seine Auffrischungsimpfung erhalten habe. "Solche vier Wochen können wir uns nicht leisten", kritisierte sie. Er bedauere solche Einzelfälle, aber stellvertretend für die Impfkampagne des Landes seien sie nicht, entgegnete Lucha. Die AfD sprang dem grünen Minister bei. "Viel mehr kann man nicht machen", sagte die Abgeordnete Carola Wolle. Man könne dem Ministerium nicht viel vorwerfen.

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