Entwürdigendes Vorgehen bei Klimablockade? "Die sollen Schmerzen haben": Schwere Vorwürfe gegen Polizistin
Eine Polizistin übergießt in Mannheim eine Aktivistin der "Letzten Generation" mit Öl. Der Vorfall ist in einem Video dokumentiert. Doch offenbar nicht der einzige.
Unterstützer der "Letzten Generation" haben schwere Anschuldigungen gegen eine Polizistin der Mannheimer Polizei erhoben. Die Beamtin hatte einer Klimaaktivistin bei einer Sitzblockade auf der Konrad-Adenauer-Brücke Pflanzenöl über den Kopf gekippt. Ein Video von dem Vorfall hatte die Gruppe auf ihren X-Account (ehemals Twitter) geteilt. Offenbar nicht die einzige Verfehlung der Polizistin, wie aus einer Pressemitteilung der "Letzten Generation" von Mittwoch hervorgeht.
In dieser berichten gleich mehrere Aktivisten vom groben und unverhältnismäßigen Verhalten der Beamtin. Nicht nur auf der Straße, sondern auch bei der anschließenden Leibesvisitation auf der Wache des Polizeipräsidiums Mannheim.
Frau soll weitere Aktivisten übergossen haben
So habe die Polizistin den Klimaaktivisten unter anderem die Benutzung von Kältespray nach dem Lösen vom Asphalt verweigern wollen. Dieses wird genutzt, um die Hände zu kühlen und Verletzungen zu verhindern. Als eine Kollegin einem Unterstützer der "Letzten Generation" ein Spray reichen wollte, soll sie unter anderem mit den Worten "Die sollen Schmerzen haben, die sind ja auch selber schuld", versucht haben, dies zu verhindern.
Zudem soll sie neben der im Video zu sehenden Frau auch weitere Aktivisten mit Öl und Desinfektionsmittel übergossen haben. "Mir wurde von ihr Desinfektionsmittel über Hand und Hose gegossen, ohne jede Vorwarnung. Anschließend riss sie mir die Finger vom Asphalt", beschreibt eines der Gruppenmitglieder die Situation in der Mitteilung.
"Letzte Generation" wünscht sich Gespräch
Nicht weniger zimperlich soll sich die Frau nach den Schilderungen der "Letzten Generation" auch auf der Wache verhalten haben. Mehrere weibliche Mitglieder der Klima-Gruppe berichten von teils entwürdigenden und demütigenden Situationen. So hätten sich die Aktivistinnen komplett entkleiden müssen. Eine Frau erzählte, sie habe sich breitbeinig vor eine Liege stellen müssen, einer anderen soll die Beamtin die Pobacken auseinandergezogen haben.
Raúl Semmler, Schauspieler und Synchronsprecher sowie Unterstützer der "Letzten Generation" Rhein-Neckar erklärte, man habe bislang einen sehr guten Kontakt mit der Mannheimer Polizei gehabt. "Wir würden uns über ein Gespräch mit allen am Einsatz Beteiligten freuen".
Polizei will Anschuldigungen nachgehen
Das Polizeipräsidium Mannheim erklärte am Mittwoch auf Anfrage von t-online, man habe von den durch die "Letzte Generation" verbreiteten neuen Informationen Kenntnis genommen. Die getroffenen Angaben würden "natürlich in den bereits eingeleiteten strafrechtlichen und beamtenrechtlichen Bewertungsprozess" einfließen. Da dieser Vorgang mit Sorgfalt und in Abstimmung erfolgen müsse, nehme dieser Zeit in Anspruch. "Disziplinarrechtliche Maßnahmen müssen rechtssicher und unter Einhaltung gewisser Regularien getroffen werden", teilte ein Sprecher mit.
In einer ersten Stellungnahme hatte sich die Polizei bereits am Dienstag zu dem im Video zu sehenden Vorfall geäußert. Derzeit werde geprüft, ob sich "aus dem Verhalten strafrechtliche und disziplinarrechtliche Konsequenzen für die Beamtin ergeben" würden, hieß es in einer Mitteilung.
- Pressemitteilung der "Letzten Generation" vom 6. September 2023
- Kontakt mit dem Polizeipräsidium Mannheim am 6. September 2023
- twitter.com: Beitrag von @AufstandLastGen
- Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Mannheim vom 5. September 2023
