Fiskalerbschaften Warum das Land Millionen erbt
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Wenn Erben einen Nachlass ausschlagen oder sich kein Empfänger findet, fällt die Erbschaft an den Staat. Er übernimmt alles: Gebäude, Autos, Hausrat. Die Zahl der Erbfälle ist auf einem Höchststand.
Das Land Baden-Württemberg ist im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Mal zum Erben geworden – ein neuer Höchststand. Insgesamt hat das Land von Bürgerinnen und Bürgern ohne Angehörige im Jahr 2024 6,7 Millionen Euro geerbt, wie das Finanzministerium mitteilt. Im Vorjahr waren es lediglich 2,5 Millionen Euro.
Egal ob Diamanten, Immobilien oder Autos: Wenn Erbschaften keinen Empfänger finden, fällt der Nachlass per Gesetz an den Staat. Man spricht von sogenannten Fiskalerbschaften. Die Höhe der Einnahmen schwankt stark über die Jahre. 2021 flossen etwa 7 Millionen Euro in die Landeskasse, im Jahr darauf 5,5 Millionen.
Auch Schmuck, Fahrzeuge und Versicherungen erbt das Land
Zu Fiskalerbschaften gehören neben Immobilien auch häufig Gegenstände wie Mobiliar, Schmuck und Fahrzeuge, aber auch Versicherungen oder Betriebe. "Welche Art von Gegenständen am häufigsten geerbt wird, lässt sich auf Grund der Vielzahl der Fälle nicht sagen", teilte das Ministerium mit.
Aktien, Edelmetalle und andere Wertsachen würden nach Antritt der Erbschaft zu marktüblichen Preisen verkauft. Der Staat kann diese Erbschaften im Gegensatz zu anderen Erben nicht ausschlagen.
Viel Arbeit für das Land
Fiskalerbschaften bedeuten aber auch viel Arbeit für das Land. Den Großteil machten überschuldete Nachlässe aus, für die häufig ein Nachlassinsolvenzverfahren beantragt werde, so das Ministerium. "Deshalb sind Fiskalerbschaften meist auch mit einem hohen personellen und finanziellen Aufwand für die Verwaltung verbunden, der sich nicht im positiven Ergebnis ausdrückt." Grundstücke und werthaltige Gegenstände müssten vom Land verwaltet und verwertet werden, Firmen müssten abgewickelt und Nachlassforderungen befriedigt werden.
- Nachrichtenagentur dpa