Trotz Schwächephase Olympia kann kommen: Handballer feiern Testsieg gegen Ungarn
Die deutschen Handball-Teams bestehen den doppelten Olympia-Test. Am Sonntag steigt die Generalprobe für Paris.
Als die deutschen Handballer den nächsten Testsieg auf dem Weg zu den Olympischen Spielen feierten, guckte Bundestrainer Alfred Gislason nicht gerade glücklich. Beim 33:29 (20:13)-Sieg gegen Ungarn war der Isländer vor allem mit der langen Schwächephase in der zweiten Halbzeit unzufrieden. Auch seine Spieler diskutierten unmittelbar nach Abpfiff. Am Ende bleibt wenige Tage nach dem vielversprechenden Sieg gegen Europameister Frankreich aber das nächste Erfolgserlebnis. Vor 5.022 Zuschauern in Stuttgart war Lukas Mertens mit sechs Toren bester DHB-Werfer.
Auch die DHB-Frauen setzten sich im Anschluss an gleicher Stelle gegen Ungarn mit 30:29 (15:11) durch. Im Gegensatz zu ihren Landsmännern erwischte die deutsche Auswahl einen schlechten Start, fand dank starker Paraden von Torhüterin Katharina Filter aber immer besser in die Partie. Kurz vor Ende holte der WM-Sechste einen Rückstand auf und drehte die Partie in letzter Minute. Bundestrainer Markus Gaugisch konnte zufrieden sein.
Auch Gislason hatte am Ende ein positives Fazit gezogen. "Ich bin recht zufrieden", sagte er bei Sport1. "In der ersten Halbzeit haben wir stark angegriffen und gut verteidigt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann etwas den Faden verloren." Kapitän Johannes Golla freute sich schon auf die Olympischen Spiele in Paris. "Das hat Lust auf das gemacht, was vor uns liegt." Der Sieg hat die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Medaillen-Mission in Paris weiter genährt.
Den deutschen Leistungseinbruch in der zweiten Hälfte dürfte auch der Olympia-Auftaktgegner Schweden wahrgenommen haben. Vor dem Duell mit den Skandinaviern am 27. Juli steigt für den deutschen Kader an diesem Sonntag noch die Olympia-Generalprobe. Erneut in Stuttgart trifft der Bronzemedaillengewinner von Rio auf Japan. Die Asiaten sind in Frankreich der zweite deutsche Vorrundengegner. Weitere Konkurrenten im Kampf um das Viertelfinale sind Kroatien, Spanien und Slowenien.
Sorgen um Semper
Das DHB-Team machte gegen Ungarn dort weiter, wo es gegen Frankreich aufgehört hatte - und das auch ohne Franz Semper. Um den Rückraumspieler gibt es aber Verletzungssorgen. Gislason berichtete nach der Partie: "Er hat Schulterprobleme. Wie ernst es ist, wissen wir noch nicht. Das werden wir morgen wissen." Der Deutsche Handballbund hatte die Abwesenheit vor Anpfiff noch mit "privaten Gründen" erklärt. Semper hatte sich durch eine überzeugende Bundesliga-Saison beim SC DHfK Leipzig für das Olympia-Aufgebot empfohlen.
Die Gastgeber entwickelten vor allem über Linksaußen Lukas Mertens enorme Torgefahr und erzielten alleine in den ersten zweieinhalb Minuten vier Tore. Ungarns Defensive wackelte gewaltig, im Angriff taten sich die Gäste gegen die kompakte deutsche Defensive schwer.
Deutschland dominierte die Partie nach Belieben und Gislason konnte früh experimentieren. Nach 15 Minuten tauschte der Isländer die Mannschaft auf dem Parkett fast komplett aus und teste eine sogenannte Sieben gegen Sechs - sieben deutsche Feldspieler, dafür ging Torhüter Andi Wolff raus. Selbst Rune Dahmke und Justus Fischer, die im Olympia-Aufgebot nur Reservespieler sind, bekamen ihre Einsatzminuten.
Die taktische Variante beeinträchtige den deutschen Lauf keineswegs. Nach rund 20 Minuten lag das DHB-Team mit sieben Toren in Führung (15:8).
David Späth wie immer
Für die nötigen Emotionen in einem zunächst einseitigen Spiel sorgte mal wieder David Späth. Die Nummer zwei im deutschen Tor kam in der zweiten Hälfte für Wolff und feierte seine Paraden gewohnt frenetisch.
Rund zwanzig Minuten vor Spielende erlaubte sich die DHB-Auswahl eine Schwächephase. Durch einfache Ballverluste schrumpfte der Vorsprung auf 25:21. Gislason, der wie gegen Frankreich 60 konstante Minuten gefordert hatte, meckerte an der Seitenlinie. Seine Miene blieb düster, als Mertens nach einem Schlag ins Gesicht das Feld verließ.
Das Selbstverständnis aus der ersten Halbzeit war weg. Bei den Abschlüssen fehlte die Genauigkeit, Ungarns Keeper parierte die wenigen deutschen Würfe aufs Tor sehenswert. Eine Leistungssteigerung in der Schlussphase ließ die Fans wieder jubeln.
- Nachrichtenagentur dpa