Trotz Kritik Kretschmann will an Grundschul-Leistungstests festhalten
Schon für die jetzigen Viertklässler soll die Grundschulempfehlung wieder verbindlicher werden. Ein Leistungstest ging allerdings gehörig schief - nun gibt es Debatten, wie man damit umgehen soll.
Trotz massiver Kritik an dem Instrument will Ministerpräsident Winfried Kretschmann am "Kompass 4"-Leistungstest für Grundschüler festhalten. "Wir müssen nicht, weil mal etwas schiefgelaufen ist, immer alles gleich infrage stellen", sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart.
Der Leistungstest war in den Fächern Deutsch und Mathe Ende 2024 erstmals verpflichtend an allen Grundschulen im Land durchgeführt worden und ist neben der Lehrerempfehlung und dem Elternwunsch ein Kriterium für die verbindlichere Grundschulempfehlung, die für die derzeitigen Viertklässler erstmals wieder greifen soll. Mit der Neuregelung, über die derzeit noch der Landtag berät, sollen künftig zwei von drei Kriterien den Ausschlag für die Wahl der weiterführenden Schule geben.
Vor allem an den Mathe-Aufgaben hatte es nach dem Test massive Kritik gegeben, diese seien zu schwierig gewesen, kritisierte etwa die Lehrergewerkschaft GEW. Eine erste Auswertung der Testergebnisse in Mathematik ergab laut Kultusministerium, dass nur 6 Prozent der Viertklässler das Niveau für eine Gymnasialempfehlung erreicht hätten und nur rund 8 Prozent das mittlere Niveau. 86 Prozent der Viertklässler erreichte demnach in Mathe nur eine Empfehlung für das grundlegende Niveau. In Deutsch fiel der Test demnach besser aus.
Wie umgehen mit den schlechten Testergebnissen?
Strittig ist, wie mit den Ergebnissen des Tests nun umgegangen werden soll. Die SPD-Fraktion forderte, das Verfahren in diesem Jahr auszusetzen. Auch der Landeselternbeirat hatte zuvor gefordert, dass der Test in diesem Jahr nicht ausschlaggebend sein dürfe.
Kretschmann sprach von einem sogenannten "Günstigkeitsprinzip". "Wenn das günstiger ist für eine Schülerin, weil sie den Test gut gemacht hat, kann er herangezogen werden", sagte Kretschmann, der auch von einer "Kulanzregelung" sprach.
Ein Sprecher des Kultusministeriums betonte, es gebe keine Änderungen beim "Kompass 4"-Test. Es handle sich dabei nur um einen alternativen Weg zur Gymnasialempfehlung. Maßgeblich bleibe die Empfehlung der Schule. "Wir gehen davon aus, dass die Lehrkräfte wie in den vergangenen Jahren auch ihre Empfehlung für die weiterführende Schulart unabhängig und nach bestem fachlichen Vermögen treffen. Damit kann Kompass 4 den Schülerinnen und Schülern immer nur zum Vorteil, aber nicht zum Nachteil gereichen", sagte der Sprecher.
Einer Verschiebung der Einführung der verbindlicheren Grundschulempfehlung wegen des zu schweren Tests erteilte Kretschmann ebenfalls eine Absage. Nachdem man den Prozess eingeleitet habe, könne man nun nicht einfach zurückziehen. "Das ist einfach nicht sinnvoll und führt zu noch schwereren Verwerfungen und Kritiken, als es jetzt ein fehlerhafter Test macht."
- Nachrichtenagentur dpa