Verkehrsunfälle Fast täglich stirbt ein Mensch auf den Straßen im Südwesten

Es wurden weniger Menschen bei Unfällen verletzt, weniger kamen ums Leben. Wesentliche Gründe, wenn es mal wieder crasht auf der Straße: das Tempo. Und der Alkohol.
Etwa alle 90 Sekunden ist im vergangenen Jahr irgendwo im Land entweder ein Mensch angefahren worden oder es krachte auf Baden-Württembergs Straßen. Im Durchschnitt 35 Mal pro Stunde ereignete sich ein Unfall und fast jeden Tag kam auf einer Straße in Baden-Württemberg ein Mensch ums Leben, wie aus einer Statistik des baden-württembergischen Innenministeriums hervorgeht.
Demnach wurden im Laufe des vergangenen Jahres 312.105 Unfälle registriert, das sind zwar einige mehr als im Jahr zuvor (+ 1,1 Prozent). Die Zahl der Menschen, die bei den Unfällen verletzt wurden oder die gar dabei ums Leben kamen, ist hingegen ein weiteres Mal gesunken.
Wichtige Punkte aus der Statistik:
Opfer
Laut Innenministerium erlitten bei den Unfällen 42.115 Menschen Verletzungen, das sind 1,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor und 12 Prozent weniger als vor zehn Jahren. Insgesamt 340 Menschen kamen im vergangenen Jahr bei Unfällen ums Leben, 29 weniger als 2023 und sogar 126 weniger als vor zehn Jahren, obwohl es damals deutlich weniger Unfälle gegeben hat. Bei den Schwerverletzten wurde nach Angaben von Innenminister Thomas Strobl (CDU) ein neuer Tiefstand erreicht.
"Der Anteil der Verkehrsunfälle mit Personenschaden am Gesamtunfallaufkommen wird immer geringer", sagte Strobl. Kam im Jahr 2010 bei 12,3 Prozent der Unfälle ein Mensch zu Schaden, so waren es 2023 noch 10,9 Prozent und im vergangenen Jahr 10,8 Prozent, wie er sagte.
E-Bikes und Radler
Wer auf einem Fahrrad mit Elektromotor unterwegs ist, hat sich statistisch auch im vergangenen Jahr einem deutlich größeren Risiko ausgesetzt als ein normaler Fahrradfahrer. Zwar ist die Zahl der Fahrradunfälle erneut gesunken. Laut Statistik hatten Unfälle mit einem sogenannten Pedelec aber häufiger tödliche Folgen als solche mit Fahrrädern ohne Motor.
Die Polizei registrierte nach Angaben des Innenministeriums 12.343 Unfälle mit Fahrrädern – mit und ohne Motor. Das sind zwar 2,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor, aber immer noch deutlich mehr als vor zehn Jahren (9.619). Dabei kamen 57 Radlerinnen und Radler ums Leben, 5 weniger als 2023. Weitere 1.818 Menschen wurden schwer verletzt.
Laut Ministerium war bei rund jedem dritten Fahrradunfall ein Pedelec beteiligt (4.204). 776 Pedelecfahrerinnen und Pedelecfahrer verletzten sich schwer. Von den 57 Todesopfern waren 33 mit einem Elektromotor unterwegs, der bis zu einem Tempo von 25 Kilometern pro Stunde beim Treten unterstützt. 20 von ihnen waren im Seniorenalter.
Mehr E-Scooter - deutlich mehr E-Scooter-Unfälle
Immer mehr Menschen nutzen E-Scooter - und immer mehr Menschen bauen Unfälle damit. Roller waren im vergangenen Jahr in 1.465 Verkehrsunfälle verwickelt, knapp 33,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Sieben Menschen kamen mit einem E-Roller ums Leben, vier mehr als im Jahr zuvor.
Nach Angaben Strobls war für fast jeden fünften Unfall (17, 6 Prozent) mangelnde Verkehrstüchtigkeit vor allem durch Drogen und Alkohol verantwortlich. "Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass es sich bei einem E-Scooter um ein Kraftfahrzeug handelt, für das dieselben Regeln gelten wie sonst auch", sagte der Minister. Dennoch spricht er sich nicht für eine Helmpflicht aus.
Kinder und Senioren
Seniorinnen und Senioren waren im vergangenen Jahr häufiger in Unfälle verwickelt als im Jahr zuvor (plus 2,8 Prozent), allerdings ist die Zahl der älteren Menschen auch gestiegen. 127 von ihnen kamen bei Unfällen ums Leben (plus 7,6 Prozent). "Damit war mehr als jeder dritte Verkehrstote im Seniorenalter", sagte Strobl.
Die Zahl der getöteten Kinder stiegt überdeutlich von einem Fall im Jahr 2023 auf 14 Jungen und Mädchen bis 13 Jahre im vergangenen Jahr. Dabei ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern von 1.805 auf 1.739 (minus 3,7 Prozent) gesunken.
Strobl rief Erwachsene dazu auf, vor allem mit gutem Beispiel voranzugehen. "Denn wir Erwachsenen prägen das Verhalten unserer Kinder im Straßenverkehr maßgeblich", sagte er.
Ursachen für Unfälle
Es ist auch im vergangenen Jahr dabei geblieben: In Baden-Württemberg kracht es vor allem, weil Menschen zu schnell unterwegs sind, wie Strobl sagte. 117 der 340 Verkehrstoten und damit mehr als jeder Dritte (34,4 Prozent) verunglückte, weil zu schnell gefahren wurde.
Bei mehr als jedem zehnten tödlichen Verkehrsunfall waren die verantwortlichen Menschen abgelenkt. Mehr als die Hälfte (31 von 57) der getöteten Fahrradfahrer trug keinen Helm. Und jeder dritte Tote (30,4 Prozent) hatte den Gurt nicht richtig und gar nicht an, wenn es eine Pflicht dazu gab. "Mit einfachen Mitteln kann jeder sich und andere schützen", sagte Strobl.
- Nachrichtenagentur dpa