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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wartezeiten bis zu 19 Stunden Stuttgarter Ausländerbehörde versinkt im Chaos: Menschen campen vor Eingang
Die Wartezeiten sind lang, die Mitarbeiter überlastet: Weil derzeit bei der Ausländerbehörde in Stuttgart Chaos herrscht, campieren einige Menschen sogar nachts vor den Türen der Behörde, um einen Termin zu bekommen.
Es ist ein kühler Morgen im September. Vor dem Gebäude der Stuttgarter Ausländerbehörde am Josef-Hirn-Platz stehen Dutzende von Menschen in einer langen Schlange. Einige haben Decken und Schlafsäcke dabei, denn sie haben die Nacht hier verbracht, um einen der begehrten Termine zu ergattern. Andere sind verzweifelt, weil sie nicht wissen, wie es mit ihrem Aufenthalt in Deutschland weitergeht.
Mehr Anträge, weniger Personal
Bei der Stuttgarter Ausländerbehörde herrscht seit Wochen Chaos. Das Amt ist zuständig für die Erteilung und Verlängerung von Aufenthaltstiteln für ausländische Staatsangehörige, die in Stuttgart leben und arbeiten wollen. Doch die Behörde ist überfordert. Es fehlt vor allem Personal, um die steigende Zahl von Anträgen zu bewältigen. Die Folge: Lange Wartezeiten, unzufriedene Kunden und gestresste Mitarbeiter. Laut eines Berichts der "Stuttgarter Zeitung" gab es Menschen, die bis zu 19 Stunden vor dem Gebäude warteten.
Teilweise führt das zu dramatischen Situationen: Der "Südwestrundfunk" (SWR) berichtet vom Fall eines Mannes, der in Stuttgart arbeitete und ausreisen wollte, nachdem er monatelang keinen Termin bei der Behörde bekommen hatte. Doch am Flughafen wurde er dem Bericht zufolge aufgehalten, weil sein Visum einen Tag abgelaufen war. Er musste ein Bußgeld zahlen.
"Komplizierte Angelegenheit"
Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler) erklärte gegenüber dem SWR, dass die Situation verschiedene Ursachen habe. Zum einen sei es schwierig, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das komplizierte Ausländerrecht zu gewinnen. Aber auch wegen der hohen Mieten und Lebenshaltungskosten in der Landeshauptstadt würden zu wenige Bewerbungen aus dem Umland eingehen.
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Maier versprach jedoch Verbesserungen. Die Stadt werbe seit Jahresbeginn massiv über soziale Medien für neue Mitarbeiter. 17 neue Kräfte sollen nach seinen Worten bis Ende 2023 eingestellt werden. Außerdem will Maier die Prozesse innerhalb der Ausländerbehörde optimieren.
Von den langen Wartezeiten profitieren unterdessen die Geschäfte in der Nachbarschaft der Behörde: Gegen Gebühr bietet zum Beispiel eine Shishabar an, die dortigen Toiletten zu nutzen, wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtet.
- swr.de: "Probleme bei Ausländerbehörde werden erst einmal bleiben" (abgerufen am 6.9.2023)
- stuttgarter-zeitung.de: "Überforderte Ausländerbehörde in Stuttgart" (abgerufen am 6.9.2023)